Wir sind unterwegs in der Provinz KwaZulu-Natal. Hinter Port Edward biegen wir von der Küste ins Landesinnere ab und fahren in Richtung der mächtigen Drakensberge. Hier kann man herrlich wandern und wir besuchen von den südlichen bis zu den nördlichen Drakensbergen vier Regionen, in denen wir teils ausgedehnte Wanderungen unternehmen. Über eine nördlichere Route zurück an die Küste besuchen wir den Hluhluwe-iMfolozi Nationalpark, der bekannt ist für seine Nashornpopulation. In Mabibi entspannen wir uns am Meer und gehen Tauchen in Sodwana Bay. Eine Einstimmung auf das, was uns hoffentlich zukünftig in Mosambik erwartet. Mit einem Zwischenstopp im Ithala Game Reserve geht es nach Marloth Park. Hier, kurz vor der Grenze zu Mosambik, haben wir ein paar administrative Dinge zu erledigen und von hier soll unsere vorerst letzte Etappe in Südafrika starten: Der Besuch des Krüger Nationalparks.
Inhalt
Route Südafrika – Teil 5
Von der Campsite Port O’Call einige Kilometer nordöstlich von Port Edward geht es Richtung Nordwesten über Kokstadt nach Underberg. Hier steigen wir in die südlichen Drakensberge ein. Auf einsamen und zum Teil schlechten Schotterstraßen führt die Route mit herrlichem Ausblick entlang der Drakensberge bis wir nach Injisuthi hinauf abbiegen. Der nächste Stopp liegt im benachbarten Tal in Monk’s Cowl. Seinen Abschluss findet unser Besuch der Drakensberge im Royal Natal Nationalpark, von wo wir über die Städte Ladysmith und Vryheid wieder Richtung Küste abbiegen. Den Hluhluwe-iMfolozi Nationalpark fahren wir von Westen her über Ulundi an und verbringen zwei Tage im Park. Über St. Lucia geht es nach Mabibi, unserem vorerst nördlichsten Punkt entlang der Küste und nach Sodwana Bay, auf den größten Campingplatz der südlichen Hemisphäre. Da wir keinen Grenzübertritt machen wollen, fahren wir an der Grenze zu Eswatini (Swasiland) entlang in das Ithala Game Reserve und von dort weiter nach Marloth Park.
Insgesamt sind wir 2728 km gefahren.
Sehenswertes & Sehenswürdigkeiten, Erlebnisse und Begegnungen
Dieser Abschnitt unserer Reise ist geprägt von körperlicher Aktivität, was ich (Armin) aktuell beim Schreiben dieses Artikels merke. Wir sind viel gewandert (siehe Strava-Links) und waren zum ersten Mal seit dem Roten Meer wieder Tauchen. Südafrika bietet sehr viel und man könnte noch einige Monate mehr hier verbringen und hätte noch nicht alle Highlights gesehen. Uns tut es sehr gut, aktiv zu sein und wir freuen uns auf die Abenteuer, die noch vor uns liegen.
Drakensberge
Die touristischen Highlights der Drakensberge liegen entlang der Grenze zu Lesotho, von den südlichen Drakensberge bei Underberg bis hinauf zum Golden Gate Nationalpark in der Provinz Freestate, den wir nicht besucht haben.
Südliche Drakensberge bei Underberg
Das beschauliche Städtchen Underberg ist mit gut 2.500 Einwohnern recht klein, bietet aber eine gute Infrastruktur, insbesondere der Superspar vor Ort ist toll sortiert. Wir übernachten auf der Campsite der Khotso Lodge and Horse Trails und genießen es, dort schön inmitten der Natur campen zu können. Der Hausberg gegenüber der Campsite bietet einen herrlichen Blick auf den Sonnenuntergang und das stets mit einem Feuer beheizte Hauptgebäude der Backpacker’s Lodge bietet einen schön warmen Rückzugsort bei Regen und Kälte, was wir teilweise bitter nötig hatten.
Etwa 25 km weiter hinten im Tal starten unterschiedliche Wanderungen in den „Garden Castle“ Bereich der Drakensberge. Wir entscheiden uns für eine Wanderung zur große „Sleeping Beauty Höhle“ zum Einstieg. Schön, aber nicht extrem spektakulär. Danach genießen wir das Lagerfeuer im Camp, denn es regnet wie aus Eimern und die Temperatur fällt auf unter zehn Grad. Das hatten wir auch schon lange nicht mehr.
Giants Castle / Injisuthi
Weiter nördlich liegt der „Giants Castle“ Bereich der Drakensberge mit dem Injisuthi Camp, tief im Tal, als Einstieg zu den vielfältigen Wanderungen. Man kann auf unterschiedlichen Wegen hierher gelangen und wir entscheiden uns für den kürzesten aber dafür wildesten: Immer entlang der Berge auf Schotter- oder Lehmstraßen, die nach dem Regen teilweise recht aufgeweicht sind. Dennoch kommt man auf den meisten Abschnitten gut voran und wir empfehlen jedem, der ein Allradfahrzeug hat, diese landschaftlich reizvolle Route. Die letzten 30 Kilometer das Tal hinauf sind geprägt von Dorfgemeinschaften, wie wir sie in Südafrika nicht so häufig sehen: Überall sind Menschen und Tiere auf der Straße, Minibusse und alte schwer beladene Pickups prägen das Straßenbild. Man sollte also entsprechend vorsichtig fahren. Ist dann das Tor zum Nationalpark erreicht, ändert sich das Bild signifikant: Die Zivilisation verschwindet im Rückspiegel und vor uns liegt die wilde Berglandschaft. Über schlechte Straßen wird das Injisuthi Camp erreicht, wo wir uns für zwei Nächte einquartieren. Am ersten Abend ist noch eine nette Campergruppe da, die uns auf ein Bier einlädt. Am nächsten Abend sind wir auf dem ganzen Platz alleine. Da kein Strom da ist, leuchten nur die Sterne über uns und wir genießen die atemberaubende Einsamkeit. Es wird richtig kalt und auf den hohen Gipfeln der Bergkette liegt der erste Schnee der Saison.
Von Injisuthi aus entscheiden wir uns, eine Wanderung zum „Marble Bath“ zu unternehmen. Der Pfad führt durch den Wald und schon bald muss ein Fluß überquert werden. Hier zieht man am besten die Schuhe aus. Eine Grenzschutztruppe der „South African National Defense Force“ überquert vor uns den Fluß und ist sehr freundlich und hilfsbereit. Die Männer und einige Frauen werden eine Woche lang in den Bergen die Grenze zu Lesotho bewachen. Hier gibt es noch immer einige Schmugglerrouten, über die insbesondere Drogen transportiert werden. Da wir fitter und weniger bepackt als die Truppe sind, lässt man uns den Vortritt. Nach neun anstrengenden Kilometern erreichen wir in einem Nebental den weiß schimmernden Badeplatz mit seinem klaren kalten Wasser: Klamotten runter und rein ins Vergnügen! Diese Wanderung mit insgesamt gut 19 km ist eines unserer Highlights in den Drakensbergen.
Giants Castle / Monk’s Cowl
Luftlinie nur um die 10 km, bzw. eine Tageswanderung entfernt, liegt das Champagne Valley mit der Monk’s Cowl Campsite am Ende. Wie so oft in Südafrika könnte der Kontrast nicht größer sein: In einen Tal wildes afrikanisches Chaos, im anderen Tal nun überall nette Cafés und Restaurants, B&B-Pensionen und eine deutlich bessere Straße. Wir halten an der „Valley Bakery“, wo wir lecker frühstücken und uns mit Brot, Mehl und leckeren süßen Stückchen eindecken.
Von der Monk’s Cowl Campsite aus wandern wir zur „Sphinx“, die nur mit viel gutem Willen eine Ähnlichkeit zum ägyptischen Original aufweist. Von dort geht es weiter hinauf zum „Blind Man’s Corner“ und wieder hinab zu Monk’s Cowl, diesmal durch ein anderes Tal (siehe Karte).
Exkurs „geplante Buschfeuer“
Auf unserer Wanderung sehen wir immer wieder Trupps der Feuerwehr, die an den Hängen der Drakensberge schmale Brandschneisen vorbereiten. Zunächst wird das Gras mit Herbiziden zum Absterben gebracht. Danach, jetzt am Ende der Regensaison, werden die verdorrten Schneisen angezündet und freigebrannt. Ein Feuerwehrmann geht mit Brandbeschleuniger voraus und legt das Feuer. Die nachfolgende Truppe löscht das Feuer wieder mit Brandklatschen und Wasserspritzen. Zurück bleibt eine zwei bis fünf Meter breite Schneise ohne weiteres brennbares Gras. Bei diesen Schneisen handelt es sich aber nicht um tatsächliche Brandschneisen, welche die Ausbreitung eines Buschfeuers sinnvoll verhindern könnten. Sie dienen nur der Vorbereitung auf die „Fire Season“: Hierbei werden entlang der Schneisen Feuerwehrleute postiert, während der gesamte dazwischenliegende Hang kontrolliert abgebrannt wird. Die Feuerwehrleute verhindern entlang der Schneisen das Übergreifen des Feuers auf benachbarte Flächen. Durch das gezielte Abbrennen der Berghänge werden unkontrollierte Großfeuer verhindert, welche verheerenden Schaden anrichten können. Die Vegetation in diesem Teil der Drakensberge ist an das Feuer angepasst: Die hier wachsenden Protea-Bäume werden durch die Feuer zu weiterem Wachstum stimuliert und treiben nach einem Feuerereignis verstärkt aus.
Royal Natal / Mahai Campsite
Unseren letzten Stopp in den Drakensbergen legen wir im Royal Natal Nationalpark ein. Dazu fahren wir noch einmal weiter Richtung Norden. Die Mahai Campsite ist groß und bietet schöne Aussichten auf die Berglandschaft. Wieder sind außer uns kaum andere Gäste auf dem Platz und so freuen wir uns sehr, Serena und Thomas zu treffen. Das sympathische Paar reist seit April 2019 mit dem Rucksack durch die Welt und ist nach einigen Monaten in Mittel- und Südamerika noch vor Corona in Afrika angekommen. Es hat Spaß gemacht, etwas mit den beiden zu plaudern.
Von der Mahai Campsite aus unternehmen wir zwei umfangreiche Wanderungen: Zuerst geht es über den Plowman’s Kop (via Mudslide) hoch hinaus und dann über „The Crack“, eine schmale Felsspalte, wieder hinunter ins Tal. Auf dem Weg müssen einige Kettenleitern erklommen werden und man sollte trittsicher und einigermaßen schwindelfrei sein. Auf dem Rückweg zum Camp lohnt dann ein Bad in den Pools der „Cascades“.
Vom 5 Kilometer von der Campsite entfernten Wanderparkplatz beginnt die Wanderung in die Tugela-Schlucht hinein. Die ersten sechs Kilometer der Wanderung sind ein guter Pfad, wobei ein Teilstück weggerutscht ist und man eine etwas anspruchsvollere Umgehung nutzen muss. Danach ist der Weg an einer Klamm und einer langen Kettenleiter offiziell zu Ende. Die Leiter ist allerdings in gutem Zustand und wir entschließen uns, über die Leiter weiter in das Tal hinein zu gehen. Der Weg führt im unwegsamen Flussbett weiter, hat aber keinen wirklichen Abschluss. Das man von hier aus nicht die Tungela Fälle sehen kann, wird uns erst etwas zu spät klar. Dennoch genießen wir ein Bad in den kalten Badepools und den herrlichen Blick auf das „Amphitheatre“, die charakteristische Wand der Drakensberge in dieser Region.
Zurück wählen wir nicht den Weg über die Leiter, sondern ziehen unsere Badesachen an und kämpfen uns durch die wasserdurchströmte Klamm hindurch. Das Wasser geht bis zur Hüfte und die arme Tanja stolpert und versenkt sich und unsere Wanderstiefel komplett im kalten Wasser. Danke an dieser Stelle auch an Cristina und Amos für diesen Tipp. Wir machen noch einen Abstecher zum Aussichtspunkt auf die Tugela-Fälle (nicht sehr eindrucksvoll zu dieser Jahreszeit) und gehen dann die letzten sechs Kilometer zurück zum Parkplatz. Was für ein Tag!
Hluhluwe-iMfolozi Nationalpark
Von den Drakensbergen führt uns der Weg über die hektische Stadt Ladysmith ins landwirtschaftlich geprägte Hinterland Südafrikas. Wir fahren über das Städtchen Dundee, wo wir uns einen neuen Kocheraufsatz für die Gasflasche kaufen, weiter Richtung Vryheit. Ein paar Kilometer vor der Stadt biegen wir links ab und besuchen die Oldeandi Farm. Dieter (ein Südafrikaner mit deutschen Wurzeln) und seine Frau Gail betreiben eine Farm für Geflügel und Vieh. Wir hatten die beiden im Wild Lubanzi Backpacker an der Wildcoast getroffen und uns spontan entschlossen, ihre Einladung anzunehmen. Wir dürfen im schönen Garten auf dem Rasen campen und das Gäste-Cottage benutzen. Gemeinsam verbringen wir einen richtig schönen Abend mit Hühnchen vom eigenen Hof – lecker! Gail und Dieter geben uns auch noch einige gute Tipps für die kommende Route und so entscheiden wir uns, am darauffolgenden Tag den Hluhluwe-iMfolozi Nationalpark von Westen über Ulundi kommend anzufahren. Der Park ist berühmt für seine Nashorn-Population (über 1500) und gäbe es ihn nicht, wäre es um den Bestand der Breit- und Spitzmaulnashörner im südlichen Afrika deutlich schlechter bestellt. Wir verbringen einen Tag im westlichen iMfolozi Teil des Parks und einen im östlichen Hluhluwe Teil. Die beiden Teile werden durch eine Transitstraße getrennt. Beide Teile haben ihren Reiz, sie sind landschaftlich schön und gerade die nicht asphaltierten Nebenstraßen vermitteln mit ihren sandigen Flussdurchfahrten ein Gefühl von Wildnis. Wir sehen viele Nashörner und Elefanten, wobei letztere nicht immer gut gelaunt sind. Wir wundern uns immer wieder, wie dicht die anderen Autofahrer sich diesen Riesen nähern.
Als Übernachtung bietet sich die Nyalazi Campsite an, die direkt außerhalb des Parks südöstlich an der Transitstraße R618 liegt. Das Camp ist erst seit September 2020 in Betrieb, die Sanitäranlagen sind modern und sauber und die terrassierten Plätze bieten einen schönen Blick über den Park. Wir waren die einzigen Gäste und man ist innerhalb von 10 Minuten am Gate des Parks. Einziger Wermutstropfen: Wir haben so viel für das Camping bezahlen müssen, wie noch nie in Südafrika.
iSimangaliso Wetland Park
St. Lucia
In St. Lucia, so heißt es, muss man vorsichtig sein. Im iSimangaliso Wetland Park (früher St. Lucia Wetland Park) leben viele Flußpferde und Krokodile. Besonders die Hippos kommen nachts aus dem Feuchtgebiet und grasen wohl gerne in der Stadt. Wir übernachten auf dem Campingplatz (Sugar Loaf Camp) des Nationalparks etwas außerhalb der Stadt und machen einen schönen Spaziergang in der dem Meer vorgelagerten Dünenlandschaft. Von Steve, dem Besitzer des Khotso Camps bei Underberg, haben wir den Tipp bekommen, dass es im nahegelegenen „Ski Boat Club“ hervorragende Fish & Chips gibt. Bei Dämmerung setzen wir uns in den Außenbereich des Club-Restaurants und die Fish & Chips sind wirklich lecker. Allerdings machen wir zum ersten Mal seit Monaten einen Fehler: Wir tragen kurze Hosen, Flip-Flops und sind nicht mit Insektenspray eingesprüht. Innerhalb von Minuten sind unsere Füße und Beine von unzähligen Moskitos besetzt und obwohl wir vor lauter „Abwehrbewegungen“ kaum zum Essen kommen, sind wir total zerstochen. Zum Glück gilt das Gebiet als nur wenig Malaria-gefährdet. Passiert so ein Fehler in den feuchten Regionen Ostafrikas, hat man sich ganz schnell eine solide Malaria eingefangen. Wir sind bis heute froh, dass dieser Kelch (anders als an vielen uns bekannten Reisenden) bisher an uns vorüber gegangen ist.
Mabibi
Wir wollen ans Meer und uns einige Tage Erholung von den Strapazen des Wanderns gönnen. Nördlich von Sodwana Bay und nur ein paar Kilometer südlich der Grenze zu Mosambik liegt das Dörfchen Mabibi. Wir fahren es von Nordwesten her an, da wir unterwegs noch eine Farm für Cashewnüsse besuchen wollen. Dieter von der Oldeani Farm hat uns diesen Stopp empfohlen, da es hier die leckeren Nüsse im Werksverkauf gibt und man auch eine Tour durch die Farm machen kann. Es soll sich hierbei um die einzige Farm dieser Art in Südafrika handeln. Als wir auf das Tor von „Coastal Cashew“ zufahren, informiert uns ein einsamer Wachmann, dass die Farm geschlossen hat. Nicht etwa nur heute, sondern der Betrieb wurde vor gut einem Jahr (also in 2020) eingestellt. Irgendwie traurig und auch ärgerlich, da wir extra 50 Kilometer Umweg auf miesester Straße gefahren sind. Weiter geht es auf spannenden sandigen Pisten und wir sind froh, dass wir Allradantrieb und den Reifendruck reduziert haben. Im Dörfchen Mabibi geht es ab Richtung Mabibi Beach Camp, unserem Ziel für drei Nächte. Was für ein kleines Paradies: Unser Camp ist in einer Lichtung gelegen, im knorrigen Urwald mit einer großen Feuerstelle. Der einsame, kilometerlange Strand ist über eine Holztreppe erreichbar und am vorgelagerten Riff kann man toll Schnorcheln. Wir genießen dieses abgelegene Paradies. Direkt nebenan ist die Thonga Beach Lodge und wer nicht campen möchte, sondern ein wenig mehr Komfort in dieser abgelegenen Region sucht, kann sich hier einquartieren. Für umgerechnet ca. 600 € pro Person und Nacht mit Vollpension. Wir bevorzugen unser einfaches Leben, denn Camping in Afrika ist ein naturverbundener Luxus, wie man ihn sich auf europäischen Campingplätzen nicht einmal ansatzweise vorstellen kann.
Sodwana Bay
35 Kilometer südlich von Mabibi liegt Sodwana Bay inmitten des Nationalparks. Wir wollen hier zum ersten Mal seit dem Roten Meer in Ägypten wieder tauchen. Cristina und Amos haben uns die Tauchbasis „Coral Divers“ empfohlen, die direkt inmitten des Nationalpark-Camps liegt. Als wir im Sodwana Bay Camp ankommen, sind wir zunächst etwas desorientiert. Es handelt sich um den größten Campingplatz der südlichen Hemisphäre (der Superlativ mit Bezug auf die Südhalbkugel wird hier in Südafrika übrigens gerne verwendet, siehe Magwa-Tea-Estate) und wir sind gefühlt die einzigen Gäste. Die Campingplätze liegen auch hier malerisch im Urwald und wir fragen uns, ob und wann dieser Platz das letzte mal auch nur ansatzweise ausgebucht war. Viele Plätze sind verwildert, es gibt erstaunlich viele wilde Tiere und wir suchen verzweifelt einen Zugang zum nahegelegenen Strand. Ungläubig finden wir heraus: Es gibt keinen! Man muss mit dem Auto fahren oder mindestens drei Kilometer zu Fuß gehen. Das ist wirklich befremdlich.
Wir suchen uns einen schönen Platz im Wald und laufen 20 Minuten zur Tauchbasis.
Tauchen in Sodwana Bay
„Coral-Divers“ ist quasi ein Tauch-Camp innerhalb des eigentlichen Nationalpark-Camps mit eigenen Unterkünften und eigenem Restaurant. Die Leute sind nett und hilfsbereit und wir fühlen uns direkt wohl. Unkompliziert wird mit uns die komplette Ausrüstung für die geplanten zwei Tauchtage rausgesucht und wir lassen uns eintragen für den 7:30 Uhr und 11 Uhr Tauchgang am darauffolgenden Tag.
Ein wenig aufgeregt sind wir schon, als wir uns dann morgens um halb sieben in die Neopren-Pelle zwängen und mit unserer Ausrüstung auf das Traktor-Shuttle zum Strand warten. Am Meer geht dann alles Schlag auf Schlag und da wir keine sehr erfahrenen Taucher sind, müssen wir uns sputen beim Aufbauen unseres Equipments. Wir sind froh, dass unser Tauch-Guide Stu ein netter Kerl ist und uns freundlich und unaufgeregt den kommenden Tauchgang erklärt.
Die Festrumpf-Schlauchboote für bis zu zehn Taucher starten direkt vom Sandstrand. Man hilft zunächst beim Zu-Wasser-lassen des Bootes, springt dann an Bord, muss sich für den Ritt über die Brandungszone eine Rettungsweste überstreifen und dann geht es mit 200 PS und Vollgas entlang und über die an diesem Tag immerhin bis zu zwei Meter hohen Wellen. Die Ausrüstung ist vor einem verzurrt, ein Fuß ist in einer Schlaufe und die Gischt spritzt ins Gesicht, während das Boot bei jeder Welle abhebt. Ich (Armin) liebe diese Art von Ritt, Tanja eher weniger. Zum Glück ist das „2 Mile Reef“ schnell erreicht und wir legen auf dem schwankenden Boot den Bleigürtel, die Tauchausrüstung (Flasche, Tarierjacke, Atemgerät), die Flossen und die Tauchermaske an. Da die arme Tanja mit ihrer Seekrankheit kämpft, versuche ich ihr die meiste Arbeit abzunehmen. Als alle fertig sind, kippen wir auf Kommando „3-2-1-GO“ rückwärts ins Wasser. Kaum ist man Unterwasser, endet die Hektik und das Schwanken des kleinen Bootes. Es wird still und man sinkt hinab in eine wunderbare Welt der Schwerelosigkeit mit einzigartigen Lebewesen. Wie ein Astronaut auf Expedition in einer anderen Welt. Das ist der Reiz des Tauchens und der Grund, warum man sich das ganze Theater mit der schweren Ausrüstung und dem nach Gummi muffelnden Anzug antut.
Eine gute Stunde später tauchen wir wieder auf und die Action beginnt von neuem. Mit einer Hand am Boot zieht man den Gewichtsgürtel und das Tauchgerät im Wasser aus und wird dann vom freundlichen Skipper oder den Tauchkameraden wie ein gestrandeter Seehund über die Gummibordwand gezogen. Elegant ist anders. Dann wieder Vollgas zurück. Die Strandlandung innerhalb einer Brandungszone ist mit einem schnellen Schlauchboot beim ersten Mal schon etwas Besonderes. Der Skipper fährt parallel zu den sich brechenden Wellen, visiert eine freie Stelle am Sandstrand an (bestenfalls steht da niemand) und gibt Vollgas. Alle halten sich fest und das Boot schießt soweit auf den Strand, dass es komplett aus dem Wasser kommt und auf dem Sand liegen bleibt. Das ist das actionreiche Finale eines jedes Tauchgangs.
Insgesamt machen wir in Sodwana Bay vier Tauchgänge an zwei Tagen. Dreimal tauchen wir am direkt vorgelagerten „2 Mile Reef“ und einmal fahren wir weiter raus zum „5 Mile Reef“. Die Wassertemperatur beträgt 24°C und wir sehen diverse große Rochen (Round Ribbon Tail Ray, Honeycomb Ray) und einige sehr große grüne Meeresschildkröten. Unser letzter, recht flacher Tauchgang dauert ganze 75 Minuten und wir genießen nochmal die ganze Bandbreite der bunten Unterwasserwelt am Riff mit Potato-Bass, großen Muränen, verschiedenen Rochen und Schildkröten.
Das Tauchen mit den „Coral Divers“ hat sich für uns sehr gelohnt. Stu war unser Lieblings-Tauchguide, aber auch die anderen Dive Masters waren wirklich in Ordnung. Das Equipment war gut (vielleicht mit Ausnahme der Flaschen, da hatte ich beim Equipment-Check zwei Ausfälle bei vier Tauchgängen). Wie immer muss man sich zunächst an die Abläufe gewöhnen und die unruhige See ist nicht ohne für Menschen, die schnell zur Seekrankheit neigen.
Zum Ausklang unserer Zeit am Ozean gönnen wir uns im Anschluss an Sodwana Bay nochmal drei Tage auf dem nahegelegenen Mabibi Camp. Lange Strandspaziergänge, einige Runden Beachball und schöne Lagerfeuer abends machen es uns nicht leicht, wieder Richtung Inland aufzubrechen.
Ithala Game Reserve
Wir fahren weg von der Küste und folgen der Grenze zu Eswatini. Nach gut 200 km auf zum Teil wirklich schlechten Wellblechpisten, haben wir das Ithala Game Reserve erreicht. Wir wundern uns darüber, wie bergig die Gegend hier wieder ist. Immerhin bis auf 1200 Meter arbeiten wir uns hinauf.
Ithala ist ein kleiner KZN Park und wir haben zwei Nächste im „Dornkraal Camp“ gebucht. Die einfache, nicht eingezäunte Campsite liegt direkt am Fluß und ist wirklich schön. Insgesamt sind wir vier Camper, die hier stehen und wir freuen uns immer, wie sehr die Südafrikaner ihre Natur lieben. Familien mit Kindern bauen gemeinsam das Zelt auf, machen Feuer und freuen sich über die Tiere, die das Camp besuchen. Tagsüber geht es auf Pirschfahrt, wo man hoffentlich einen Elefanten, ein Nashorn oder eine Katze zu Gesicht bekommt. Wir sehen Giraffen und diverse Antilopen und genießen die schöne Geografie des Parks. Spektakuläre Sichtungen bleiben aus, aber das ist absolut ok. Für uns ist Ithala auf jeden Fall einen Besuch wert.
Barberton, Marloth Park und Bürokratie
Von Ithala aus geht es weiter nördlich in Richtung Mbombela (Nelspruit) und der Nationalstraße N4. Wir fahren gute 400 km und übernachten im geschichtsträchtigen Städtchen Barberton. Die Stadt wuchs aufgrund eines Goldrauschs und auch heute sind noch ein paar Minen in Betrieb. Die Stadt bietet sich an als Versorgungsstation, wenn man danach in den Krüger Nationalpark fahren möchte. Wir essen ein leckeres spätes Lunch in „Die PlaasKombuis“ und übernachten im einfachen „Under the Stars Camp“. Peter hat hier mit seiner Frau eine kleine aber feine Campsite aufgebaut mit Solardusche und einem schönen Blick über die Stadt.
Weiter geht es nach Marloth Park. Am Rand des Krüger Nationalparks liegt eine Feriensiedlung in einem privaten Naturschutzgebiet. Unseren Reisefreunden Alex und Claudia gehört hier eine Ferienanlage bestehend aus einem Haupthaus und mehreren Self-Catering Chalets. Sehr gerne hätten wir Alex, Claudia und ihre Familie hier getroffen, aber die mit Corona verbundenen Reiserestriktionen haben diese Pläne leider durchkreuzt. Wir dürfen in der Anlage wohnen und genießen die Ruhe inmitten der Natur sehr. Hier können wir uns vorbereiten auf den kommenden Besuch des Krüger Nationalparks und darauf, dass wir mal wieder einen „Amtsgang“ vor uns haben: Das Carnet de Passage für unser Auto läuft Ende Mai ab und das neue liegt bereits hier für uns bereit. Zusätzlich haben wir bereits ein offizielles Genehmigungsschreiben vom Zoll bekommen, dass wir das alte Carnet durch das neue ersetzen dürfen („Substitution“). Diese Genehmigung muss durch den südafrikanischen Automobilclub beantragt werden und wird in der Regel nur einmal bewilligt.
Mit allen Dokumenten geht es zum Zoll “Lebombo” hinter Komatipoort. Wir fahren vorsichtshalber nicht zu tief in den Grenzbereich ein, schließlich wollen wir ja noch nicht nach Mosambik ausreisen. Die Herren beim Zoll sind freundlich und hilfsbereit, wissen aber zunächst nicht so recht, wie der Prozess des Umstempelns ablaufen soll. Ein Anruf in Pretoria hilft und alles geht reibungslos über die Bühne. Mit wieder “zukunftssicheren” Fahrzeugpapieren können wir erleichtert den Grenzbereich wieder verlassen. Bevor wir in einigen Wochen hier tatsächlich das Land verlassen, warten noch einige Abenteuer auf uns. Nicht zuletzt der Blyde River Canyon und natürlich der Krüger Nationalpark.
Unsere schönsten Übernachtungsplätze
Khotso Lodge & Horse Trails
Ein paar Kilometer außerhalb von Underberg gelegen, findet sich dieses weitläufige Farmgelände mit Gästehaus, Backpacker-Zimmern und Campingplatz. Steve hat wirklich ein tolles Anwesen geschaffen und man kann von hier aus zu umfangreichen Wanderungen und Ausflügen auf dem Pferderücken starten. Wir waren an kalten Regentagen froh, dass wir uns am Feuer im Gemeinschaftsraum wärmen konnten.
Nyalazi Campsite am Gateeingang des Hluhluwe Nationalpark
Direkt außerhalb des Parks südöstlich an der Transitstraße R618 gelegen. Das Camp ist erst seit September 2020 in Betrieb, die Sanitäranlagen sind modern und sauber und die terrassierten Plätze bieten einen schönen Blick über den Park. Wir waren die einzigen Gäste und man ist innerhalb von 10 Minuten am Gate des Parks. Leider etwas teuer.
Mabibi Camp nördlich von Sodwana Bay
Dieses Camp ist wohl eines unserer Highlights in Südafrika. Einsamer großer Platz umrundet von Bäumen und für uns der schönste einsame Strand in Südafrika. Beim Schnorcheln bei Ebbe sehen wir viele Fische, Blaupunktrochen, einen Octupus und einen großen Guitar Fish. Bei Lagerfeuer schauen wir wir in den Sternenhimmel und hören dem Rauschen des Meeres zu.
Under the Stars Camp in Barberton
Dieses einfache Camp hat es uns wirklich angetan. Wer auf der Durchreise (zum Beispiel in den Krüger) ist und ruhig im Grünen für wenig Geld schlafen möchte, ist an diesem schönen Platz oberhalb von Barberton richtig. Morgens wird man von Hühnern geweckt und Peter verkauft auch frische Eier.
Restaurantempfehlungen
Valley Bakery im Champagner Valley
Im Champagner Valley, auf dem Weg zum Mahai Camp findet man diese Bäckerei die super leckeres Brot bäckt und super feine süße Leckereien backt. Auf jeden Fall einen Stopp wert.
Die PlaasKombuis in Barberton
Kaffeehaus mit Museumsatmosphäre, in dem man lecker Kaffee und Kuchen aber auch herzhafte Snacks zu sich nehmen kann. Wir haben ein Roastbeef-Sandwich und einen Cheeseburger gegessen, beides war wirklich gut!
Alle Südafrika – Artikel
Südafrika – Tiere & Wasserfälle & Wandern
In diesem Bericht könnt ihr alles zu unserer Einreise nach Südafrika lesen und was wir im Westen dieses vielseitigen Landes erlebt haben. Dieser Artikel enthält auch alle wertvollen Tipps zum Geldabheben, Tanken und Mobilfunk in Südafrika.
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Hier könnt ihr über unsere Abenteuer in Kapstadt lesen und wie wir das Weinland um Stellenbosch und Franschoek, das Cape Agulhas, den De Hoop Nationalpark und die kleine Karoo erlebt haben.
Südafrika – Garden Route
Wilde Küste, Urwälder und tolle Wandertrails. Was wir entlang der Garden Route erlebt haben, könnt Ihr hier lesen.
Südafrika – Elefanten, Berge & Wilde Küste
Wir besuchen die Gegend um Port Elizabeth mit Addo und Mountain Zebra Nationalpark und die Wildcoast in der ehemaligen Transkei.
Reiseführer & Papierkarte
Papierkarte von Tracks4Africa
Die Karten von Tracks4Africa für das südliche Afrika sind richtig gut. Ab Namibia ist das Kartenmaterial sehr detailliert, für Südafrika noch detaillierter. Es gibt die Karten auch für Garmin Navigationssysteme und man hat damit eine zusätzliche Kartenbasis, da viele Kartenprogramm für iOS oder Android auf OSM aufbauen.
Reiseführer
Der Iwanowski Reiseführer deckt ganz Südafrika ab. Wir haben uns manchmal ein wenig verloren gefühlt in den touristisch etwas weniger erschlossenen Regionen, wie zum Beispiel den Cederbergen. Um aber einen Überblick zu bekommen, können wir den Reiseführer sehr empfehlen.
Hallo Armin,
soeben habe ich den neuen Bericht gelesen. Sehr gut, sehr informativ, unterhaltsam und beeindruckend.
( oder eigentlich wie gewohnt )
Es ist einfach super was ihr beide erleben dürft. Ich gönne euch das von Herzen ( ein bisschen Neid ist auch dabei )
Weiterhin viel Spaß und reiche Beute …. wünscht euch
Wolfgang
Hallo ♀️ Ihr beiden, also dieser Abschnitt eurer Reise hat mich ganz besonders beeindruckt, die wundervolle Landschaft, die anspruchsvollen Wanderungen u.a.in den Drakensbergen , da wurde Euch schon einiges abverlangt, aber ihr seid ja sportlich und durchtrainiert ☺️! Das sind echte Abenteuer für richtige Kerlenund zähe unerschrockene Frauen!
Spannend und mutig finde ich auch, dass ihr getaucht seid, die Unterwasserwelt ist etwas absolut faszinierendes und Fische und andere Meeresbewohner aus der Nähe zu beobachten ist sehr beeindruckend und unvergesslich!
Nun wünsche ich Euch eine gute Weiterreise mit vielen spannenden und unvergesslichen Abenteuern und drücke Euch aus der Ferne!
Mama