AfrikaReisenReiseteamTanjaTansaniaWorldtrip 2019 - 2021

Gemeinschaft und Zusammenhalt der Reisenden

Gemeinsam sind wir stark

Wenn man sich entscheidet eine große Reise wie unsere zu machen, rechnet man mit Vielem, aber in keiner Planung kommt eine Situation vor, wie wir sie jetzt gerade haben.

Im März, als wir uns dann entschlossen hatten Heim zu fliegen, waren wir im regen Austausch mit anderen Paaren, welche in der selben Situation waren wie wir. Der Großteil hat sich entschlossen, Afrika den Rücken zu kehren, ein paar Mutige sind geblieben. Wenn wir damals gewusst hätten, dass in Tansania kein Lockdown kommt, Touristen willkommen sind und das Reisen im Land weiter möglich ist, hätten wir uns vielleicht auch anders entschieden und wären geblieben. Aber so hatten wir 3,5 Monate mit Familie und Freunden, die wir so nie gehabt hätten. Und das war wunderbar! Letztendlich hatten wir unheimliches Glück, dass unser Auto in Tansania geparkt war. Schon Mitte Juli konnten wir wieder zurück nach Afrika fliegen. Reisende, die ihr Auto in Südafrika, Namibia, Botswana – ich könnte noch etliche Länder mehr aufzählen – geparkt haben, können bis heute nicht einreisen. Wir dagegen können Tansania gerade in vollen Zügen genießen. Wir erleben unglaubliche Gastfreundschaft und die Menschen freuen sich über jeden Besucher, da so zumindest ein minimaler Geldbetrag durch Tourismus fliest, um das Überleben zu sichern.

Austausch mit anderen Reisenden

Immer wieder werden wir von Daheimgebliebenen gefragt, wie wir an Informationen kommen und wie wir es schaffen, immer wieder nette Menschen zu treffen. Es gibt auf Facebook eine Gruppe die nennt sich „Overlanding Africa“ und eine andere die heißt „Afrika auf eigene Fast“. Da sind zumindest viele Reisende mit Camper, sogenannte „Overlander“ vertreten. Man tauscht in dieser Gruppe Informationen aus, gibt Tipps und hilft sich in schwierigen Situationen. Mittlerweile ist der Personenkreis der Menschen, die auf Reisen sind, so klein, dass man fast alle persönlich kennt. Zumindest in Tansania wissen wir über alle Bescheid, die gerade im Land verweilen. Man kommuniziert nicht mehr über die Gruppe, sondern per Whatsapp und lernt sich dann auf einem Wegpunkt persönlich kennen. Seit wir wieder hier sind haben wir tolle Tage mit Jutta & Gerd verbracht. Ganze 9 Tage trafen wir uns mit Heidi & Werni und das nächste Wiedersehen ist schon geplant. Wir hatten angenehme Gespräche mit Iris, einer Deutschen die auch hier gestrandet ist. Bei Autoproblemen wendet man sich an Eckhard, der in Daressalam eine Werkstatt hatte. Denn eigentlich ist er bereits im Ruhestand, aber Reisenden mit Defekt hilft er gerne weiter. Wir führen mit unseren Gastgebern viele anregende Gespräche, so werden wir in Kimbiji begrüßt mit „You are part of the family, make yourself comfortable.“ Jeder hat plötzlich Zeit. Man hört sich die Sorgen und Nöte des anderen an und hilft wo es geht. Oder aber man lernt neue Gesellschaftsspiele wie das Spiel DOG, kocht oder geht gemeinsam Essen und hofft, dass man bald weiterreisen kann und man sich dann hoffentlich wieder sieht. So funktioniert die Gemeinschaft der Reisenden, von der wir ein Teil geworden sind. DANKE ihr Lieben da Draußen für den tollen Zusammenhalt!

Was wird nun aus unseren Reiseplänen?

Oh ja, wir hatten Pläne. Nur das „grobe“ Gerüst, aber dennoch gab es eine Excel-Tabelle in der stand, welches Land wir in welchem Monat besuchen möchten. Natürlich unter Berücksichtigung der idealen Reisezeit – wenn möglich. Nun konnte ich mal alle Zellen wieder auf blank setzen. Ideale Reisezeit? Das ist unser kleinstes Problem momentan. Armin sagt immer, jetzt ist die ideale Reisezeit wohl dann, wenn wir weiterreisen können. Und Recht hat er, denn die Grenzen Richtung Süden sind immer noch zu. Es gibt natürlich Tage, da treib es uns sehr um, nicht zu wissen wann wir weiterfahren können. Auch haben wir erkannt, dass wir es nicht mehr nach Südamerika schaffen werden. Das festzustellen war schmerzhaft, aber mittlerweile haben wir es gut verkraftet und konzentrieren uns jetzt einfach mal auf Afrika. Das erste Mal auf der Reise machen wir keine Pläne mehr, zumindest keine, die weiter als 2 – 3 Wochen reichen. Wir bleiben an schönen Orten einfach länger. Es gibt kein „ach wie schön ist es hier, aber wir sollten wieder weiter“, mehr. Wir genießen die Tage, sprechen und diskutieren über viele weltliche Dinge und die Zukunft. Und wir haben Zeit, auf dem Weg Freundschaften zu schließen. Ja, wir haben ein sehr schönes Leben und sind sehr glücklich darüber. Für uns war es definitiv die richtige Entscheidung, mit unserer Reise fortzufahren.

Reisen in der jetzigen Zeit – gut oder schlecht?

Wir möchten hier keine Abhandlung darüber schreiben und auch niemanden beeinflussen, denn jeder muss selbst entscheiden, was er momentan tut oder nicht tut. Als Reisender hört man in verschiedenen Foren auch Kommentare wie diesen: „Wenn man ein Jahr mal nicht ins Ausland reisen kann, ist das ja nur ein Luxusproblem“. Ändert man aber den Blickwinkel, liegen die Dinge anders. Wir Touristen / Reisende sind in den sogenannten 3. Welt Ländern die Menschen, ohne die Existenzen zusammenbrechen. Hier in Tansania mussten die Lodge-/Hotelbetreiber oder Campingplatzbesitzer fast ihr komplettes Personal entlassen. Die Angestellten, welche noch beschäftigt sind, werden von den Ersparnissen der Eigentümer bezahlt. Die Frage ist wie lange noch? Hier gibt es keinerlei Auffangnetz für Menschen ohne Arbeit. Diese haben einfach von heute auf morgen kein Einkommen mehr. Seit fast 6 Monaten liegt der Tourismus am Boden und schlimmer noch, es sind keine Urlauber in Sicht. Viele Lodges und Hotels werden die Zeit ohne Touristen nicht überstehen und wahrscheinlich für immer geschlossen bleiben. Das mit anzusehen ist sehr bitter und traurig. Denn die Touranbieter, Lodgebesitzer, Campingplatzbesitzer, Restaurants, Geschäfte (und wenn es sich nur um einen Marktstand handelt) nehmen die Hygienemaßnahmen sehr ernst. Überall hängen Plakate wie man sich zu verhalten hat und man findet lückenlos Möglichkeiten sich die Hände mit Wasser und Seife zu waschen und zu desinfizieren. Es gibt auch in allen größeren Städten Möglichkeiten, sich testen zu lassen und man wird auch behandelt, sollte man krank werden. Wir haben Berichte über Tansania gelesen, die in den deutschen und englischen Medien publiziert wurden und fragen uns, ob die Journalisten vor Ort waren, oder wohl doch eher Recherche vom Schreibtisch aus betrieben haben.

Swahili – ein kleiner Exkurs

Hier in Tansania ist die Amtssprache Swahili. Wir haben uns zumindest ein paar Brocken angeeignet. Es ist wichtig, die Grußformeln und zumindest Bitte und Danke sagen zu können. Wir haben aber nun auch ein neues, sehr vielschichtiges Wort kennen gelernt: FUNDI.

Fundi
Fundi

Das Wort Fundi ist sehr breit aufgestellt und heißt Handwerker/Spezialist. Es gibt hier Fundis für alles! Der Fundi, der schweißen kann, der Fundi der das Dach deckt, der Fundi der Reifen repariert. Mann/Frau gibt sich selbst den Titel des Fundis. Das heißt, ich bin ab heute der Fundi Computer, denn schließlich kenne ich mich ja zumindest etwas mit Computern aus. Im persönlichen Telefonbuch jedes Tansaniers findet man unter Fundi…, jede Menge Namen und Nummern, denn einen Fundi braucht man immer. Ein Wort welches im Zusammenhang mit Fundi steht ist „warten“. Denn ein Fundi ist vielbeschäftigt. Wenn Herr oder Frau Fundi sagt, dass er sofort kommt, kann das schon noch einige Stunden dauern. Erklärungen, warum der Fundi sich verspätet, sind vielfältig. Mal wurde er von der Polizei aufgehalten, mal hat der Wind den Fundi in die Kneipe abgetrieben, mal hat das Material gefehlt. Warten – genau meine Stärke ;). Ich habe in Tansania gelernt zu warten! Man geht in die Werkstatt, um ein Teil auszutauschen, bleibt aber eher mehrere Tage. Der Fundi, der das Teil liefert, kommt später als erwartet und die Chance, dass das gebrachte Teil das Falsche ist, liegt bei mindestens 50 %. Dann geht das Spiel von vorne los. Da hilft kein Quengeln und kein Drängeln, nur Geduld – wir haben ja Zeit! Meistens wird alles gut am Ende.

Fundi
Fundi

Herzliche Grüße an alle Daheimgebliebenen und an euch Reisende in der Welt,

Tanja & Armin

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5 comments

  1. Das ist ja sehr interessant wie immer und fast schon lustig mit dem FUNDI

    1. Ja, wir erleben immer wieder sehr spannende Sachen !
      Liebe Grüße, Tanja & Armin

  2. Hallo ihr zwei Mutigen,
    ich überlege krampfhaft hin und her, ob eine so große Reise von Österreich nach Kenia zurzeit nicht vollkommen idiotisch ist auch nur anzudenken. Doch Reiseberichte wie die euren hier geben mir ein wenig Hoffnung. Würdet ihr mich in eure Afrika-Reise-Whatsapp-Gruppe aufnehmen damit ich ein wenig im Bilde sein kann, wo sich was wie tut, welche Möglichkeiten es zurzeit gibt und was nicht ratsam ist zu planen? Dankbar wäre ich auch für Tipps, wie ich mit einem Gespann da rüber komme (welche RoRo Schiffverbindungen es da gibt und welche Buchungsadressen empfehlenswert sind)! Vielen lieben Dank!!! Julia

    1. Ja und alles Gute und weiterhin ein so treffendes Bauchgefühl wünsche ich euch! 🙂

    2. Hallo Julia, lieben Dank für deine Nachricht. Es freut uns immer sehr, wenn unsere Berichte Reiselust wecken. Ich schreibe dir eine separate E-Mail betreffend deiner Fragen.
      Liebe Grüße aus Namibia, Tanja & Armin

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