Mit den großen Menschenaffen Auge in Auge. Das war einer unserer großen Wünsche, den wir uns auf unserer Afrika-Reise erfüllen wollten. Bereits lange vor unserem Aufbruch war klar, dass man dies nur in drei Ländern Ostafrikas tun kann: Uganda, Ruanda oder dem Kongo, genauer gesagt in der Demokratischen Republik Kongo.
Inhalt
Warum gerade der Kongo?
Wenn man die Geschichte der Demokratischen Republik Kongo anschaut sieht man leider, dass diese bis heute vielfach von Armut und Gewalt geprägt ist. Leider trifft dies auch auf weite Teile der Region Nord-Kivu zu, in der der Virunga Nationalpark liegt. Deshalb ist nur der südlichste Teil des Parks, nur einige Kilometer nördlich der Stadt Goma, für den Tourismus zugänglich.
Das Trekking im Kongo ist deshalb so reizvoll, weil hier noch kein Massentourismus vorherrscht und weil man hier das Gorilla-Trekking mit der Besteigung des Nyiragongo-Vulkans kombinieren kann. Der Nyiragongo ist 3470 Meter hoch und beheimatet einen großen Lavasee. Zusammen mit dem Arta Ale in Äthiopien ist dies der einzige aktive Lavasee Afrikas und einer der größten weltweit. Momentan ist die Sicherheitslage in der Region gut, so dass wir uns getraut haben, das Trekking hier zu unternehmen!
Kosten für 2 Personen, Stand Februar 2020
Einzelpreis | Anzahl | Gesamtpreis | |
Permit Gorillas | 400 USD | 2 | 800 USD |
Übernachtung Vollpension Kibumba Camp pro Nacht pro Person | 231 USD | 4 (2 Nächte für 2 Personen) | 962 USD |
Nyiragongo Permit + Shelter | 356 USD | 2 | 712 USD |
Visum DRC | 105 USD | 2 | 210 USD |
Wiedereinreise Ruanda | 50 USD | 2 | 100 USD |
Gesamtpreis für 2 Personen | 2784 USD |
Welche Optionen gibt es noch?
Uganda
Biwindi Nationalpark
Hier besuchen die meisten Touristen die Gorillas. Im Biwindi Impenetrable Forest lebt eine wachsende Population an Berggorillas, die sich auf ungefähr 400 Tiere beläuft. Man kann hier Tagestouren buchen und recht zügig zu den Primaten gelangen. Die Zeit bei den Tieren ist auf eine Stunde begrenzt.
Preis: Permit 600 USD, ab Juli 2020: 700 USD
Mgahinga Gorilla Nationalpark
Im Grenzgebiet zwischen Uganda, Ruanda und dem Kongo leben mindestens 600 Tiere, auf die Nationalparks der jeweiligen Länder verteilt. Der Mgahinga Gorilla Nationalpark ist die zweite Möglichkeit, in Uganda Gorillas zu sehen. Die Population hier ist kleiner und der Weg zu den Familien kann etwas weiter sein. Dafür ist dieser Park touristisch nicht so überlaufen wie der Biwindi.
Preis: Permit 600 USD, ab Juli 2020: 700 USD
Ruanda
Der Preis für das Gorilla-Permit in Ruanda wurde schon vor einigen Jahren extrem angehoben und liegt nun bei 1500 USD pro Person. Damit war Ruanda für uns keine Option. Warum die Preise so extrem angehoben wurden, ist nicht klar und wir haben auch kaum Leute getroffen, die sich dieses teure Vergnügen geleistet haben.
Unsere Tour im Detail
Wir haben unsere Tour direkt beim Virunga Nationalpark unter www.virunga.org gebucht. Die Abwicklung war extrem professionell und unsere Fragen wurden auf Englisch per E-Mail innerhalb weniger Stunden beantwortet. Die oben dargestellten Tourbestandteile können online gebucht und per Kreditkarte bezahlt werden. Bitte ca. drei Wochen vor Tourstart buchen, da das Visum für den Kongo ein wenig Bearbeitungszeit benötigt. Ebenfalls benötigt wird ein Gelbfieber-Impfzertifikat, zum Beispiel in Form des WHO Impfbuchs.
Außer den Dollars für Getränke in der Kibumba Lodge (Wasser und Kaffee / Tee ist inklusive, Bier 0,65 l kostet 5 USD) und dem Trinkgeld für die Guides, Ranger und das Servicepersonal (wir haben insgesamt 50 USD Trinkgeld gegeben) muss man nur noch die 50 USD pro Person für die Wiedereinreise nach Ruanda bereithalten.
Die Tour kann auch über den Anbieter Ubuntu Voyages (www.ubuntuvoyages.com) gebucht werden, welcher auch sehr professionell arbeitet.
Tag 1 – Grenzübertritt Ruanda – Kongo (DRC) und Ankunft im Virunga Nationalpark
Unser Auto hatten wir in Gisenyi / Ruanda, am nördlichen Zipfel des Kivu-Sees ,abgestellt. Hierzu eignet sich der Parkplatz des Hostels „Discover Rwanda“, wo wir auch zuvor drei Nächte gecampt hatten. Das Hostel ist freundlich und das Parken für die drei Nächte im Kongo war kostenlos.
Mit unseren Rucksäcken bepackt, ging es dann zu Fuß Richtung Grenze. Gisenyi und Goma sind praktisch zusammengewachsen und nach ca. 20 Minuten waren wir am Grenzübergang „Grande Barriere“. Nach etlichen Hände-Desinfektions-Stopps und einigen Malen Fiebermessen, konnten wir dann das moderne „One-Stop“ Abfertigungsgebäude betreten. Beim Ausstempeln aus Ruanda wurde leider unser East-Africa-Tourist-Visum ungültig gemacht, so dass ein neues Visum gekauft werden muss bei der späteren Wiedereinreise.
Hier im Grenzgebäude befindet sich auch das Büro des Virunga Nationalparks, wo man direkt einchecken kann. Die freundlichen Mitarbeiter nehmen dann auch den Pass und lassen das DRC-Visum einstempeln. Dann noch kurz das Gelbfieber-Impfzertifikat vorzeigen und es kann losgehen ins Abenteuer „Demokratische Republik Kongo“.
Im Landcruiser geht die Fahrt für unsere fünfköpfige Reisegruppe (eine wirklich lustig-sympathische internationale Gruppe – thank you guys!) zunächst durch die Stadt Goma und dann weiter nördlich in Richtung Virunga Nationalpark. Unserem Wagen folgt ein Pickup mit sechs bewaffneten Rangern, einer davon ist mit einem tragbaren Maschinengewehr ausgestattet.
Goma ist der Stützpunkt vieler NGOs und der UN für Operationen hier im nordöstlichen Kongo und man sieht viele Camps und Fahrzeuge dieser Organisationen. Zwischendurch müssen wir auch immer wieder aussteigen, unsere Hände desinfizieren und Fieber messen lassen. Der Coronavirus ist hier kein Thema, hier hat man vor einer weit tödlicheren Krankheit Angst: Ebola. Außerhalb der Stadt Goma befindet sich auch ein großes Feldkrankenhaus, welches in Krisenzeiten für die Behandlung von Ebola-Infizierten genutzt wird.
Die Straße wird schnell schlechter und nach ca. 1,5 Stunden erreichen wir am Rande eines Dorfes unsere Camp, die Kibumba Lodge. Was sollen wir sagen? WOW! Das Haupthaus der Lodge mit Restaurant liegt auf einem Hügel mit schönem Blick auf den Nyiragongo Vulkan und die Zelte sind am Hang des Hügels angeordnet und toll eingerichtet. In jedem Zelt findet sich ein komplettes Badezimmer mit warmer Dusche und einem großen Doppelbett, welches abends schön mit Wärmflaschen vorgewärmt wird. Wir kommen uns ein wenig dekadent vor, genießen aber diesen Luxus, schließlich hat man den als Camper mit schmalem Budget wirklich nicht jeden Tag 🙂 .
Nach einem entspannten Nachmittag im Camp bekommen wir abends von unserem Head-Ranger Agustino eine Einführung zu den im Park heimischen Berggorillas. Nach einem Zensus von 2016 leben im Virunga Nationalpark (mit den angrenzenden Wäldern in Ruanda und Uganda) ca. 600 Berggorillas, die Population ist steigend. Dazu kommen ca. 400 Tiere, die im Biwindi Impenetrable Forest in Uganda leben. Die Familienverbunde sind unterschiedlich stark und variieren von ca. 10 Tieren bis zu über 50 Tieren. Angeführt wird jede Familie von einem dominanten Männchen, dem Silberrücken-Boss. Innerhalb der Familie halten sich aber in der Regel auch noch andere ausgewachsene Männchen (Silberrücken ist die Bezeichnung für jedes ausgewachsene Männchen, das 12 Jahre und älter ist) auf, diese haben aber offiziell nicht das Privileg, sich mit den Weibchen paaren zu dürfen. Zumindest gibt es Ärger, wenn der „Boss“ das mitkriegt.
Nach dem kurzweiligen Briefing gibt es ein leckeres Abendessen, welches in Qualität aber nicht unbedingt was die Quantität angeht überzeugen kann. Tanja und ich sind jedenfalls etwas hungrig ins Bett gegangen. Vielleicht sind wir aber auch nur zu verfressen?!
Tag 2 – Gorilla-Trekking: Auge in Auge mit den sanften Riesen
Wir sind so aufgeregt! Endlich geht es nach dem Frühstück los zu den Gorillas. Die Ranger sagen uns, dass wir die Familie „Baraka“ besuchen werden. Diese ist eine recht junge Familie mit 27 Mitgliedern und fünf Silberrücken. Alle Gorilla-Familien sind benannt nach den Rangern, die bei ihrer Tätigkeit, den Nationalpark zu schützen, ums Leben gekommen sind. Noch immer ist insbesondere der Norden des Parks umkämpftes Gebiet und die Arbeit der Ranger ist sehr gefährlich.
Wir wandern los und nach ca. einer Stunde haben wir die Familie erreicht. Was für ein atemberaubendes Gefühl, inmitten dieser ruhigen und uns so ähnlichen Tiere zu sein! Offiziell soll der Abstand zwischen Mensch und Gorilla immer mindestens sieben Meter betragen. Die Gorillas halten sich nur nicht daran! Häufig laufen die Tiere an uns vorbei oder müssen durch unsere Gruppe durch, um zu einem besseren Futterplatz oder einem gemütlicheren Lager zu kommen. Wenn der 200 kg Silberrücken kommt, dann macht man definitiv lieber Platz. Es ist unglaublich, wie muskulös die großen Männchen sind und es fasziniert uns, wie die Gesten und Gesichtsausdrücke der großen Affen unseren eigenen ähneln.
In ihrer Ruhephase spielt die Gruppe miteinander und auch der „Boss“ ist sich nicht zu fein, sich um den Nachwuchs zu kümmern. Wobei er es am liebsten hat, wenn ihm eines seiner Weibchen das Fell krault…
Viel zu schnell ist die eine Stunde vorbei, die man bei der Familie verbringen darf. Wir machen uns auf den Rückweg und dürfen jetzt auch wieder die Gesichtsmaske ablegen, die wir zum Schutz der Affen, vor unseren menschlichen Krankheiten tragen mussten.
Den Nachmittag und Abend verbringen wir am offenen Kamin der Lodge, diskutieren das Erlebte und tauschen Reisegeschichten aus. Was für ein besonderer Tag!
Tag 3 – Aufstieg zum Krater des Nyiragongo Vulkans
Nach dem Frühstück ist es vorbei mit dem Luxus. Der Landcruiser bringt uns in ca. 45 Minuten zum Ausgangspunkt unserer Wanderung auf den Nyiragongo Vulkan. Diesen hatten wir schon in den vergangenen Tagen immer vor Augen und nachts konnte man bereits das Glühen des Lavasees erahnen, der im inneren der Caldera brodelt.
Die Wanderung an den Kraterrand ist ungefähr sieben Kilometer lang und es müssen ca. 1500 Höhenmeter überwunden werden. Man sollte also eine gute Physis mitbringen, wenn man in den Vulkan blicken möchte.
Der Veranstalter bietet zum Preis von 100 USD einen „Rucksack“ an, der alles Nötige für die Wanderung und Übernachtung beinhaltet. Dabei handelt es sich um den Rucksack selbst, einen Schlafsack, eine dicke Jacke, Snacks und Lunch-Box, sowie ein Abendessen und Frühstück, was im Camp am Kraterrand zubereitet wird. Wenn man den schweren Rucksack nicht selber tragen will, kommt noch ein Träger für 25 USD dazu.
Wir hatten uns entschieden, dieses Geld zu sparen und unsere Siebensachen selber mitzubringen. Insgesamt hatten wir alles nötige inklusive Benzinkocher und 4,5 Liter Wasser pro Person dabei und haben uns oben das Abendessen und Frühstück selber gekocht. Als einzige der zwölf Touristen übrigens. Allerdings war das Gepäck so schwer, dass wir auch einen Träger anheuern mussten.
Nach ca. fünfeinhalb Stunden Wanderung inklusive Pausen, kommen wir bei leichtem Regen am Kraterrand auf 3470 Metern an. Was für ein Spektakel! Der Lavasee und der benachbarte kleine „Kamin“ lassen das Regenwasser sofort verdampfen und es entsteht eine Dampfsäule, die eigene Wolken bildet.
Als der Regen aufhört und die Dämmerung hereinbricht, wird das Glühen der Lava immer besser sichtbar und man kann Stunden verbringen, dieser unbändigen Urgewalt zuzuschauen. Erst als es nach 20 Uhr wieder zu regnen beginnt, ziehen wir uns in unsere kleine 2er Hütte und unsere Schlafsäcke zurück. Unglaublich, wie klein und schwach wir sind im Vergleich zu dieser unbändigen Kraft aus dem Inneren unseres Planeten. Das anhaltende Brodeln und Donnern aus den Tiefen macht es zumindest Tanja nicht einfach, Schlaf zu finden.
Tag 4 – Abstieg und Rückkehr nach Ruanda
Bereits um 4:30 Uhr klingelt wieder der Wecker und wir machen uns als Erste im Camp auf den kurzen Weg zum Kraterrand. Das Wetter ist klar und wir genießen ganz für uns alleine das Schauspiel, welches sich einige hundert Meter entfernt unverändert abspielt. Da wir unseren eigenen Kocher haben, gibt es erst einmal Kaffee und dann einen leckeren Porridge. Langsam erwacht das Camp zum Leben und kurz nach 6:30 Uhr beginnen wir nach einem schönen Sonnenaufgang den Abstieg. Die Rangerstation mit unserem Landcruiser ist nach dreieinhalb Stunden erreicht und wir machen uns wieder auf nach Goma.
An der „Grande Barriere“ verabschieden wir uns von unseren netten Mitreisenden und kaufen uns ein Single-Entry-Visum für Ruanda. Zu Fuß geht es zurück zum Hostel und damit zu unserem treuen Mitsubishi-Camper. Was für ein Abenteuer!
Fazit
Wir können das Gorilla-Trekking und die Besteigung des Nyiragongo in der Demokratischen Republik Kongo nur wärmstens empfehlen. Von allen Erlebnissen, die Tanja und ich auf dieser und auf allen vergangenen Reisen hatten, sticht der Besuch im Kongo ganz besonders hervor. Auge in Auge mit den großen Menschenaffen zu sein, ist eine unvergleichliche Tierbegegnung und das Lava-Spektakel auf dem Nyiragongo ist wohl einmalig auf dieser Erde.
Durch den Tourismus im Virunga Nationalpark unterstützt man eines der ärmsten Länder Afrikas und wir hoffen, dass dies zum Erhalt des Lebensraums der Berggorillas beiträgt. Die wachsende Population stimmt zumindest optimistisch. In diesem Sinne: Besucht die Gorillas im Kongo!