Berge und Meer. So einfach könnte man Costa Rica auch beschreiben. Von Quepos aus führt uns der Weg in bergige Regionen. Wir fahren zunächst an der Pazifikküste entlang nach Jaco, wo wir bei der Verkehrspolizei einen Bericht über den Fahrerfluchtunfall an unserem Mietwagen anfordern. Danach geht es nördlich von San José ins Inland und dann auf kurvigen Straßen in Richtung La Fortuna. Hier am Fuße des Vulkan Arenal kann man einiges unternehmen. Über die Nebelwaldregion Monteverde fahren wir dann hinab auf die Nicoya Halbinsel. Diese ist bekannt für ihre traumhaften Strände und die vielen Meeresschildkröten, die um diese Jahreszeit zur Eiablage an den Strand kommen. Hier findet man noch einsame und verschlafene Regionen, aber auch den „Ballermann“ Costa Ricas. Man sollte sich als im Klaren sein, was man möchte. Ihr kennt uns zwischenzeitlich sicher recht gut und wisst, worauf unsere Wahl fällt.
Inhalt
Orte von Interesse / Route
Hier findet ihr die Route und die Punkte von Interesse auf dem zweiten Teil unserer Reise durch Costa Rica.
Sehenswertes & Sehenwürdigkeiten, Erlebnisse und Begegnungen
Bevor wir in Quepos endgültig in Richtung La Fortuna aufbrechen können, müssen wir zunächst die lokale Polizeidienststelle aufsuchen. Obwohl unsere Mietwagenfirma Alamo nicht auf einem Polizeireport bezüglich unseres Parkunfalls mit Fahrerflucht besteht, möchte der Vermittler Check24, über den wir die Zusatzversicherungen gebucht haben, diesen Report sehen. Also auf ins Vergnügen! Die Touristenpolizei ist sehr hilfreich und eskortiert uns zum Büro der OIJ (Policia Judicial). Der freundliche Beamte dort spricht hervorragend Englisch und informiert uns, dass sich die OIJ nur um Kapitalverbrechen kümmert. Wenn wir also nicht mindestens einen Raub oder noch besser Mord und Totschlag anzuzeigen haben, sind wir hier leider falsch. Wir sollen gut 60 Kilometer die Küste hinauf nach Jaco fahren, wo die Verkehrspolizei einen Stützpunkt hat. Ok, liegt auf dem Weg.
In Jaco müssen wir erst einmal suchen, wo die Verkehrspolizei ist. In der Garage eines ziemlich heruntergekommenen Gebäudes steht ein Polizeiwagen mit platten Reifen. Drumherum eine ziemliche Unordnung. Als wir rufen, kommt ein Mann in Uniform angeschlappt und ist zunächst gar nicht begeistert von uns Plagegeistern aus Deutschland. Eigentlich will er uns nicht so recht helfen und erst als Tanja ziemlich auf die Tränendrüse drückt und alle relevanten Details auf Spanisch zusammenschreibt, zückt er seinen „Polizeiblock“, auf dem er unsere Anzeige notiert. Wir bekommen einen unleserlichen Durchschlag und dürfen gehen. Es ist uns schon klar, das nirgendwo auf der Welt wegen eines eingedrückten Stoßfängers ermittelt wird. Er hätte aber wenigstens so tun können, als ob ihn das Thema interessiert.
La Fortuna / Vulkan Arenal und Umgebung
Nördlich von San José fahren wir auf kurvigen Straßen in Richtung La Fortuna. Generell kommt man in Costa Rica wirklich nicht so schnell voran, die Angaben bei Google Maps sind immer zu optimistisch. Tatsächlich wird hier die WAZE App von vielen Menschen zum Navigieren benutzt und das dafür benötigte mobile Datenvolumen ist bei unserem Netzbetreiber Movistar unlimitiert inklusive. Die App kannte ich schon, sie wird aber in Deutschland nicht von vielen Menschen benutzt. Hier in Costa Rica ist das anders und man bekommt gute Live-Daten was die Verkehrssituation angeht und wirklich jeder mobile oder stationäre Blitzer und jede Polizeikontrolle wird in der App mit dem nötigen Vorlauf gemeldet – super!
Wir fahren durch das Städtchen La Fortuna und von dort noch ein paar Kilometer den Berg hinauf zu unserer Unterkunft „Hotel Casa Torre Lodge“. Hier haben wir einen einfachen Bungalow mit Bad und Blick auf den Vulkan Arenal gebucht. Direkt von unserer kleinen Veranda aus können wir die Kolibris an den Blüten und die Tukane an den Bananenpalmen beobachten. Im Hintergrund erhebt sich der wunderschön kegelförmige Vulkan. Soviel sei verraten: In fünf Tagen sehen wir ihn nicht einmal ohne seine charakteristische Wolkenmütze. Die Gastgeber sind herzlich und hilfsbereit und warten mit einigen Tipps auf.
Mistico Arenal Hanging Bridges
Direkt hinter des Staudamm des Arenalsees geht es hinauf zu den Mistico Arenal Hanging Bridges. Auf einem größeren Areal sind immer wieder Täler mit Hängebrücken überspannt, die zum Teil in schwindelerregenden Höhen über die Baumwipfel führen. Das Gelände hat zum Teil den Charme eines botanischen Gartens und man kann im Wald Affen und Faultiere sehen. Der Besuch hier hat uns sehr gut gefallen. Es ist ein auf positive Weise „harmloser“ Spaß und ein schöner Spaziergang für die ganze Familie.
Vulkan Tenorio / Rio Celeste
Entlang des Lago Arenal windet sich die schöne Uferstraße bis nach Nuevo Arenal. Dieses kleine Dorf am Ufer des Sees hat nicht sehr viel zu bieten, es gibt ein paar Restaurants, Unterkünfte und Einkaufsmöglichkeiten. Hier ist auch die „German Bakery“, Tom’s Pan. Diese hatten wir schon vor acht Jahren besucht und waren damals nicht sehr begeistert. Dieses Mal kaufen wir dort süße Backwaren, die wirklich gut schmecken! Der Preis ist zwar fast doppelt so hoch wie in Deutschland, das liegt aber sicher an den Kosten für die Rohstoffe. Unsere Reisen haben uns gelehrt, dass Lebensmittel (wenn man nicht nur Mais-Pap aus 20 kg Säcken oder Reis mit Bohnen essen möchte) fast überall auf der Welt teurer als bei uns in Deutschland sind. Das ist etwas, was uns immer wieder sehr zu denken gibt.
Wir folgen der schmalen Straße in Richtung Parque Nacional Tenorio. Am Hang dieses Vulkans kann man eine Wanderung machen, auf der man dem Rio Celeste bis zu seinem Ursprung folgt. Der Rio Celeste ist berühmt für seine mineralisch-türkisblaue Farbe.
Als wir ankommen, hängt der Himmel voller Geigen. Zum Glück gibt es das Wetterradar und wir entscheiden uns, eine Stunde mit Kaffeetrinken zu verbringen. Der Regen hört auf und als wir uns auf den Weg machen, kommt sogar immer wieder die Sonne raus. Insgesamt (hin und zurück) ist der Spaziergang am Rio Celeste ca. 5,5 Kilometer lang. Es geht aber auf und ab und der Weg ist ziemlich matschig, weshalb gutes Schuhwerk von Nöten ist. Wir sehen immer wieder spannende Tiere im Wald entlang des Weges, unter anderem zwei Schlangen, die direkt am Wegesrand lagern. Der Ausblick auf den Wasserfall des Rio Celeste mit dem türkisblauen See ist wirklich wunderschön. Schade, dass man hier nicht mehr schwimmen darf.
Mit dem Auto sind wir ungefähr zwei Stunden unterwegs, um wieder zurück in die Gegend um La Fortuna zu kommen. Wenn man von der Hauptroute abweicht, findet man sich schnell auf rauen Dirt Roads wieder und wir freuen uns, unser kleines SUV zu fahren. Hier macht etwas mehr Bodenfreiheit und Allrad wirklich Sinn.
Aquas Termales – Heiße Quellen um La Fortuna
Der Vulkan Arenal ist ein aktiver Vulkan. Immer mal wieder bricht er auch aus. Eine Anekdote dazu ist, dass man hier in der Gegend auf offiziellen Parkplätzen immer rückwärts, also in „Fluchtrichtung“ einparken muss. Ich stelle mir vor, wir würden das vom einen auf den anderen Tag auf deutschen Supermarktparkplätzen fordern. Bestenfalls wären Stau und ratlose Gesichter die Folge.
In La Fortuna werben unendlich viele Aquas Termales um die Gunst der Besucher. Der Besuch der Termalquellen kann dabei beliebig viel kosten: Vom kostenlosen Besuch des „heißen Flusses“ bis hin zum Luxus-Spa ist alles dabei. Wir entschieden uns zuerst für die kostenlose Variante und halten Abends beim heißen Fluss an (siehe Karte). Hier kann man einfach an einer Brücke an den Fluss hinunter steigen. Das Wasser ist wirklich badewannenwarm und man kann sich einfach irgendwo in die Fluten setzen. Zwei Abende später besuchen wir die mit ca. 7 Dollar pro Person günstigen „Termalitas del Arenal“. Hier wird das warme Wasser in Becken gefasst und die Stimmung ist ausgelassen, denn das Bad wird fast nur von Einheimischen besucht.
Monteverde
Wir verabschieden uns von dem Casa Torre und werfen nochmals einen Blick in den Baum hinter den Bungalows: Hier hing in den letzte Tagen immer ein trächtiges Faultier. Ihr mögt euch wundern, aber auch diese bedächtigen Tiere paaren sich…sie machen’s nur gaaannnnz langsam :-).
Wieder fahren wir am Lago Arenal vorbei und von dort Richtung Monteverde. Die Region, denn man kann eigentlich nicht von einer Stadt mit diesem Namen sprechen, ist bekannt für aktionreiche Freizeitaktivitäten und für seine „Nightwalks“, bei denen man die Tier- und Pflanzenwelt der Region bei Nacht bewundern kann.
Wir beziehen Quartier in der schönen kleinen Ferienwohnung „Casa Rayo de Luna“. Die Gastgeber sind extrem hilfsbereit und warten mit vielen tollen Tipps für uns auf. Da das Wetter mitspielt, entscheiden wir uns direkt, eine große Runde „Ziplining“ zu machen:
Zip-Line mit 100% Aventura
Wer noch nie Ziplining gemacht hat: Hierbei wird man mit Gurtzeug versehen und klingt sich in Drahtseile ein, die über dem Boden zwischen Bäumen oder sogar Täler überspannend aufgehängt sind. Anders als in einem Hochseilgarten hängt man direkt im Seil und saust von einem Seilende zum anderen, zum Teil mit bis zu 70 Stundenkilometern! Hier bei 100%Aventura läuft alles extrem professionell ab. Das Gurtzeug ist modern und wenig abgenutzt, es sind viele Helfer da, die einem beim Anziehen und Überprüfen der Ausrüstung helfen. An jeder Station wird man ein- und ausgeklinkt und muss sich selber um nichts kümmern.
Extrem schön ist der lange „Superman“. Hier wird man am Rücken eingehängt und die Füsse werden ebenfalls mit zusätzlichen Rollen am Seil befestigt. Man liegt so horizontal in der Luft und „fliegt“ 1500 Meter weit über ein Tal. Es fühlt sich an wie fliegen ohne Flugzeug, weshalb das ganze eben auch „Superman“ genannt wird. Ein sehr spannendes Gefühl, das Adrenalin schießt aber nicht so hoch und man kann auch noch nebenbei die Aussicht genießen.
Anders beim „Super-Tarzan-Swing“: Hier wird man in ein Seilpendel eingeklinkt und steht auf einer 40 Meter hohen Plattform. Ähnlich wie beim Bungeespringen macht man einen Schritt in den Abgrund und fällt erst einmal frei. Dann pendelt man wie wild hin und her. Ich fand den Schritt in die Tiefe viel krasser als erwartet, habe einen Urschrei abgelassen und war danach aufgepumpt mit Adrenalin und Glückshormonen. Um mal wieder ein Afrika-Bild zu bringen: So muss sich das Zebra fühlen, wenn es nach wilder Jagt dem Löwen entkommen ist.
Nicoya Halbinsel
Über Las Juntas fahren wir wieder hinab an den Pazifik. Der Weg führt uns auf die Nicoya Halbinsel, genauer gesagt in den südwestlichsten Zipfel an den Playa Montezuma. Die Straße nach Paquera ist ganz neu und aus unserer Sicht total überdimensioniert gebaut. Wahrscheinlich fällt dies vor allem deshalb so auf, weil die restliche Straßeninfrastruktur in Costa Rica eher bescheiden ist: Tolle kurvige Straßen, aber oftmals knietiefe Schlaglöcher.
Montezuma
Das Städtchen Montezuma ist eine kleine Siedlung mit Gästehäusern, ein paar kleinen Supermärkten, Bars und Restaurants. Wir mieten uns ein in das Hotel „Cabinas Mar y Cielo“. Unser einfacher aber sauberer Raum mit Bad hat Meersicht und da wir etwas aufs Budget schauen müssen (ja, Costa Rica ist teuer), sitzen wir hier oft, genießen den Blick, trinken Dosenbier und essen belegte Brote. Die Strände um Montezuma sind wirklich schön und abwechslungsreich: Südlich wechseln sich felsige Abschnitte mit Gezeitenpools und kleinere Sandbuchten ab. Man kann bis zum schönen Playa las Manchas laufen und auf dem Rückweg im Soda „Tipica las Palmeras“ einkehren. Kaum geht man ein paar hundert Meter, sind kaum noch Menschen unterwegs und man kann die Einsamkeit genießen.
Nördlich von Montezuma beginnt der gleichnamige lange Sandstrand. Hier hat die Organisation ASVO eine Aufzuchtstation für Meeresschildkröten eingerichtet. Wir fragen bei ein paar der jungen Freiwilligen nach, ob frisch geschlüpfte Schildkröten ins Meer gelassen werden, schließlich ist gerade Saison. Niemand weiß so recht Bescheid. Wir treffen also um 16 Uhr an der Station ein und mit uns eine ganze Menge anderer Leute. Nach einer halben Stunde des Wartens ist klar, dass heute nichts mehr passieren wird. Am nächsten Nachmittag ist es dann aber soweit: Knapp 100 frisch geschlüpfte Olive Ridley Schildkröten werden auf dem Strand ausgesetzt, um selbstständig ins Meer zu gelangen. Hintergrund: Der Bestand aller Meeresschildkröten gilt als gefährdet. Nachdem die erwachsenen Weibchen am Strand ihre Eier abgelegt haben, werden diese durch die Schutzorganisationen ausgegraben und an einem sicheren Ort wieder im Sand vergraben. Hier sind sie vor Nesträubern, Haustieren oder unachtsamen Touristen geschützt. Je nach Art schlüpfen die Jungtiere dann ohne weitere Nestpflege nach ca. 40 Tagen.
Die kleinen Schildkröten legen ihren Weg über den Strand unterschiedlich schnell zurück und man merkt direkt, welche fit und stark und welche eher schwächlich sind. Der Weg über den Strand ist „Physiotherapie“ für die Tiere und darf ihnen auf keinem Fall abgenommen werden. Deshalb werden die Tiere nie direkt ins Meer gesetzt.
Die Helfer und Zuschauer (die hinter einer Linie bleiben müssen und nicht direkt in Kontakt mit den Tieren kommen) sind hilfreich, um Raubvögel fern zu halten. Deshalb werden die Schildkröten in der Regel auch erst zum Sonnenuntergang und bestenfalls bei Hochwasser ausgesetzt.
Als die letzte der kleinen Schildkröten kurz davor ist, das rettende Meer zu erreichen, stürzt sich ein geschickter Raubvogel herab und schnappt sie sich aus der Brandungszone. Da helfen auch die erschrockenen Buuuh-Rufe der versammelten Menschen nichts. Nur etwa eine von tausend geschlüpften Schildkröten erreicht das Erwachsenenalter. Der Rest geht als Proteinsnack in den Kreislauf des Lebens ein.
Samara
Von Montezuma fahren wir nach Samara. Hierzu müssen wir über die Stadt Nicoya fahren, da die Küstenstraße in schlechtem Zustand ist und wir ohnehin noch einkaufen müssen. Das Örtchen Samara ist ein ehemaliges Fischerdorf, in dem sich jetzt ein reges Angebot an Gästehäusern und Restaurants angesiedelt hat. Alles in kleinem Maßstab und vielfach mit einer „organic“ oder „vegan“ Ausrichtung. Wir haben uns ein Tiny-House über AirBNB gemietet, etwa einen Kilometer außerhalb von Samara in einer Nachbarschaft von Fischern. Hier beginnt tatsächlich noch nachts um zwei der Fischzug und allerlei Utensilien liegen herum. Unser nettes Häuschen sieht ein wenig verloren aus auf dem Grundstück, welches eher einen Schrottplatz-Charme verströmt. Die Leute sind aber sehr nett und hilfsbereit und als Willkommensgeschenk steht die wohl beste Ceviche im Kühlschrank, die wir je gegessen haben. Normalerweise meiden wir den rohen Fischsalat, aber hier, wo er von einer Fischerfamilie frisch zubereitet wurde, essen wir mit Appetit.
Arribada am Playa Ostional
Wir hatten auf unserer ganzen Reise bisher kein Glück dabei, Schildkröten zu sehen. Jetzt scheint sich aber das Blatt zu wenden. Nachdem wir bereits vor der Insel Cano viele Meeresschildkröten beim Tauchen gesehen hatten und uns das Glück mit den „Schlüpflingen“ in Montezuma hold war, steht nun das nächste Highlight bevor: Der „Arribada“, also die Ankunft der Olive Ridley Schildkröten zur Eiablage am Strand von Ostional. Immer ungefähr eine Woche vor Neumond kommen für vier bis sieben Tage jede Nacht hunderte oder gar tausende von Schildkröten an den Strand, um ein Nest zu graben, Eier abzulegen und dann wieder ins Meer zurückzukehren. Es war nicht ganz einfach, mit der zuständigen Organisation in Kontakt zu treten und Tickets für das Spektakel zu kaufen. Der Strand von Ostional ist ein Naturschutzgebiet und darf in den Tagen des Arribada nur mit einem Guide im Rahmen einer Führung für eine Stunde betreten werden. Wir sind glücklich, einen Platz bekommen zu haben, aber die Führung beginnt um 4:45 Uhr am Morgen! Also müssen wir früh aufstehen, denn wir haben von Samara aus ungefähr eineinhalb Stunden Fahrt auf miesen Pisten vor uns und mitten in der Nacht ist das ein spannender Ritt. Kurz vor Ostional müssen wir mit unserem „Offroader“ noch einen knietiefen Fluss überwinden, dann sind wir pünktlich da.
Mit einer kleinen Gruppe gehen wir dann im Morgengrauen an den Strand. Es ist Tag vier der Ankunft und tatsächlich ist der Strand voll von Olive Ridley Meeresschildkröten bei der Eiablage. Es herrscht ein Kommen und Gehen, denn die Tiere benötigen für diesen Prozess ca. 45 Minuten bis zu eineinhalb Stunden. Für uns ist es ein ganz besonderes Naturerlebnis, hier dabei sein zu dürfen. Die unter Wasser so gewandten Tiere sehen an Land plump und unbeholfen aus und man möchte ihnen am liebsten helfend zur Hand gehen. Es riecht streng und der Strand ist voller Eierschalen, da die Tiere bei der Eiablage einen Großteil der älteren Nester zerstören und die Eier vom Vormonat wieder ausbuddeln. Die Natur begegnet diesem Phänomen mit schierer Masse: Jedes der Tiere legt ungefähr 100 Eier mit weicher Schale, welche die Größe von Tischtennisbällen haben. Die Olive Ridley Schildkröten sind die kleinste Art unter den Meeresschildkröten und tragen im deutschen den klangvollen Namen „Oliv-Bastardschildkröte“, vermutlich weil sie ihre Nachkommen außerehelich zeugen ;-).
Tanja hatte sich extrem auf dieses Ereignis gefreut und wir beide waren glücklich, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. Die friedfertigen Tiere bereisen für Jahrzehnte die Weltmeere, finden aber immer wieder an ihren Geburtsort zurück. Diese Mischung aus Abenteuerlust und Heimatverbundenheit ist irgendwie imponierend.
Nosara und seine Strände
Von Samara aus besuchen wir auch das Örtchen Nosara. Hier sind die Preise recht hoch und es ist auch einiges los. Tatsächlich finden generell viele Nordamerikaner den Weg in diese Gegend, da der nahegelegene Flughafen in Liberia gute Verbindungen in die USA anbietet. Von Nosara aus findet man Zugang zu unterschiedlichen Stränden: Der südliche Playa Guiones ist gut zum Surfen und wird entsprechend frequentiert. Es ist witzig zu sehen, wie jede „Subkultur“ seine eigenen Uniformen hat. Die Klamotten, Frisuren und „Sonnencreme-Kriegsbemalungen“ der Surfer, sowie ein ausgeprägter Körperkult machen die Identifizierung dieser Spezies sehr einfach.
In der nächsten Bucht etwas weiter nördlich wartet mit dem Playa Pelada der für uns schönste Badestrand der Region auf Besucher. Hier ist wenig los und man findet immer ein schattiges Plätzchen, um nach dem Badespaß im Sand zu entspannen.
Playa Junquillal / Playa Blanca
Auf der Nicoya Halbinsel muss man ein wenig aufpassen, welchen Ort man aussucht. Hier gibt es von einsamen Orten für Naturliebhaber bis hin zum „Ballermann Costa Ricas“ alles. Da wir seit jeher Natur und entspannte Örtchen lieben, fällt die Wahl für unseren letzten Ort auf der Nicoya Halbinsel auf Playa Junquillal. Der dem langen Sandstrand vorgelagerte Ort besteht nur aus ein paar einfachen Restaurants und Gästehäusern, dazu einem kleinen Supermarkt mit allem was man als Selbstversorger benötigt. Wir mieten uns über AirBNB bei Steve und seiner Frau ein Zimmer. Die beiden betreiben die Firma SiCosta und bieten Surftouren an und organisieren komplette Urlaubsreisen für zumeist US-Amerikanische Touristen. Das saubere und modern eingerichtete Zimmer liegt auf dem kleinen Anwesen von David, einem sympathischen Aussteiger, der hier seinen Lebensabend verbringt. Hier fühlen wir uns richtig wohl! Das angebotene Frühstück ist lecker und was entscheidend ist: Der in fünf Minuten zu Fuss zu erreichende Playa Blanca ist für uns der schönste Strand in Costa Rica. Hier hat man Sand und Felsen, kann im Schatten liegen oder Yoga machen und das Meer ist nicht zu ruhig, so dass beim Baden immer etwas Aktion aufkommt. Immer wieder sehen wir, das direkt vor dem Strand Meeresschildkröten zum Atmen an die Wasseroberfläche kommen. Mit Schnorchel und Brille ausgerüstet machen wir uns auf zu einer Begegnung. Es dauert etwas, bis wir die Tiere unter Wasser erblicken, dann aber haben wir das Privileg, immer wieder mit ihnen schwimmen zu können.
Dieser Ort hat es uns wirklich angetan und wenn wir uns für einen einzigen Ort auf Nicoya entscheiden müssten, würden wir definitiv hier herkommen.
Am Playa Junquillal arbeitet auch die Organisation Verdiazul zum Schutz der Meeresschildkröten. Hier am Strand finden sich auch die Olive Ridley Meeresschildkröten ein, aber auch die seltenen Leatherbacks. Tatsächlich haben wir gerade Nachricht bekommen, dass zum ersten Mal seit zwei Jahren eines dieser seltenen Tiere zur Eiablage an den Strand gekommen ist. Die Arbeit der Naturschützer hier imponiert uns mehr als in Montezuma. Hier haben wir abermals die Möglichkeit zuzusehen, wie frisch geschlüpfte Schildkröten ins Meer entlassen werden.
Finca Canas Castilla
Drei Tage haben wir noch, bis wir unser Auto in San José zurückgeben müssen. Wir entscheiden uns, noch ein wenig „Urwald-Luft“ zu schnuppern und fahren zur Finca Canas Castilla. Diese 65 Hektar große Farm mit Campingplatz und Bungalows liegt unweit der Grenze zu Nicaragua und war vor acht Jahren unser erster Anlaufplatz in Costa Rica nach unserem Marathon durch El Salvador, Honduras und Nicaragua. Wir haben schöne Erinnerungen an diesen Ort, weil man direkt von der Veranda aus Klammeraffen und Faultiere beobachten kann, während man im Schatten uralter Baumriesen sitzt. Wir werden nicht enttäuscht: Es ist sogar schöner als erwartet. Die Gastgeber Agi und Guido, die 1997 aus der Schweiz nach Costa Rica gekommen sind, empfangen uns herzlich und wir machen ausgedehnte Spaziergänge auf dem Gelände, welches von Naturlehrpfaden durchzogen ist. Endlich sehen wir ein Zweifinger-Faultier, das hatte uns bisher noch gefehlt.
Die Zeit hier nutzen wir auch zur Planung der weiteren Reise. In der Bibliothek mit Bücher-Tauschbörse entdecken wir unseren alten Mexiko-Reiseführer, den wir hier vor acht Jahren abgestellt haben. Wir nehmen ihn wieder mit, der wird uns bestimmt noch gute Dienste leisten!
Zurück nach San José – wie geht es weiter?
Nach ca. viereinhalbstündiger Autofahrt erreichen wir das Mietwagenzentrum von Alamo in Belen (zwischen San José und dem Flughafen in Alajuela), wo wir unseren lädierten Mietwagen abgeben. Alles läuft gut, die Schadenssumme wird schnell auf 250 Euro festgelegt (dafür könnte ich das wohl nicht mal selber reparieren – ich hoffe aber, die Versicherung bezahlt) und wir können gehen.
Wir beziehen unser letztes einfaches Hotel direkt neben dem Flughafen. Für uns geht es weiter nach Mexiko, genauer gesagt nach La Paz auf der Baja California. Hier haben wir ungefähr zwei Wochen, um endlich Walhaie zu sehen, welche wir vor Mosambik verpasst haben. Manche Tierbegegnungen erfordern eben weite Wege. Kurz vor Weihnachten fliegen wir dann weiter nach Puerto Escondido, wo wir uns häuslich einrichten werden. Tanja beginnt ab Januar von unterwegs aus zu arbeiten und wir werden entsprechend unser Tempo anpassen. Auch für mich gibt es viel zu tun: Schließlich muss ich noch unseren Vortrag für das Bascamp Bodensee vorbereiten.
Kleines Fazit zu Costa Rica
Diese Natur! Costa Rica ist wunderschön! Das kleine Land wartet mit der zweithöchsten Biodiversität weltweit auf und man spürt dies auf jedem Kilometer. In den dichten Dschungelwäldern leben mit Jaguar und Puma zwei große Katzen und man findet den eigentümlichen Tapir. Überall sind Affen und Faultiere in den Bäumen und im Meer und an den Stränden kann man Meeresschildkröten beobachten. Die Vulkane strecken sich auf bis zu 3800 Meter in die Höhe und man kann im Nebelwald an ihren Flanken exotische Vögel und Schlangen beobachten. Dazu die freundlichen Menschen: “Pura Vida!” Wir fühlen uns immer und überall willkommen. Wer also die Natur liebt und gerne draußen ist, sollte dieses Land besuchen. Für uns ist Costa Rica eines der schönsten Reiseziele auf unserem kleinen Planeten.
Unsere schönsten Übernachtungsplätze (siehe Karte)
Hotel Casa Torre Lodge oberhalb von La Fortuna
Diese schöne Bungalowanlage ist sauber und sympathisch und viele Zimmer bieten einen tollen Blick auf den Vulkan Arenal. Also entsprechend bei der Buchung auf „Vulkanblick“ achten.
Man sollte ein Auto haben, da La Fortuna einige Kilometer entfernt ist. Wir haben von hier aus viele Exkursionen in die Gegend um La Fortuna und den Arenal-See gemacht.
Casa Rayo de Luna in Monteverde
Schönes Privatzimmer mit eigenem Bad und Kühlschrank. Ein leckeres Frühstück ist im Zimmerpreis inbegriffen. Der Gastgeber ist sehr hilfsbereit und kennt gute Veranstalter für die Aktivitäten in und um Monteverde.
SiCosta BNB in Playa Junquillal
Gepflegtes Zimmer mit eigenem Bad und kleiner Veranda. Kleiner Pool im Garten zur Mitbenutzung. Es wird ein leckeres Frühstück angeboten. Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt und der nur fünf Minuten entfernte Playa Blanca ist für uns der schönste Strand in Costa Rica.
Cabanas Canas Castilla
Mit 65 Hektar ist das Gebiet der Finca riesig. Man kann ausgedehnte Spaziergänge machen und dabei die Natur beobachten. Klammeraffen schauen vorbei und Faultiere hängen in den Bäumen. Auch Vogelbeobachter (Bird-Nerds) und Schlangenfreunde kommen hier auf ihre Kosten. Die Gastgeber sind nett und hilfsbereit und die Zimmer sind sauber und gemütlich. Frühstück und Abendessen wird bei Bedarf angeboten.
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Super Bericht, toll was ihr in Costa Rica erlebt habt.
Da würde ich auch gerne mal einige Wochen hingehen.
Viel Spaß in Mexico.
Liebe Grüße
Wolfgang