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Good-bye Mitsubishi – Gute Reise

Mitsubishi Sambia

Prolog

Vor gut sechs Jahren haben wir angefangen, uns nach einem Reisefahrzeug umzusehen, mit dem wir die Welt bereisen können. Nach unserer Reise entlang der Panamericana 2013 / 2014 war uns klar, dass es ein kompaktes Fahrzeug sein soll, nicht größer als ein Geländewagen oder Pickup mit Wohnkabinenaufbau. Er sollte container-verschiffbar sein und natürlich geländegängig mit Allrad und Untersetzung. Er sollte auch nicht so teuer sein, denn schließlich ist jedes Fahrzeug, das durch die „wilde weite Welt“ fährt, ein potentieller Totalverlust.

So kam es dann, dass wir im Oktober 2015 unseren Mitsubishi L200 mit Kabine in unserer Reisegemeinschaft willkommen hießen. Auf der Panamericana waren wir 45.000 km mit einem Mitsubishi Montero Sport unterwegs gewesen und hatten null Probleme oder Defekte.

Dreieinhalb Jahre hatten wir nun Zeit, das Auto in unseren Urlauben zu testen und die Kabine nach unseren Vorstellungen um- und auszubauen. Eine kreative Zeit, die insbesondere mir (Armin) auch handwerklich einiges abverlangt hat.

Auf nach Afrika!

Im Juli 2019 ist es dann soweit: Wir brechen von zuhause auf zu unserer großen Reise. Jeweils ein Jahr Afrika und ein Jahr Südamerika soll es mindestens sein. Bereits auf unserem Weg durch Europa fühlen wir uns pudelwohl in unserem rollenden Zuhause. Wenn es regnet, dann haben wir genug Platz in der Kabine, um gemütlich zu sitzen, zu kochen und zu schlafen. Es ist immer genug Wasser da und an der Außendusche können wir uns das Salzwasser abwaschen, wenn wir mal einige Tage autark an einem einsamen Strand in Griechenland stehen. Strom gibt es an sonnigen Tagen im Überfluss und auch wenn der Himmel mal bewölkt ist, bleibt das Bier in der Kühlbox immer kalt. Überhaupt einsame Strände: Mit unserem leichten Fahrzeug und Allrad kommen wir gerade in Europa an die schönsten und entlegensten Orte, die den meisten Fahrern von Wohnmobilen und Campingbussen vorenthalten bleiben. Es ist eben oft die berühmte „letzte Meile“, die uns ein geländegängiges Fahrzeug weiter bringt. Ebenso merken wir hier, dass wir glücklich sind ein Fahrzeug zu haben, was sich in der Regel wie ein PKW fährt. Wir müssen nicht auf Gewichtseinschränkungen (Stichwort Straßenmaut) und mit unseren 2,30 Metern nur selten auf Höhenbeschränkungen achten.

Ich hatte früher mal von einem Klein-LKW oder Unimog geträumt. Nach zwei Jahren auf Achse sind wir glücklich, uns nicht dafür entschieden zu haben.

Unterwegs abseits des Service des ADAC

„Wie ist es denn unterwegs mit der Ersatzteilversorgung?“, werden wir oft gefragt. Tatsächlich hatten wir unterwegs nie Probleme, an Ersatzteile zu kommen. Afrika ist fast überall der Kontinent der japanischen Marken. Ganz klar dominiert Toyota und wenn man sich für einen Hilux oder einen Landcruiser entscheidet, sind die Chancen gut, dass sich fast jeder Buschmechaniker damit auskennt. Nissan ist auch nicht verkehrt und Ford hat mit dem „Ranger“ Pickup ordentlich Marktanteil gewinnen können. Manchmal fahren auch noch ein paar Land Rover umher. Die werden immer weniger, haben aber eine gute Community, die sich gerne weiter hilft.

Bei unserem älteren Mitsubishi L200 mit dem 2,5 Liter 4D56 Motor kommt positiv hinzu, dass dieses Aggregat seit dem Pajero der ersten Generation verbaut wurde und sich auch noch in einigen Hyundai-Kleinbussen wiederfindet. Der Marktanteil von Mitsubishi geht zurück, die Verbreitung ist aber noch wirklich gut.

Mitsu, muss das wirklich sein?

Aber braucht man denn überhaupt viele Werkstätten und geht denn viel kaputt? Diese Antwort müssen wir leider mit einem klaren JA beantworten. Nach unseren sehr guten Erfahrungen mit dem Montero Sport auf der Panamericana hatten wir ein hervorragendes Bild von Mitsubishi-Fahrzeugen. Vielleicht waren wir deshalb etwas zu optimistisch.

Bevor es mit dem Schiff nach Ägypten gehen soll, machen wir einen großen Service bei Mitsubishi in Istanbul. Wirklich professionell wird dort gearbeitet und es gibt eine neue Kupplung und einen neuen Turbo. Mit letzterem hatte ich schon gerechnet, total ok für ein Auto mit 200 Tkm. Alles läuft gut soweit, der Motor schnurrt und wir kommen glücklich auf dem afrikanischen Kontinent an.

Das äthiopische Hochland führt uns hinauf auf über 3500 Meter und wir genießen die Ausblicke in die Weite. Ich erhole mich von einer endlich verheilenden Darminfektion und wir liegen in den warmen Quellen des Awash-Nationalparks. Am nächsten Tag soll es grob Richtung Addis gehen und näher an die Grenze zu Kenia. Wir fahren aus dem Nationalpark raus und bald beginnt es aus dem Motorraum zu klackern. Nie haben wir den Motor überhitzt und immer haben wir auf den richtigen Füllstand der Flüssigkeiten geachtet. Ich sehe winzige metallische Partikel im Motoröl und bekomme das Grausen. Verzweifelt mache ich am Straßenrand einen Ölwechsel, damit wir es vielleicht noch bis Addis schaffen. 20 Minuten später geht der Motor fest und die Reise endet vorerst am äthiopischen Straßenrand, in einer üblen Gegend. Was folgt ist eine tolle Geschichte von Hilfsbereitschaft und Improvisation und innerhalb von einer Woche machen wir in Joseph’s Hinterhof in Addis eine Motorinstandsetzung. Ein Pleuel-Lager hat versagt und das Pleuel ist auf der Kurbelwelle fest gegangen. Diese Situation hätte das Ende unserer Reise bedeuten können und wir sind glücklich, dass es weiter geht. Dennoch ist dieser Schaden der dramatische Tiefpunkt unserer Reise und sicher auch ein Wendepunkt, was das Vertrauen in unseren vierrädrigen Reisebegleiter angeht.

In Tansania haben wir einen spannenden Moment, als unsere Lichtmaschine versagt. Wir schaffen es aber zu Eckhard in die Werkstatt nach Daressalam und bekommen dort ein Ersatzteil. Die Lichtmaschine muss später in Südafrika nochmals gewechselt werden.

In Sambia stellen sich Vibrationen mit Leistungsverlust ein, die sporadisch auftreten und die wir bis heute nicht lokalisieren und beheben können. Mal sind sie schlimmer, mal sind sie weg. Wir besuchen deswegen immer wieder Werkstätten und Spezialisten für Dieselpumpen und Kraftstoffversorgung und keiner kann helfen.

Auf der „schlechtesten Straße Afrikas“ zwischen Livingstone und Sesheke an der Grenze zu Namibia fahre ich dann zu schnell durch eines der 5 Millionen Schlaglöcher und mit einem satten „KRRRAAACCCK“ reisst auf beiden Seiten das Rahmenheck ein. Schöner Mist. Mit Spannriemen versuchen wir Last vom Heck zu nehmen und zum Glück finden wir in Katima Mulilo einen guten Mann mit Schweißgerät. Die Kabine hängt nun etwas schief, aber der Rahmen ist definitiv stabiler als zuvor.

Vor Port Elizabeth rasselt es übel aus dem Getriebe. In Ivors Garage „A&B Gearbox“ wird das Getriebe ausgebaut und zerlegt. Ein großes Lager im Verteilergetriebe muss gewechselt werden, der Lagerkäfig aus Kunststoff hat sich aufgelöst.

War sonst noch was? Ein paar Kleinigkeiten vielleicht. Viele der Dinge, mit denen man unterwegs rechnet, waren kein Problem. Selbst nach 60.000 Kilometern sind zum Beispiel die Bremsen noch immer gut.

Trotzdem danke!

Gerade sitze ich neben unserem Reisefahrzeug und wenn ich daran denke, dass wir ihn in nur zwei Tagen zur Einlagerung und Verschiffung abgeben, wird mein Herz ein wenig schwer. Wir haben zu dritt extrem viel erlebt, sind auf 60.000 Kilometern die spannendsten Routen gefahren und unsere Wohnkabine ist bis heute das für uns schönste Hotelzimmer der Welt. Einen richtigen Namen hat unser Auto nie bekommen. Vielleicht wäre dann der Abschied noch schwieriger? Unsere Freundinnen von Giraffe13 haben den Namen „Captain Mitsubishi“ geprägt, in Anlehnung an einen der Superhelden aus einem großen Comic-Universum. Das hat ganz gut gepasst, schließlich haben auch diese Helden nicht nur Superkräfte, sondern auch immer wieder mit alltäglichen Problemen zu kämpfen. Häufig war der Camper auch einfach unser „Southbound-Mobil“, in Bezug auf unsere Website und die Tatsache, dass wir doch meistens nach Süden gefahren sind. Im kommenden Frühjahr werden wir uns in Rotterdam wieder sehen. Ich freue mich schon!

Die letzte Route und Abschied von Kapstadt

Route von Mosambik nach Stellenbosch

Von Kosi Bay an der Grenze zu Mosambik führt uns die Route zunächst durch KwaZulu-Natal bis nach Dundee. Hier auf 1200 m wird es mit -4 Grad empfindlich kalt. Weiter geht es durch den Free State nach Bloemfontein. Die Temperaturen erreichten mit -8 Grad ihren Tiefpunkt und ohne unsere dicken Daunenschlafsäcke ist es kaum auszuhalten. Erst bei Graaff-Reinet lassen wir die Kaltfront hinter uns und genießen ein schönes Abendessen in dem aufgeräumten Städtchen. Bereits vor gut drei Monaten waren wir schon einmal hier und der Ort gefällt uns noch immer. Hinter George erreichen wir die Küste und verbringen in der Feriensiedlung Glentana einen schönen Tag am Indischen Ozean. Danach versuchen wir, Wale vor Hermanus zu beobachten. Leider haben wir trotz Hochsaison keinen Erfolg, spazieren aber trotz schlechtem Wetter viel an der eindrucksvollen Küste entlang und freuen uns, nach vier Monaten den rauen Atlantik wieder zu sehen. In Stellenbosch machen wir auf dem Camping des „Orange-Ville Guesthouse“ unseren Mitsubishi für die Verschiffung klar, die dann von Duncan von „African Overlanders“ durchgeführt wird. Sehr gefreut hat uns, The Michaels noch persönlich hier im Orange-Ville zu treffen. Die zwei haben uns von unserem Abschiedsschmerz abgelenkt und die Abende am Feuer waren sehr unterhaltsam und spassig :). Dankeschön!

Insgesamt sind wir in 2250 km gefahren.

Abschied aus Kapstadt

Unsere Freunde Colleen und Johan holen uns in Stellenbosch bei Duncan ab und wir freuen uns riesig über das Wiedersehen. Es fühlt sich komisch und ungewohnt an, nur mit ein paar Taschen bepackt zu reisen, allerdings gibt es uns auch ein gewisses Gefühl der Freiheit.

Einen Tag verbringen wir in Kapstadt und genießen die Waterfront bei herrlichem Sonnenschein. Der Covid-Test für die Weiterreise wird als “drive-trough” in einen Parkhaus gemacht und wir sind froh, dass uns Colleen und Johan ihr Auto geliehen haben. Den Nachmittag verbringen wir damit, ein paar Dinge einzukaufen und den Blick auf das Meer und den Tafelberg zu genießen.

Den letzten Tag vor unserem Abflug machen wir mit unseren zwei Gastgebern einen Ausflug an den Atlantik. Nachdem wir eine knappe Woche zuvor kein Glück mit den Walen in Hermanus hatten, versuchen wir unser Glück nun in De Kelders am anderen Ende der Bucht von Hermanus. Das Wetter ist herrlich, wir machen einen Spaziergang zu ein paar Höhlen und essen Fish & Chips. Von Walen keine Spur. Dann bekommt Tanja die Meldung aufs Telefon, dass in Hermanus heute Wale gesichtet wurden. Wir machen uns dahin auf den Weg und nach einiger Zeit können wir tatsächlich Wale vom Gearings-Point aus beobachten. Endlich! Die Tiere sind zwar recht weit weg (siehe Fotos), ab das zählt definitiv als Sichtung. Zufrieden kehren wir nach Kapstadt zurück, essen leckeres indisches Take-Away-Essen und unterhalten uns über die Freuden des Reisens.

Wie geht es jetzt weiter?

Unser Roadtrip in Afrika wird noch ein finales Kapitel bekommen: Wir werden nach Windhoek fliegen und uns dort bei Stefan (African Sun Car Hire) einen Toyota Hilux mit Dachzelt mieten. Von dort werden wir eine ausgiebige Runde durch Botswana und den noch nicht besuchten Norden Namibias drehen. Danach geht es mit dem Rucksack in Mittelamerika weiter, bis wir dann im Laufe des März 2022 und hoffentlich zum deutschen Frühling endgültig wieder nach Hause zurückkehren. Eine zeitlich begrenzte Auszeit in der Lebensmitte geht nun mal auch irgendwann zu Ende.

Tanjas Abschiedsworte

Nun bin ich an der Reihe euch mitzuteilen, wie es sich anfühlt, unseren Dritten im Bunde einfach zurückzulassen. Das ist natürlich schwer! Er war 2 Jahre lang unser Begleiter und unsere kleine Wohnkabine war unser Zuhause. Auf 4qm waren Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer. Alles hatte seinen Platz und wir haben fast nie Dinge gesucht und schon gar nichts vermisst. Wir haben uns einfach pudelwohl gefühlt und hatten einen Rückzugsort bei Wind, Regen und Kälte. Die selbstausgebaute Kabine hat uns bis zum Schluss große Freunde bereitet und wir hatten nie Probleme mit Wasser, Strom oder den selbstgebauten Möbeln. Das hat Armin wirklich gut hinbekommen :). Die letzen 2 Jahre haben uns aber gezeigt, dass das Leben und somit unsere Reise, immer viel Flexibilität fordert. Immer wieder wurden unsere Pläne angepasst, weil sich Dinge um uns rum änderten, oder wie jetzt, unser Auto am Ende seiner Lebensdauer ist. Ja, ich bin sehr traurig unseren „Captain Mitsubishi“ in Kapstadt abzustellen, auch wenn es im März nächsten Jahres ein Wiedersehen zu Hause geben wird. Jetzt freue ich mich aber auf unseren letzten Reiseabschnitt mit vielen weiteren Abenteuern. Good-bye Mitsubishi – see you soon!

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4 comments

  1. Schön geschrieben!
    Er wird euch bestimmt fehlen.
    Ob ihr auch 40 Minuten braucht, um bei der Wagenübernahme Beschädigungen am Mietwagen im Protokoll zu dokumentieren?
    Euch viel Spaß in Namibia und Botswana! Kauft in Windhoek Liqui Moly Marder Spray, 2 Dosen gegen die Mäuse in der Central Kalahari!

    1. Hallo Ralf, danke für deinen Kommentar. Wir haben tatsächlich für den offiziellen Teil der Fahrzeugübernahme keine 5 Minuten gebraucht. Was aber auch daran liegt, dass wir Stefan, den Vermieter, schon etwas länger kennen. Marder Spray haben wir keines bekommen. Ein Laden in Windhoek hatte welches, hat sich aber beständig geweigert, es an mich zu verkaufen, da es abgelaufen war. Mit einem ersten Mausangriff mussten wir gestern umgehen, die Viecher sind hier überall…Grüße, Armin und Tanja

  2. Ein rührender Abschied, durchaus verständlich.
    Auch wenn er zuletzt etwas anfällig geworden ist, er war ein treuer Kamerad.
    Mit viel Sachverstand und Liebe ausgebaut. Ein Stück Eures ( Reise ) Lebens.
    Wünsche viel Spaß und tolle Erlebnis mit Eurem Ersatzfahrzeug.
    Ein Dachzelt ist ein neues , interessantes Kapitel, was noch gefehlt hat in Eurer Sammlung.
    Auf geht s zu neuen Abenteuern.
    Grüße von Wolfgang

    1. Hallo Wolfgang, lieben Dank für deinen Kommentar. Ja, unser Mitsubishi war immer ein schönes Zuhause und die Kabine ist top! Das Fahrgestellt hat mittlerweile halt auch 260 Tkm auf der Uhr und das ja nun nicht immer auf besten Straßen. Wahrscheinlich ist Zeit für die Rente. Das Leben im Dachzelt macht auch wieder Spaß, vor allem hier in den trockenen Regionen Afrikas. Viele Grüße, Armin und Tanja

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