Mit unserem Offroad Camper ging es über eine weitere Grenze, nämlich von Griechenland in die Türkei. Wir hatten einiges gehört vom Land zwischen zwei Kontinenten und zwischen Tradition und Moderne. Im Gepäck hatten wir wie immer viel Neugierde und einige gute Tipps von Bekannten aus der Türkei, bzw. mit türkischen Wurzeln. Es war unser erster Grenzübertritt seit über 6 Wochen, also los!
Wir hatten uns davor noch den Reiseführer von Michael Müller besorgt. Dieser ist zwar bereits 2015 veröffentlicht worden, aber wir haben nichts aktuelleres gefunden. Klar sind einige Dinge längst überholt, aber uns hat das Buch einen guten Überblick verschafft und Sehenswürdigkeiten ändern sich auch nicht grundlegend. Was interessant ist, die Preise werden im Reiseführer in € angegeben und durch die Inflation der Türkischen Lira sind die heutigen Preise meist 10 % unter den angegebenen Preisen.
Inhalt
Die Route
Hier findet Ihr die Route, die wir in diesem Teil der Türkei gefahren sind:
Die Einreise
Nach einer letzten erholsamen Nacht vor Alexandropolis in Nordgriechenland, führte uns der Weg zum Grenzübergang bei Ipsala. Wenn man mit dem eigenen (zum Beispiel in Deutschland angemeldeten) Auto in die Türkei einreisen möchte, benötigt man unbedingt eine grüne Versicherungskarte, in der die Türkei nicht durchgestrichen ist. Wir mussten diese bei unserer Versicherung gezielt beantragen, was allerdings nichts extra gekostet hat. Die meisten Versicherungen decken ohne Mehrkosten allerdings im asiatischen Teil der Türkei nur die Haftpflicht ab, Kasko-Leistungen entfallen. Das ist bei uns ohnehin egal, da der Wagen nur haftpflichtversichert ist. Für einen spontanen Besuch in der Türkei ist es auch möglich, an der Grenze eine Versicherung abzuschließen, wenn eine grüne Karte nicht vorliegt.
Bereits 7 km vor der Grenze begann dann der LKW-Stau. Als Autofahrer kann man getrost an diesem auf der gut ausgebauten Straße vorbei fahren. Was für ein Alptraum für die LKW-Fahrer aus aller Herren Länder, von Fernfahrer-Romantik keine Spur.
An diesem Donnerstagmorgen herrschte an dem Auto-Schalter allerdings recht wenig Betrieb. Dies war schon abzusehen, da auf Griechischer Seite kaum Türkische PKW unterwegs waren. Die Ausreise aus Griechenland war innerhalb von einer Minute erledigt, man wünschte uns schnell eine gute Fahrt. Auf türkischer Seite waren ca. 10 – 15 Fahrzeuge vor uns und man merkt, dass wenig Personenverkehr zwischen beiden Ländern stattfindet. Auch zur Einreise mit dem eigenen Fahrzeug genügt für den Fahrer seit kurzem der Personalausweis, man erhält dann ein zusätzliche Blatt mit dem Einreisestempel. Ich habe meinen Reisepass gezeigt, welcher dann gestempelt wurde. Ein Stichdatum, bis wann die Ausreise erfolgen muss, wird nicht gestempelt. Es sind für Deutsche Bürger 90 Tage, die man ohne Visum am Stück in der Türkei bleiben darf. Bei der Zollkontrolle wurde von einem übellaunigen Beamten ein flüchtiger Blick in das Auto geworfen und ich musste die Papiere
- Reisepass / Ausweis
- Führerschein
- Fahrzeugschein
- Grüne Versicherungskarte
bei einer netten Dame vom Zoll zur Eintragung in das Computersystem abgeben. Da auch für das Auto kein Stichdatum vermerkt wurde, bat ich direkt darum, 90 Tage im System einzutragen. Dies erschien notwendig, da wir bis dato ja noch eine Verschiffung von Istanbul nach Port Sudan geplant hatten und wir deshalb länger als die normalerweise gewährten 30 Tage benötigt hätten. Dies wurde uns gerne gewährt.
Nach ca. einer Stunde lag der Grenzübergang hinter uns und wir hatten freie Fahrt im 9. Land unserer Reise!
Bargeld, Tanken, HGS und Mobilfunk
Bargeld
Der erste Weg führte uns in das kleine Grenzstädtchen Ipsala und dort zu der uns empfohlenen Halkbank. Wir konnten hier problemlos mit unserer DKB-Visa-Karte kostenlos Türkische Lira zu einem guten Kurs abheben.
HGS-Sticker zur Autobahnnutzung
Danach wollten wir uns den HGS-Sticker zur Benutzung der Türkischen Autobahnen besorgen. Diesen gibt es in den PTT (Post) Shops oder einigen Shell-Stationen. Leider waren die Sticker in Ipsala aus. Deshalb noch schnell getankt und ab nach Kesan, der nächsten größeren Stadt auf unserer Route. Hier konnten wir im PTT Laden den Sticker für die Windschutzscheibe bei einer netten Dame kaufen, die mit Google-Translate sehr bemüht eine Verständigung sicher stellte.
Es handelt sich bei dem HGS-System um einen RFID-Chip, der an die Frontscheibe geklebt und beim Durchfahren der Mautstationen ausgelesen wird. Er kostet in seiner Basisversion 62,50 Lira (ca. 10 EUR), wovon 50 Lira Guthaben für die nicht sehr teuren Autobahnen sind. Die Nummer des Chips wurde im System mit unserer Autonummer verheiratet, so dass man in der HGS-App nach Eingabe der Autonummer sehen kann, wie viel Guthaben noch verfügbar ist. Sollte es zur Neige gehen, wird einfach in der App per Kreditkarte nachgeladen. Was bei uns natürlich nicht funktioniert hat. Wir benötigten dazu die Hilfe eines Türkischen Freundes. Vom Prinzip her gefällt uns das einfache und transparente System, auch wenn es datenschutzseitig sicher eher bedenklich ist.
Mobilfunk
Wir hatten von einigen Bekannten erfahren, dass Turkcell das beste Mobilfunknetz bietet, vor allem, wenn man auch durch ländlichere Regionen reisen möchte.
Mit dem Reisepass kann man auch als Ausländer in den Turkcell-Filialen eine SIM-Karte kaufen. Wir haben uns für folgendes Paket entschieden:
- Prepaid (SIM für 3 Monate gültig)
- incl. 6 GB Datenvolumen (plus 3 GB geschenkt als Aktion)
- 1000 Freiminuten Telefonie in der Türkei (zweitrangig) und 250 SMS
- 96 Türkische Lira (ca. 15 EUR)
Man kann die Karte dann auch in jedem Turkcell Shop wieder aufladen. Bis jetzt haben wir exzellenten 3G oder meistens 4G Empfang, auch an entlegenen Orten. Kein Vergleich zu den teuren und frustrierenden Mobilfunknetzen in Deutschlands ländlichem Süden. Allerdings konnten wir die Karte nicht in Kesan kaufen, denn da hieß es „System-Error“. Den gibt es wohl auch überall auf der Welt…
Pergamon und Ephesus – spannende historische Stätten an der Ägäis-Küste
Nach einem Stopp auf der hübschen kleinen Insel Alibey Adasi vor Ayvalic, ging es die westliche Ägäis Küste südwärts.
Entlang der Strecke findet man viele antike Stätten, welche sich mit den schönsten in Griechenland messen können.Pergamon
Die Ausgrabungsstätten des historischen Pergamon liegen in und oberhalb der modernen Stadt Bergama, die recht belebt ist und durchaus einen attraktiven Eindruck macht. Wenn man wie wir direkt in die Akropolis einsteigen will, fährt man in der Nebensaison mit dem eigenen Auto zum kleinen oben gelegenen Parkplatz an der Bergstation der Seilbahn, welche vor allem die Bustouristen auf den Berg bringt. In der Hauptsaison ist dieser jedoch sicher schnell voll. Von hier kann dann der Rundgang über das eindrucksvolle Gelände starten.
Die Geschichte Pergamons und sein Aufstieg fällt in die Zeit nach dem Tod Alexanders des Großen, ca. 250 v. Chr. Beeindruckt hat uns das Theater, welches eindrucksvoll oben in den Berg gebaut wurde. Viel der Faszination dieser Stätte macht wirklich die Lage oberhalb der modernen Stadt aus. Wer tiefer in die Archäologie einsteigen will, kann dies fast überall in Bergama tun, da sich das alte Pergamon nicht nur auf dem Berg erstreckt.
Der Eintrittspreis beträgt derzeit 42 TL pro Person ca. 7 €.
Ephesus
Südlich von Izmir, in der Nähe der Stadt Selcuk, liegt das antike Ephesus. Die Stadt wurde im 11. Jh. v. Chr. gegründet und schnell zu einer der reichsten Städte Kleinasiens. Grundstein dafür war der heute versandete Hafen, der einen sicheren Meerzugang ermöglichte. In seiner Blüte hatte die Stadt wohl ca. 250.000 Einwohner, war für jene Zeit also riesig.
Wandert man durch die Ausgrabungen, bekommt man tatsächlich ein Gefühl für die einstige Bedeutung und Größe der Stadt. Uns hat wohl keine Ausgrabung bisher so fasziniert wie diese. Wenn man über die Straßen läuft, vorbei an hohen, wieder aufgerichteten Steinsäulen hinunter zum Theater, welches Platz für 24.000 Personen bot, kann man sich richtig das geschäftige Treiben vor vielen hunderten Jahren vorstellen. Der heute verlandete Hafen ist insbesondere auf Luftaufnahmen zu erkennen und eine breite Straße führt zu ihm hinunter. Als keine Schiffe von dort mehr in See stechen konnten, versank die Stadt allerdings nach und nach in der Bedeutungslosigkeit.
Der Eintrittspreis beträgt derzeit 72 TL pro Person ca. 12 €.
Pamukkale
Im Inland gelegen bei der größeren Provinzstadt Denizli liegen die Sinterterassen von Pamukkale. Vermutlich stehen die beeindruckenden Kalksteinterrassen bei jeder Türkei-Rundreise auf dem Programm, entsprechend gut besucht ist dieser spannende Ort! Bei unserer Anreise am Vorabend unseres eigentlichen Besuchs, konnten wir bereits einen tollen freien Stellplatz mit Blick auf die weißen Terrassen ergattern. Das ist auch die Türkei: Sobald man etwas Abseits der Hauptattraktionen ist, finden sich schöne freie Spots, wo man in der Regel willkommen ist und sein Nachtlager aufschlagen kann. Morgens wurden wir dann von den aufsteigenden Heissluftballons geweckt, die direkt über unser Auto geflogen sind. Was für ein spannender Start in den Tag.
Im Sommer wird der Nordeingang wohl bereits um 6:30 Uhr geöffnet, jetzt Anfang Oktober leider erst auch um 8 Uhr. Deshalb haben wir uns entschieden, direkt über die Südeingang auf die Kalkterrassen zu gehen. Es empfiehlt sich auf jeden Fall zur Öffnung da zu sein.
Uns hat Pamukkale wirklich gut gefallen. Viele Besucher, die den Ort noch aus den 80er Jahren kennen, sind nicht begeistert, wie sich alles dort entwickelt hat. Wir haben allerdings mitbekommen, dass seit einigen Jahren wieder bewusster mit dem kalkhaltigen Wasser umgegangen wird und Pamukkale wieder weißer und weißer wird. Ein langwieriger Prozess aber es gefällt uns, dass man Sorge trägt, dass dieser Ort auch in paar Jahren noch so eindrucksvoll aussieht, wie jetzt.
Für die Sinterterassen und die archäologische Stätte bezahlt man 60 TL pro Person, ca. 10 €.
Salda Gölü
Nach den vielen historischen Stätten und etwas durchwachsenem Wetter, stand uns der Sinn mal wieder nach Strand und Meer. Die Lykische Küste zwischen Fethiye und Antalya bietet dazu beste Möglichkeiten. Zunächst aber führte uns der Weg zum Salda Gölü, wo wir einen schönen und sehr ruhigen Übernachtungsstopp einlegen konnten. Der Salda Gölü ist ein mittelgroßer See, welcher wegen seiner wunderbar türkisgrünen Farbe und seinem weißen Sandstrand auch die „Malediven der Türkei“ genannt wird. Sehr gewagt, wie wir finden, denn auf über 1200 Metern sind die Temperaturen schon ziemlich frisch. Trotzdem ein toller Halt entlang des Weges.
Lykische Küste / Cirali
Die Lykische Küste ist recht schroff und Baden kann man in der Regel nur an den schönen, zum Teil recht kleinen Buchten, da es direkt hinter der Küste sehr bergig ist. Einen schönen Badestopp legten wir am Kaputas Strand, einige Kilometer vor Kas ein. Herrlicher Sand, warmes Wasser und wilde Wellen waren eine willkommene Abwechslung zum Fahren entlang der Küste. Hinter Kas wendet sich die Straße etwas von der Küste ab und trifft bei Demre wieder auf das Meer, einem Ort, der nur aus Gemüseplantagen zu bestehen scheint. Sowas haben wir beide noch nicht gesehen: Ein Gewächshaus reit sich an das andere. Faszinierend aber nicht wirklich schön.
Unser nächster Stopp sollte das Städtchen Cirali sein, ca. 80 km südlich von Antalya. Wir hatten einiges über diesen Ort gelesen: Keine großen Hotels aber trotzdem eine gewisse touristische Infrastruktur, alles entlang eines mehrere Kilometer langen Sandstrandes gelegen. Als wir bereits in der Dunkelheit ankamen, mussten wir uns erst einmal orientieren: Wo kann man hier denn Campen? Nach einer Nacht auf einem Ausweichplatz fanden wir dann am Anfang des Ortes auf dem Campingplatz Alican Sakli Bahce einen tollen Platz für 50 Lira (ca. 8 EUR) die Nacht. Und was soll man sagen: Das Örtchen verbreitet einen Flair, wie man ihn sonst eher in Südostasien erwarten würde. Viele Palmen, kleine Bungalows und immer wieder nette Lokale und Bars. Alles entlang des herrlichen Sand-/Kiesstrandes und des kristallklaren Meeres. Wir hatten uns schnell in den Ort verliebt und sind direkt 6 Nächste geblieben…
Mount Chimaera / Yanartas
Von Cirali aus kann man hervorragend eine Wanderung auf den Mount Chimaera unternehmen. Nördlich des Ortes liegt auch ein Parkplatz unterhalb des Berges, wenn man etwas weniger Laufen möchte. Auf dem Berg brennen „ewige“ Flammen, die durch Erdgas gespeist werden, welches durch Felsspalten austritt. Einen tollen Blick hat man zur Dämmerung hinunter aufs Meer. Vor Allem, wenn man ab dem großen Flammenfeld noch ca. 30 Minuten weiter zu den „upper flames“ aufsteigt. Hier kann dann sogar etwas mystische Stimmung aufkommen, gerade wenn zufällig noch Vollmond ist. Ein wenig Anstrengung, die sich aber auf jeden Fall lohnt.