Wie ihr wisst, sind wir Ende März zurück nach Deutschland gereist. Die ersten Tage waren wir in einer Art Schockzustand und wir waren mit dem Herzen immer noch in Afrika. Aber dann heißt es, sich zusammen zu reißen und mit der neuen Situation klar zu kommen. Wir haben lange Spaziergänge durch die Natur gemacht, die Gegend erkundet und viel Zeit mit Familie und Freunden verbracht. Aber dann kam die Zeit, wo wir wieder los wollten, am Besten zum Campen. Aber wie ist das aktuell möglich? Unser Campingfahrzeug und all unser Equipment steht in Tansania. Aber wir sind ja flexibel! Ein Zelt wird gekauft und wir finden in unserem eingelagerten Hausstand manchen Campingartikel aus fast vergessener Zeit. Den Rest leihen wir uns, inklusive Kleinwagen. Los gehts!
Inhalt
Mecklenburger Seenplatte
Unser Kleinwagen, der Skoda Citigo von Armins Mutter, vollgepackt bis unters Dach, fährt uns am ersten Tag bis Nürnberg, wo wir unsere Reisefreunde Anne & Michael besuchen. Herzlichen Dank euch Zwei für die liebe Gastfreundschaft!
Frisch gestärkt, fahren wir am nächsten Tag zum Useriner See. Auf dem Campingplatz Useriner Mühle bauen wir dann zum ersten Mal unser Zelt auf. Alles klappt schneller als gedacht und eine Stunde später steht unser Heim für die nächsten 7 Tage. Der einfache, aber sehr schöne Campingplatz liegt direkt am See. So können wir auch öfters mit dem SUP die Stille auf dem Wasser genießen. Man muß wissen, dass auf dem Useriner See keine Motorboote erlaubt sind. Das war auch einer der Gründe, weshalb wir diesen Platz auswählten.
Kanutour entlang der Havel im Müritz-Nationalpark
Wir hatten auch schon länger mit dem Gedanken gespielt, eine Mehrtages-Tour mit dem Kanu zu machen. Als dann 2 Tage ideales Wetter mit ganz viel Sonnenschein und wenig Wind angekündigt war, gab‘s keine Ausrede mehr. Vollbepackt starteten wir dann direkt am Campingplatz. Wir durchquerten den Useriner See der Länge nach, paddelten durch den Zierzsee und den Görtowsee und fuhren dann durch den ersten Havelkanal. Baumgesäumte Schilflandschaften lassen dich ganz zur Ruhe kommen und man paddelt automatisch langsamer, um die Natur zu genießen. Nach dem Jäthensee muss dann die erste Lore bedient werden. Auf einem kleinen Wägelchen wird das Kanu über eine kurze Strecke über eine Wiese gefahren, um dort wieder ins Wasser steigen zu können. Der Transport überwindet in diesem Bereich ein paar wenige Höhenmeter.
Hier befindet sich auch der Fischkiosk Babke. Unser Tipp: Macht dort eine Pause und gönnt euch ein Fischbrötchen und ein kühles Bier zur Stärkung. Das gibt Kraft für die nächsten Kilometer durch den Zotzensee und den Pagelsee. Dann kommt man an die Granziner Mühle, wo das Kanu auf einer weiteren Lorenbahn transportiert werden muss. Hier fährt die manuell betriebene Bahn mit insgesamt 3 Transportwagen im Kreis und das Kanu muss einen knappen Kilometer bis zum nächsten Wassereinstieg geschoben werden. Von hier fuhren wir weiter durch den Schulzensee, in den Granziner See, um dann auf unserem Campingplatz für die Nacht am Käbelicksee anzukommen. Gleichzeitig ist man hier auch schon ganz nah an der Quelle der Havel. Wildes Camping ist im Nationalpark verboten. Aber es finden sich mehrere Campingplätze, wo das Zelt für die Nacht aufgeschlagen werden kann. Wasserwanderrastplätze geben dir auf der gesamten Stecke immer wieder die Möglichkeit, am Ufer der Seen Pause zu machen. Nach einer erholsamen Nacht sind wir am nächsten Tag die kompletten 22 km wieder zurück gepaddelt. Danach hatte zumindest ich Oberarme wie Popeye :).
Uns hat die Kanutour sehr gut gefallen, da auf diesem Streckennetz an der oberen Havel keine Motorboote unterwegs sind. Somit kann man ganz oft die Natur genießen und wird auch nicht von anderen Fahrzeugen gehetzt.
Ausflugsfahrt nach Waren an der Müritz
Als Ausflug können wir eine Autofahrt nach Waren mit Kaffeepause in dem Café „Lütte Meierie“ in Kratzeburg empfehlen. In diesem Hofladen gibt es alles, was das Herz begehrt, vor allem tollen Kuchen. Die Fahrt führt dann entlang wunderschöner Baumalleen zum Städtchen Waren an der Müritz. Wir haben uns in ein Strandkorb gesetzt und uns ein Mittagsbierchen gegönnt. Anschließend sind wir durch die schöne Altstadt gebummelt.
Insel Rügen an der Ostsee
Immer schon wollten wir an die Ostsee und dann hat es uns in den Urlauben doch immer wieder Richtung Süden gezogen. Kein Wunder, liegt Rügen doch fast genau so weit von unserer Haustür entfernt, wie die Stadt Rom! Aber jetzt wollten wir endlich mal Ostseeluft schnuppern.
Wir verbrachten 5 Tage auf Rügen. Unser Campingplatz „Freizeitcamp Am Wasser“ war am Seebad Breege-Juliusruh gelegen.
Seebrücke Sellin & Prora
Die Seebrücke Sellin ist ein beliebtes Fotomotiv auf der Insel Rügen. Wer möchte, kann hier mit der Tauchgondel in die Tiefe der Ostsee fahren. Der Besuch lohnt sich auf alle Fälle, alleine schon wegen der schönen Lage an der Steilküste.
Das als „Kraft durch Freude“ Seebad Rügen geplante Areal Prora sollte es 20.000 Menschen ermöglichen, gleichzeitig Urlaub zu machen. Entsprechend gigantisch ist die aus langen Wohnblöcken bestehende Anlage, die sich direkt am Ostseestrand erstreckt. Von der NVA wurden große Teile als Kaserne genutzt und nach der Wiedervereinigung Deutschlands öffnete man das Areal wieder. Die Bausubstanz muss gut sein, denn heute ist fast alles renoviert und wird als Eigentums- oder Ferienwohnungen genutzt. Auch Hotels haben sich hier niedergelassen.
Nationalpark Jasmund
Ein absolutes Highlight auf Rügen ist der Jasmund Nationalpark. Wir hatten unser Auto in Sassnitz auf dem Parkplatz am Tierpark abgestellt. Man läuft nun durch mystische Buchenwälder und hat immer wieder atemberaubende Sicht auf die Kreidefelsen und das Meer. Es gibt auch immer wieder Abstiege welche direkt zu den Stränden führen. Will man den Ausblick vom Königsstuhl aus betrachten, muss man 9 € bezahlen. Wir haben am Nationalpark-Zentrum kehrt gemacht und sind den größten Teil des Rückwegs direkt am Strand gelaufen. Das ist kräftezehrend, aber die Meeresluft in der Nase macht alles wieder wett. Man kann vom Nationalpark-Zentrum aber auch einen Bus zurück nach Sassnitz nehmen.
Radtour zum Kap Arkona
Direkt auf dem Campingplatz konnten wir uns Fahrräder (7 € pro Tag) leihen und sind zum Kap Arkona geradelt. Die Ausblicke über die Felder und auf das Meer sind wunderschön.
Ihr müsst unbedingt im Steilufercafé “Zur kleinen Rast” eine Pause einlegen. Wir gönnten uns schon am Vormittag einen Quittenspritz :).
Unser Weg führte uns dann vom Kap Arkona über das Nordufer Wittow bis nach Dranske. Hier stärkten wir uns mit einem Fischbrötchen. Dann ging es am Bodden entlang über Altkirchen zurück zum Campingplatz. Die ganze Tour ist hervorragend ausgeschildert.
Fischland-Darß-Zingst an der Ostsee
Von dieser Gegend hatten wir ehrlich gesagt vor unserer Tour noch nie gehört. Wie schade! Denn diese Halbinsel mit dem sperrigen Namen zwischen Rostock und Stralsund ist wirklich herrlich. Wir hatten uns in Meißner‘s Sonnencamp, etwas außerhalb von Prerow, einquartiert. Da man hier direkt im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft ist, kommt man hier bereits in direkten Kontakt mit unberührter Natur. Für Zeltcamper ist der Platz toll, da man direkt hinter den Dünen kampieren kann. Häschen hoppeln über den Sand, Mäuse rascheln in der Nacht und mit etwas Glück kommt der Fuchs zu Besuch und stiehlt ein paar Eier aus der Vorratskiste. So ist es zumindest uns ergangenen. Das Auto muss derweil allerdings auf dem Parkplatz warten.
Der Nordstrand des Darß ist herrlich weiß und fein. Wir haben ja nun schon einige Strände auf dieser Welt gesehen und man muss sagen: Dieser spielt in der obersten Liga mit!
Was ebenfalls sehr angenehm ist: Hier im Nordosten ist man nicht verklemmt. Wer sich am Strand gerne nackt sonnt oder nackt baden möchte, kann dies tun. Wer lieber eine Badehose tragen will oder sich vielleicht mit noch mehr Kleidung gegen den teilweise recht frischen Wind schützen möchte, der kann dies natürlich auch gerne machen. Wir haben bisher noch keinen Ort erlebt, wo das Thema FKK so unverkrampft gelebt wird, wie hier.
Radtour & Weststrand
Mit dem Fahrrad kann man eine schöne Rundtour über den Darß und durch Fischland machen. Man fährt dabei am Saaler Bodden vorbei und kann in Ahrenshoop an der Mühle eine köstliche Kleinigkeit essen (Link). Danach geht es an der Weststrand des Darß. Dieser ist mit dem Auto nicht erreichbar und man muss entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad hierher kommen. Der Aufwand lohnt sich sehr: 15 km feinster weißer Sandstrand und keinerlei menschliche Infrastruktur machen einen Aufenthalt hier einmalig. Wir sind zweimal zum Entspannen hergekommen, denn auch der Weg dahin durch den dichten Darßer Urwald ist wunderschön.
Dresden
Damit der Heimweg nicht ganz so lang ist, haben wir uns für einen Zwischenstopp in Dresden entschieden. Wir buchten uns ein Zimmer im schönen Hotel Star Inn, direkt am Altmarkt. Hier wohnt man super zentral und ist in weniger als 5 Minuten an der Frauenkirche. Wir haben uns gemütlich alle bekannten Bauwerke angeschaut, sind entspannt an der Elbe gesessen und haben das Treiben in der sonnigen Stadt genossen. Im Restaurant ALEX haben wir toll gefrühstückt und abends richtig gut gegessen.
Buchtipp
Das Buch UNTERLEUTEN von Juli Zeh erzählt die Geschichten eines Dorfs in Brandenburg und deren Bewohner. Die Charaktere sind einzigartig und die Verstrickungen der einzelnen Personen sind kompliziert und durch die Vergangenheit geprägt. Das Buch ist außergewöhnlich gut geschrieben und man mag es nicht mehr zur Seite legen.
Ein ausführlicher, fesselnd geschriebener Bericht über eure Reise, man bekommt richtig Lust die Tour auch zu machen. Die Fotos sind auch fantastisch
Lieben Dank! Die Ostsee ist immer eine Reise wert :).