AfrikaReisenSüdafrikaWorldtrip 2019 - 2021

Südafrika – Elefanten, Berge & Wilde Küste

Wir sind unterwegs in der Eastern Cape Province, welche im Osten der Garden Route beginnt und sich bis kurz vor Port Edward, 170 km vor Durban, erstreckt. Port Elizabeth ist das wirtschaftliche Zentrum der Provinz und da wir Probleme mit unserem Auto haben, verbringen wir hier einige Zeit und nutzen die sympathische Hafenstadt als Ausgangspunkt für Ausflüge in der Region, unter anderem in den Addo Elephant Nationalpark, das Valley of Desolation und den Mountain Zebra Nationalpark. Weiter geht es entlang der Wild Coast in die ehemalige Transkei, weg von breiten Straßen und schicken Kleinstädten. Hier lernen wir wieder eine neue Region dieses spannenden Landes kennen und gehen wandern und baden an der kaum berührten Küste.

Route Südafrika – Teil 4

Von Port Elizabeth führt uns der Weg etwas nördlich in den Addo Nationalpark und weiter in das 260 km entfernt gelegene Graaff-Reinet. Hier besuchen wir das Valley of Desolation. Kurz vor Cradock liegt der Mountain Zebra Nationalpark, dem wir auch einen Besuch abstatten, bevor es zurück nach Port Elizabeth geht.

Entlang der Küste machen wir einen Stopp südlich von Alexandria, besuchen neue Freunde in Port Alfred und fahren entlang der Wild Coast weiter in die wilde Transkei, dem ehemaligen „Homeland“ der Xhosa People zu Zeiten der Apartheid.

Insgesamt sind wir 3422 km gefahren.

Sehenswertes & Sehenswürdigkeiten, Erlebnisse und Begegnungen

Port Elisabeth und Werkstatt

Die Stadt wurde aktuell umbenannt in Gqeberha. Das wird durchaus kontrovers diskutiert und niemand benutzt diesen Namen. Tatsächlich ist diese zweitälteste Stadt Südafrikas das wirtschaftliche Zentrum (aber nicht die Hauptstadt) der Eastern Cape Province. Die Stadt hat einen geschäftigen (Übersee-) Hafen und, für uns relevant, Autowerkstätten :-(.

Fahrzeugprobleme

Nachdem wir seit Sambia immer wieder Vibrationen im Antriebsstrang haben, verdächtige ich das Getriebe unseres Mitsubishi, Auslöser für dieses Problem zu sein. Diese gehen bisweilen soweit, dass wir einen ziemlichen Leistungsverlust haben. Leider kommt es immer wieder zur „Spontanheilung“ und das Problem war nie wirklich greifbar (…und da ich ja leider kein Theologe oder Mediziner bin, sondern Ingenieur, habe ich dem Frieden nie getraut). Jetzt manifestiert es sich langsam (es wird quasi chronisch) und ein Getriebespezialist in Port Elizabeth bestätigt meine Vermutung: Wir haben wohl einen Lagerschaden im Getriebe. Mit „A&B Gearbox and Diff“ finden wir einen kompetenten Partner für die Analyse und Reparatur unseres Getriebes. Ivor und seine Frau Liesl verstehen unsere Situation als Reisende und versuchen uns möglichst schnell wieder auf die Straße zu bringen. Leider gestaltet sich das schwieriger als gedacht: Zunächst werden das Haupt- und Verteilergetriebe ausgebaut und geöffnet. Im Verteilergetriebe sticht direkt ein defektes Lager ins Auge, welches getauscht wird. Zusätzlich überarbeitet der benachbarte Spezialist unsere Kardanwelle, tauscht alle Gelenke und das Mittellager aus und wuchtet sie aus. Die Schwungscheibe wird plangedreht, damit die Kupplung sanfter kommt. Danach wird alles gereinigt, eingebaut und mit frischem Öl versorgt. Das Problem mit den Vibrationen ist noch immer da. Das Getriebe kommt wieder raus und diesmal wird auch das Schaltgetriebe richtig zerlegt und einige Distanzscheiben getauscht. Das hintere Diff wird ebenfalls nochmals (zum zweiten Mal seit Windhoek) ausgebaut und nachgestellt. Wieder nichts. Also auf zum befreundeten Motorenspezialisten. Ich befürchte, dass zumindest eine der Ausgleichswellen einen Lagerschaden hat. Dies war schon bei der Motorrevision in Äthiopien aufgefallen, konnte aber nicht behoben werden und hatte damals auch keine negativen Auswirkungen beim Fahren. Es wird der Zahnriemen, der die Ausgleichswellen antreibt, entfernt. Es schüttelt nicht signifikant mehr aber das Problem ist nicht behoben. Wir alle sind mit unserem Latein am Ende und so entscheiden wir uns, weiter zu fahren. Hilft ja nichts.

Zwischenzeitlich ist allerdings erst mal Ostern und wir wollen nicht in Port Elizabeth rumsitzen, während das Auto in der Werkstatt ist.

Bei „Affordable Car Hire“ ist der Name Programm: Für günstiges Geld kann man hier Autos mieten. Und zwar nicht nur irgendwelche billigen Korea-Kisten. Nein, hier gibt es den Citi-Golf. Dies ist die Golf 1 Version, die von 1984 bis 2009 in Südafrika gebaut wurde. Knapp 900 kg, 84 PS, keine Servolenkung, keine Klimaanlage. Dafür Fahrspass pur mit richtig viel Platz und großen Fenstern. Jeder, der in den 90er Jahren (oder davor) seinen Führerschein gemacht hat, wird sich wieder fühlen wie mit 18. Schade, dass es so etwas nicht mehr lange gibt.

Jeffreys Bay

Überall an den weitläufigen Stränden gibt es coole Surfer-Typen zu sehen, die sich mit ihren Brettern in die Fluten werfen. Dabei gibt es nach oben und unten kein Alterslimit und das Wellenreiten ist so tief verwurzelt in der Kultur dieses Städtchens, dass es einfach ganz natürlich wirkt. Wir mieten uns ein kleines Zimmer oberhalb des Strandes mit Meerblick und genießen es, zweimal in Nina’s Café Essen zu gehen. Hier gibt es eine große Auswahl leckerer Gerichte, viele vegetarisch oder vegan und dazu leckeres Craft-Beer vom Fass. Herrlich!

Cape St. Francis

Ungefähr 30 km südlich von Jeffreys Bay liegt das Cape St. Francis, an dessen Spitze ein Leuchtturm steht. Die Landschaft hier ist ein Schutzgebiet und wir wandern kilometerweit entlang des Sandstrands. Wir freuen uns für die Südafrikaner, dass es hier gelungen ist, viele Regionen und Landstriche vor dem Eingriff durch den Menschen zu schützen, bevor es zu spät ist.

Addo Elephant National Park

Etwas nördlich von Port Elizabeth gelegen, befindet sich der 1931 gegründete Nationalpark. Zur Zeit seiner Gründung lebten nur noch elf Elefanten in der Region, heute beherbergt der Park wohl knapp 500 Exemplare und ist damit an der Grenze des ökologisch vertretbaren Maximums. Der Park gilt als „Big Five“ Park und wir sehen neben den Elefanten noch Büffel und Löwen. Spitzmaulnashörner werden auch immer wieder gesichtet, die Leoparden hat aber schon lange niemand mehr gesehen.

Uns gefällt der Park sehr gut. Es macht Spaß, zum erst Mal seit dem Etosha Nationalpark in Namibia, den Dickhäutern zuzusehen. Da im Park nicht gewildert wird, sind die Tiere freundlich und zeigen uns Menschen gegenüber keine Aggressivität. Wir übernachten außerhalb des Parks im netten Homestead B&B, besuchen aber auf Empfehlung unserer Freunde Bahia und Andreas die Gorah Lodge, in der Andreas gearbeitet und den ersten langen Lockdown in Südafrika verbracht hat. Die Anlage bietet luxuriös eingerichtete Wohnzelte und hat ein eigenes Wasserloch direkt vor der Veranda, welches von den Elefanten rege frequentiert wird. Die freundliche Managerin Leandie führt uns herum und wir trinken einen Kaffee mit Blick in die herrliche Natur. Wer sich verwöhnen lassen möchte, sollte hier übernachten. Leider sind die Übernachtungspreise nicht mit unserem Budget kompatibel und so bedanken wir uns für den schönen Nachmittag und holpern mit unserem Golf über Stock und über Stein zurück zu den gut ausgebauten Hauptrouten des Parks.

Valley of Desolation und Graaff-Reinet

Das Städtchen Graaff-Reinet präsentiert sich sehr aufgeräumt und verströmt den Charme einer wohlhabenden Kleinstadt. Das liegt angeblich daran, dass von hier die „Ruperts“ stammen, ihres Zeichens eine der reichsten Familien Südafrikas. Wir hören, dass sie jedem, der in Graaff-Reinet ein Haus kauft, aus eigener Tasche die Fassade renovieren. Nichts soll das Stadtbild trüben. Wir wohnen in der Profcon Lodge im Zentrum und besuchen zunächst das außerhalb gelegene „Valley of Desolation“. Hier türmt sich Dolerit-Gestein zu Klippen und schroffen Türmen und man hat einen tollen Blick über die Karoo und die unter uns liegende Stadt.

Graaff-Reinet ist auch bekannt für die Schafzucht. So kommt es, dass ich (Armin) abends im „Pioneers“ Restaurant eine leckere Lammhaxe verputze.

Mountain Zebra National Park

160 Kilometer östlich von Graaff-Reinet liegt Cradock. Das Städtchen hat nicht den gleichen Charme. Man könnte sogar so weit gehen und sagen: Es hat keinen Charme. Als Versorgungsstation für die abgelegene Region finden sich hier Filialen der großen Supermarktketten und einige wenig einladende Fast-Food-Restaurants. Als wir auf der Suche nach einem Abendessen die Straße in einer Kurve überqueren, kommt uns ein Teenager auf dem Motorroller entgegen. Er spielt an seinem Handy und als er uns sieht, erschrickt er und macht große Augen. Wir gehen einen Schritt zurück aber ich sehe schon, dass das für ihn wohl nicht gut ausgeht. Unschlüssig, ob er bremsen soll oder nicht, schiebt er die Entscheidung zu lange vor sich her und legt sich direkt vor unseren Füssen auf den warmen Asphalt. Ich helfe ihm auf die Füsse, stelle seinen Roller wieder hin und hole seinen Helm, der irgendwo rumkullert. Wir übergeben den jungen Mann an einen Freund, der gerade angelaufen kommt. Zum Glück ist außer ein paar Schürfwunden nichts Schlimmeres passiert. Nach diesem Vorfall geht es für uns direkt zurück in unser einfaches Gästehaus und wir machen uns Nudeln mit Soße. Auf fettiges Fast-Food haben wir keine Lust.

Warum aber kommt man überhaupt nach Cradock? Der Grund dafür ist der nur zehn Kilometer vor der Stadt gelegene Mountain Zebra Nationalpark. Der kleine Park beherbergt neben den namensgebenden Zebras viele Antilopen und ist in einer wunderbaren bergigen Landschaft gelegen. Es soll hier sogar Löwen und Geparden geben, diese sind aber schwer zu finden und auch wir haben keinen Erfolg bei der Sichtung. Das macht aber gar nichts. Ist ist schön, eine ausgiebige Runde durch den Park zu fahren und die friedlich grasenden Tiere zu sehen. Wenn man vier bis fünf Stunden einplant, dann hat man genug Zeit, um alles zu sehen.

Dünen bei Alexandria

Gut 100 Kilometer östlich von Port Elisabeth an der R72 gelegen, erreicht man den Ort Alexandria. Eine Stichstraße führt hinunter an die Küste, die hier einen unheimlichen Kontrast bietet: Sanfte grüne Hügel mit fetten gesunden Milchkühen lassen einen fast denken, man befinde sich in Irland. Man wartet geradewegs darauf, dass ein lustiger Bauer mit Akzent die „Kerrygold“ Butter anpreist. Geht man aber ein paar Meter weiter Richtung Ozean, erreicht man ein Meer aus hellgelben Sanddünen, die zu ausgedehnten Spaziergängen einladen. Wir haben auf einem Dünenkamm in völliger Einsamkeit Yoga gemacht und sind am Meer entlang insgesamt 15 Kilometer gewandert. Als idealer Ausgangspunkt hierfür bietet sich die kleine „Ocean View Campsite“ an. Nachdem wir das Woody Cape Nature Camp besucht und für unbewohnbar befunden hatten, sind wir den Wegweisern zu diesem Idyll gefolgt. Es ist nicht ganz einfach zu finden, wir haben aber den Punkt auf der Karte vermerkt. Die drei Campsites liegen auf dem Gelände einer Milch-Farm, haben Meerblick und sind schattig im dichten Buschwerk angeordnet. Die privaten Sanitäranlagen sind sauber und die Duschen haben einen mit Petroleum betriebenen „Durchlauferhitzer“. So eine Konstruktion habe ich noch nicht gesehen. Wenn man den anschmeißt, bricht optisch und akustisch die Hölle los. Zum Glück reicht der Treibstoff immer nur für eine warme Dusche, so dass man keine Angst haben muss, der Feuersbrunst nicht Herr zu werden. Dieser Platz ist herrlich und eine absolute Empfehlung. Während wir abends mit den freundlichen Besitzern geplaudert haben, hat eine Kuh noch ein Kälbchen auf die Welt gebracht. Ganz unspektakulär beginnt der Kreis des Lebens: Eine Mutterkuh im saftigen Gras abseits der Herde, das Kälbchen und das sanfte Licht des Sonnenuntergangs.

Port Alfred

An der „Ocean View Campsite“ bei Alexandria lernen wir Kevin und Nathalie kennen. Das Paar aus dem nicht weit entfernten Port Alfred kundschaftet die Gegend nach neuen Campingmöglichkeiten für einen Wochenendausflug aus. Wir kommen ins Gespräch und werden spontan eingeladen, falls wir mal in Port Alfred sind. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und besuchen die beiden an einem Freitagabend bei sich zu Hause. Es ist immer schön, wie unkompliziert hier die Einladungen ablaufen: Wir dürfen im Zimmer des ältesten Sohnes schlafen, der aktuell in Kapstadt als Animationskünstler für Computerspiele arbeitet. Zusammen mit Jesse, dem zweiten Sohn der beiden, besuchen wir Abends Myra. Myra ist eine Architektin im Ruhestand und hat ein wunderbares, selbstentworfenes Haus. Komplettiert wird die Runde durch Kevin, einem befreundeten pensionierten Schulleiter, der auf den ersten Blick ein wenig britisch-steif daher kommt, aber ein wirklich witziger und geistreicher Gesprächspartner ist. Wir genießen den Abend mit neuen Freunden und sind glücklich, so viele nette Menschen auf Reisen zu treffen. Kevin und Nathalie haben vor Jahren ein Gesundheitszentrum in Port Alfred gegründet, das rege angenommen wird. Kevin ist Chiropraktiker, Nathalie Homöopathin und Naturheilkundlerin. Neben diesen beiden Praxen sind auf dem schön im Grünen gelegenen Areal unter anderem noch ein Psychotherapeut, ein Pilates-Studio und ein Frisör tätig. Wir lernen viel darüber, dass in Südafrika die Gemeinschaft noch immer sehr wichtig ist. Nathalie und Kevin haben in der Vergangenheit ein Kinderheim in der Nachbarschaft betrieben und auch Pflegekinder in der Familie aufgenommen. Wem es wirtschaftlich gut geht, der versucht die Gemeinschaft teilhaben zu lassen. Wir sind tief beeindruckt von dem Treffen mit den Beiden und freuen uns über ihre optimistische Art.

Viele der europäischstämmigen Südafrikaner, die wir unterwegs treffen, blicken nicht so positiv in die Zukunft. Wir hören oft, dass man sich um die Zukunft insbesondere der Kinder sorgt und dass aktiv nach Verbindungen nach Europa gesucht wird. Ein zweiter Pass aus Großbritannien, den Niederlanden oder Deutschland wäre zumindest ein „Plan B“. Für uns ist es schwer einzuschätzen, wie die politische Lage in Südafrika wirklich ist. Nach der desaströsen Zuma-Präsidentschaft ruhen zumindest verhaltene Hoffnungen auf dem aktuellen Präsidenten Cyril Ramaposa.

Wild Coast und ehemalige Transkei

Hinter East London beginnt die Wild Coast. Dieser Küstenabschnitt ist geprägt von hügeliger Landschaft und einer Steilküste, die immer wieder durch eindrucksvolle Sandstrände unterbrochen wird. Immer wieder münden hier Flüsse ins Meer und bilden eine eindrucksvolle und wilde Landschaft. Ein großer Teil der Küstenlinie und dem Land dahinter liegt in der ehemaligen Transkei, einem Gebiet, welches während des Apartheid-Regimes als „Homeland“ für die Xhosa-People festgelegt und von diesen quasi als eigenständiger Staat regiert wurde. Auch heute ist die Gegend geprägt von Dörfern, die aus traditionellen Rundhütten, den Rondavels, bestehen. Die Menschen leben von der Landwirtschaft, der Viehzucht und dem Tourismus. Uns haben die Gegend und die Kontakte mit den traditionell lebenden Menschen dort sehr gut gefallen.

Chintsa

Unseren ersten Stopp entlang der Wild Coast legen wir in Chintsa ein. Das Buccaneers Backpacker mit seiner schönen Campsite liegt an der Mündung des Chintsa-Flusses und das Meer hier ist schön wild und prädestiniert für Surfer. Immer wieder mache ich mich etwas lustig, weil Tanja Angst vor Haien an der gesamten südafrikanischen Küste hat. Kaum sind wir angekommen, informiert man uns, dass drei Tage zuvor ein 38 jähriger von einem großen Weißen Hai gefressen wurde. Nur sein Bodyboard mit den Bissspuren wurde bisher gefunden. Um das Ganze noch tragischer zu machen: Nur zehn Tage nach dem Unglück war eigentlich seine Hochzeit geplant. Unter diesen Umständen halten wir nur die Zehen ins Wasser und genießen ansonsten ausgiebige Spaziergänge am weiten Sandstrand.

Wild Lubanzi / Hole in the Wall

Nur 20 Kilometer vor Mthatha (von East London kommend) biegt die Coffee Bay Road nach Süden ab. Auf dieser Straße fühlen wir uns zurückversetzt ins östliche Afrika: Überall Schlaglöcher, verrückte Minibus-Fahrer und Menschen und Tiere überall auf der Fahrbahn. Wir folgen der Straße ca. 50 Kilometer und biegen dann auf noch schmalere Straßen ab, die zum Ende hin zu einer steilen und löchrigen Dirtroad werden. Allrad und Bodenfreiheit ist definitiv von Vorteil. Ziel ist die Wild Lubanzi Backpackers Lodge. Diese wurde uns in Port Elizabeth persönlich empfohlen und wir bewundern bereits aus der Ferne die Architektur des offenen Hauptgebäudes, welches Rahel und ihr Ex-Partner aufgebaut haben. Wir können im grünen Garten stehen und machen es uns im Haus auf einer Matratze mit herrlichem Ausblick auf den Ozean gemütlich. Neben uns sind noch ein paar andere Gäste hier und wir führen interessante Gespräche. Es ist sehr spannend, sich mit Rahel zu unterhalten: Sie stammt ursprünglich aus der Schweiz und hat hier in unermüdlicher Arbeit ein kleines Paradies für sich und ihren Sohn geschaffen. Es erweitert den Blick, wenn man Menschen zuhört, die ganz bewusst mit unseren gesellschaftlichen Konventionen zum Thema Partnerschaft, Familie und Schule gebrochen haben.

Direkt vom Wild Lubanzi aus kann man eine herrliche Wanderung oberhalb der Küste zum „Hole in the Wall“ starten. Nach fünf anstrengenden Kilometern ist der große vorgelagerte Felsen mit seinem namensgebenden Loch in der Mitte erreicht. Der Pfad führt auf und ab über Grasland, vorbei an Urwald und durch Rundhütten-Siedlungen, die einen Einblick in die Lebensweise der Menschen hier gewähren.

Mdumbi

Nur ein paar Kilometer weiter entlang der Küste aber immerhin 70 Fahrkilometer entfernt, liegt an der Mündung des Mdumbi-Flusses das „Mdumbi Backpackers“, welches auch Campingmöglichkeiten anbietet. Das Hostel wird von der lokalen Community geführt und wir genießen die schöne Lage oberhalb des breiten Sandstrandes. Jeden Morgen kommen etliche Menschen vorbei, die ihre Waren und Dienstleistungen anbieten. Wir kaufen bei einem Angler frisch gefangenen Fisch und machen uns ein leckeres Abendessen. Die Kids aus der Community kommen neugierig vorbei und schauen, was wir Camper so treiben.

Alles in allem ist dies ein schöner Ort, wobei der Funkte bei uns hier nicht so recht überspringen will. Auch das kommt manchmal vor.

Port St. Johns, Magwa Falls und Magwa Tea Estate

Auf dem Weg weiter entlang der Küste entscheiden wir uns noch zu einem Zwischenstopp in der Gegend um Port St. John. Das Fahren entlang der Wild Coast ist anstrengend und man benötigt für die Kilometer einiges an Zeit. Wir übernachten schön im Grünen auf dem Campingplatz „The Pond“ und schlafen gut, obwohl jetzt am Wochenende in der Nachbarschaft die ganze Nacht Party gemacht wird. Es lebe die Herdenimmunität.

Bei Lusikisiki zweigt von der R61 eine schlechte Straße zu den Magwa-Wasserfällen und der Magwa Tee Plantage ab. Unsere Freunde Cristina und Amos haben uns gebeten, doch bitte ein paar Beutel des dort hergestellten leckeren Schwarztees zu besorgen. Na klar, machen wir gerne! Vor allem, weil sich daraus eine typisch afrikanische Geschichte entwickelt. Es ist nämlich Sonntag und da hat die Fabrik zu. Aber der Reihe nach:

Wir halten am Gate und eine freundliche Dame fragt mich, was wir wollen:

Gate Lady: „Good morning, the shop is closed. You can buy tea Monday till Friday“
Armin: „Oh no! We have come a long way and were told you have the best tea in Africa. Is it not possible to open the shop for us?“
Gate Lady: „Sorry but that is impossible. Where did you come from to buy our tea?“
Armin: „All the way from Germany!“
Gate Lady: „Wow, that’s far…I will call my supervisor, you wait a few minutes. Let’s see what we can do zwinker“
Gate Lady (many phone calls later): „Drive back to the house with a green roof on the right. It’s not far. There you can buy tea“.

Am Haus mit dem grünen Dach (welches wir tatsächlich finden!) teilt uns der Security Guard mit, dass in 10 – 15 Minuten jemand kommt, um uns Tee zu verkaufen. Tanja stöhnt. 10 – 15 afrikanische Minuten können unter Umständen den ganzen Vormittag dauern. Tatsächlich kommt aber bereits nach fünf Minuten ein Pickup angerauscht und Frank, der Marketing und Vertiebsmanager des Magwa Falls Tea Estate, schließt für uns das Verwaltungsgebäude mit seinem repräsentativen Besprechungszimmer auf. Wie viel Tee wir denn kaufen möchten? Vier Beutel à 250 Gramm. Falls Frank bisher gedacht hat, dass wir säckeweise Tee für den Export nach Deutschland kaufen möchten, lässt er sich seine Enttäuschung immerhin nicht anmerken. Er erzählt uns, dass das Magwa Tea Estate mit seinen 2000 Hektar die größte Teeplantage auf der Südhalbkugel ist. Als es dann darum geht, uns den in einer Vitrine bereitliegenden Tee zu verkaufen, passt keiner seiner Schlüssel. Seine verzweifelten Anrufe bleiben unbeantwortet und die Situation wird irgendwie peinlich. Immerhin findet Frank noch einen Beutel in seinem Schreibtisch. Den dürfen wir mitnehmen. Kostenlos als Probe. Vielleicht kommen wir ja zukünftig doch noch größer ins Geschäft.

Port O’Call / Trafalgar

Nach einem langen Fahrtag kommen wir in unserer nächsten Provinz Südafrikas an: KwaZuluNatal. Wir verlassen damit die Wild Coast und kommen an der South Coast an. Die wichtigste Stadt hier an der Küste ist Durban und wenn man sich grüßt, sagt man „How is it?“. Das wird geschrieben verdichtet zu „Howzit“. Andere Regionen, andere Sitten.

Auf dem schönen Port O’Call Campingplatz geht es sehr gesittet zu und wir genießen es, mal wieder in relativer Anonymität nur für uns zu sein. Das Meer ist herrlich und wir verbringen den Tag mit Strandspaziergängen und Lesen.

Unsere schönsten Übernachtungsplätze

The Homestead B&B in Addo

Wer nicht im Addo Nationalpark direkt übernachten kann oder möchte, sollte hier schlafen. Das Gästehaus ist in einem Garten mit hohen Bäumen und einem Teich gelegen. Es gibt einfache und luxuriösere Zimmer und einen schönen Campingplatz. Frühstück wird angeboten.

Ocean View Campsite, südlich von Alexandria

Die drei Campsites liegen südlich von Alexandria unweit des „Woody Cape Nature“ auf dem Gelände einer Milch-Farm, haben Meerblick und sind schattig im dichten Buschwerk angeordnet. Die privaten Sanitäranlagen sind sauber und die Duschen haben einen mit Petroleum betriebenen „Durchlauferhitzer“. Die Lage ist phantastisch, man kann kilometerweit durch die Dünen entlang des Ozeans spazieren.

Buccaneers Backpacker Lodge, Chintsa

Diese recht große Anlage ist an einem Hang entlang der Flussmündung angeordnet. Der Campingplatz ist eine gepflegte Wiese unter Bäumen und hat saubere Sanitäranlagen und eine gut ausgestattete Gemeinschaftsküche. Das Meer mit seiner tosenden Brandung ist nicht weit weg, liegt aber hinter einem Hügel und man hat es entsprechend ruhig hier.

Wild Lubanzi Backpacker Lodge, Lubanzi / Hole in the Wall (Coffee Bay Road)

Rahel und ihre Familie haben hier eine schöne Backpacker’s Lodge aufgebaut. Das offene Hauptgebäude ist gemütlich und einladend und bietet einen herrlichen Blick auf die Bucht. Die Gegend ist wild und die Anfahrt auf den schmalen und steilen Wegen recht abenteuerlich. 4×4 ist definitiv von Vorteil. Das Wild Lubanzi ist ein guter Ausgangspunkt für eine Wanderung zum Hole in the Wall, dem Wahrzeichen der Wild Coast.

Port O’Call, Trafalgar (östlich von Port Edward)

Wenn man die Wild Coast nach Osten Richtung Durban verlässt, kommt man bei Port Edward an die South Coast. Ein paar Kilometer weiter lädt der Port O’Call Campingplatz zum verweilen ein. Er ist recht groß, die Plätze sind geräumig auf dichtem Rasen und unter Bäumen. Das Meer ist nur ein paar Schritte entfernt.

Restaurantempfehlungen

Nina’s Café in Jeffreys Bay

Dieses Restaurant ist auf den ersten Blick nicht so schön gelegen, direkt am Parkplatz des benachbarten Spar-Supermarktes. Es lohnt sich aber, dennoch hier zu essen. Es gibt viele vegetarische Gerichte aber auch köstliches Seafood und Fleisch. Die Espetadas mit Thunfisch (Spieße) haben uns sehr gut geschmeckt.

Suki Sushi & Asian Cuisine in Port Elisabeth

Hier waren wir dreimal! Es gibt sehr leckeres Sushi, die weltbeste Tom-Yum Suppe (ja, wir waren auch schon in Thailand) und leckere andere „Standards“ wie frische Fish & Chips oder Burger. Eine absolute Empfehlung

Pioneers Restaurant in Graaff-Reinet

Dieses Restaurant ist bekannt für seine Lammspezialitäten. Wenn man das nicht so mag, gibt es natürlich auch Alternativen. Das Restaurant ist rustikal und sympathisch.

Alle Südafrika – Artikel

Südafrika – Tiere & Wasserfälle & Wandern

In diesem Bericht könnt ihr alles zu unserer Einreise nach Südafrika lesen und was wir im Westen dieses vielseitigen Landes erlebt haben. Dieser Artikel enthält auch alle wertvollen Tipps zum Geldabheben, Tanken und Mobilfunk in Südafrika.

Südafrika – Kapstadt und Umgebung

Hier könnt ihr über unsere Abenteuer in Kapstadt lesen und wie wir das Weinland um Stellenbosch und Franschoek, das Cape Agulhas, den De Hoop Nationalpark und die kleine Karoo erlebt haben.

Südafrika – Garden Route

Wilde Küste, Urwälder und tolle Wandertrails. Was wir entlang der Garden Route erlebt haben, könnt Ihr hier lesen.

Reiseführer & Papierkarte

Papierkarte von Tracks4Africa

Die Karten von Tracks4Africa für das südliche Afrika sind richtig gut. Ab Namibia ist das Kartenmaterial sehr detailliert, für Südafrika noch detaillierter. Es gibt die Karten auch für Garmin Navigationssysteme und man hat damit eine zusätzliche Kartenbasis, da viele Kartenprogramm für iOS oder Android auf OSM aufbauen.

Reiseführer

Der Iwanowski Reiseführer deckt ganz Südafrika ab. Wir haben uns manchmal ein wenig verloren gefühlt in den touristisch etwas weniger erschlossenen Regionen, wie zum Beispiel den Cederbergen.

Der spezielle Reiseführer zu Kapstadt, der Garden-Route und dem “Wineland” des Reise-Know-How Verlags schließt diese Lücke und ist auch etwas handlicher.

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8 comments

  1. Ja was soll ich sagen ( schreiben )
    Es ist trotz Eurer Vielzahl von tollen Erlebnissen, immer wieder möglich,
    dass Ihr neues Interessantes berichten könnt.
    Ich freue mich für Euch ( ein bisschen Wehmut ist auch dabei,
    es überwiegen jedoch die possitiven Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit in Namibia )
    Wünsch Euch weiterhin viel Fun und dass Euer Camper mitmacht.
    Grüße Euch Wolfgang

    1. Hallo Wolfgang, danke für deinen Kommentar! Das waren wirklich spannende Wochen in Namibia und ich denke gerne an die wilden Elefanten in Nacht am Brandberg , was für ein Abenteuer! Lieber Gruß, Armin

  2. Dieser fesselnd geschriebene Reisebericht hat mich wirklich berührt! Was für unglaublich schöne Landschaften ihr bereist habt, was für nette und weltoffene Menschen ihr kennenlernt, das ist unglaublich! Die wundervollen Strände und Buchten, die Weite des Landes, all das weckt eine große Sehnsucht in mir wieder zu reisen.
    Euch aber wünsche ich eine gute Weiterreise und vor allem wünsche ich Euch, dass euer Camper durchhält ! Meine Gedanken sind bei Euch liebe Tanja, lieber Armin ! Mama

    1. Danke liebe Susanne für deinen Kommentar. Es ist wirklich schön, was wir für tolle Menschen hier in Südafrika und allgemein auf Reisen treffen. Auch hier beim Wandern in den Drakensbergen geht niemand ohne eine kleine Plauderei an einander vorbei. Da können wir Zuhause wirklich etwas von lernen. Lieber Gruß, Armin

  3. Hallo Ihr beiden,

    wir haben uns im Dezember 2020 kurz in Namibia auf der Namibgrens Farm beim Spreetshogepass getroffen.

    Ich lese seit einiger Zeit euren Blog und bin immer wieder begeistert, insbesondere von Euren Fotos.
    Das musste ich Euch mal sagen 😉 Dickes Lob.

    Habt weiter eine tolle Zeit. Ich freu mich Blogs.

    VLG

    1. Hallo Bernd, Tanja und ich können uns noch gut an die nette Begegnung mit euch erinnern. Ich hoffe ihr habt die Namibiareise in schöner Erinnerung. Danke für das Lob! Wir erleben so Vieles und sind froh, wenn wir einen Teil davon mit interessierten Lesern teilen können. Herzliche Grüße, Armin

  4. Hallo, ich verfolge schon länger eure Website. Super, immer spannend und interessant. Im letzten Bericht, letzte Fotoserie , Foto mit eurem Fahrzeug in Chintza hab ich das Gefühl das, dass Heck stark hinunter hängt. Vielleicht optische Täuschung? Falls es aber so ist wäre mir dabei gar nicht wohl. Wünsche viel Glück und Spass. Gruss Christian

    1. Hallo Christian, es freut uns sehr, dass du uns auf unserer Webseite folgst. Das mit dem “hängenden” Rahmenheck ist leider keine optische Täuschung. Bevor wir nach Namibia eingereist sind, haben wir uns auf der üblen Straße von Livingstone nach Sesheke / Katima einen Riss in das Rahmenheck gefahren und es dabei auch noch verbogen (siehe erster Bericht Namibia / Caprivi). Ich habe es in Katima gleich sauber schweißen lassen aber der Knick konnte nicht gerichtet werden. Tatsächlich ist es jetzt aber auch schon wieder seit 15 TKm und einigen üblen Pisten so und je nach Blickwinkel sieht es gar nicht so übel aus ;-). Herzliche Grüße aus Sodwana Bay, Armin und Tanja

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