Noch vor 10 – 15 Jahres war es normal, dass Straßenkarten und Atlanten das Hauptwerkzeug bei der Navigation auf Reisen darstellten. Bestenfalls waren diese aktuell, normalerweise waren sie aber zu Reisebeginn bereits ein paar Jahre alt und damit nicht mehr auf dem Stand des stetig voranschreitenden Straßenbaus. Konflikte mit dem Beifahrer waren an der Tagesordnung und konnten so manche Beziehung nachhaltig strapazieren.
Mit dem Aufkommen der ersten fest eingebauten und mobilen GPS-Navigationsgeräte begann dann eine Zeit des sorgenfreien Reiseantritts. Insbesondere bei Reisen in eine fremde Stadt waren bereits diese frühen Geräte ein Segen: Kein Stadtplan mehr auf dem Beifahrersitz, kein Kundentermin, der zu platzen droht, weil man die richtige Straße nicht findet. Ist Euch eigentlich auch schon aufgefallen, dass (fast) kein Mensch mehr das Fenster runter kurbelt und nach dem Weg fragt? Ich finde das irgendwie schade, brachte uns das doch den Menschen in einer neuen Stadt zumindest ein bisschen näher. Mit den Navigationsgeräten begann auch eine sehr “selbst-zentrierte” Art des Reisen. Musste man sich früher bei Reiseantritt zumindest die Eckpunkte und Knotenpunkte einer Route – sagen wir mal von Stockach nach Flensburg – einprägen, macht dies nun der kleine Computer automatisch und passt die Route auch noch dynamisch an. Auf dem Display steht die eigene Position im Mittelpunkt und die Karte bewegt sich. Mehr als die kommenden paar Kilometer voraus sehen wir nicht mehr. Obendrein weiß das Navi ohnehin am Besten, was verkehrstechnisch gut für uns ist. Deshalb ist es uns auch egal, ob wir über Frankfurt oder Würzburg fahren. Aber versteht mich nicht falsch: Diese Geräte wurden für mich gemacht! Ich liebe sie! Entgegen der landläufigen Meinung habe auch ich als Mann einen miesen Orientierungssinn – trotz normalem Testosteronspiegel.
Navigieren auf der Langfahrt und auf Expedition
Aber wie macht man das in Regionen der Welt, für die es nicht immer ideales digitales oder klassisches Kartenmaterial zu finden gibt und wo man nicht immer “die schnellste Route” wählen möchte? Wir nutzen folgendes Setup:
Inhalt
Die klassische Papierkarte
Der bereits oben beschriebene “selbst-zentrierte” Navigationsansatz ist beim Reisen in Ländern mit einem weniger entwickelten Straßennetz als dem unseren nicht der Richtige. Wir haben deshalb seit unserer Panamericana-Reise immer auch eine Papierkarte der zu bereisenden Länder dabei. Häufig nutzen wir die Karten aus dem Reise-Know-How Verlag (World Mapping Project), diese sind strapazierfähig auf wasser- und reißfestem Papier gedruckt. Die Kartendetails unterscheiden sich von Land zu Land genauso wie der Maßstab. Wir sind für unseren Zweck in der Regel mit den Karten recht gut klar gekommen. Dieser liegt vor allem in der Grobplanung: Übersicht über die gesamte Reiseroute durch ein Land. Häufig haben wir hierbei bereits grob die Wegpunkte eingezeichnet mit der jeweiligen GPS-Position, zum Beispiel von Übernachtungsplätzen.
Garmin Basecamp und Garmin GPSmap 276cx
Klassische Navigationsgeräte für die Offroad- und Outdoor-Navigation werden zunehmend durch Tablets und Smartphones ersetzt. Ich hatte bereits bei meiner Marokko-Tour 2012 nur mein gutes altes HTC Sensation mit der Navigations-Software OSMand+ dabei. Dennoch finde ich es durchaus charmant ein “echtes” Navigationsgerät dabei zu haben. Wir haben uns für das Garmin GPSmap 276cx entschieden. Warum? Weil es eine gute Akkulaufzeit hat, eine extrem präzise Positionsbestimmung über GPS und GLONASS bietet und old-school mit richtigen Tasten zu bedienen ist. Das ist gut, wenn die Finger in Handschuhen stecken und die Umgebung nass oder schmutzig ist. Obendrein ist der Bildschirm mit 5 Zoll ausreichend groß, super hell und schön hochauflösend (800 x 480). Allerdings scheint im Inneren ein Restposten-Prozessor aus den 90ern zu arbeiten, was den verwöhnten Smartphone-Nutzer bisweilen auf die (Gedulds-) Probe stellt. Das Beste aber: Es arbeitet mit Open Streetmaps Karten (OSM) / Tracks4Africa zusammen und ermöglicht die Routenplanung offline in der Garmin Basecamp Software.
Routenplanung mit Garmin Basecamp
Wir arbeiten nicht mit den originalen und kostenpflichtigen Garmin Karten, sondern mit routing-fähigen OSM (Open Streetmaps) Karten, die wir hier beziehen: http://garmin.openstreetmap.nl/. Zusätzlich haben wir uns die Tracks4Africa Karten gekauft: https://tracks4africa.de/. Diese funktionieren genauso wie die OSM Karten und bieten im südlichen Afrika einen tollen Detailgrad und stellen eine alternative Datenbasis dar.
Prinzipiell funktionieren alle OSM Karten, auch solche mit Topo-Layern, um die Höhenlinien darzustellen. Diese erfordern mehr Speicherplatz und Rechenleistung, was auf dem PC/Mac gut funktioniert, das GPSmap 276cx aber in die Knie zwingt. Es gibt auch viele kritische Stimmen zur Basecamp-Software, ich finde aber die altmodische Bedienung ganz charmant. Ich werde hier kurz am Beispiel unserer Routenplanung für den Sudan die Übertragung der Daten auf das Navi und die Durchgängigkeit zwischen PC/Mac und Navigationsgerät zeigen:
Routen- und Wegpunktdarstellung in Garmin Basecamp
Die routingfähige OSM Karte für Afrika bietet gute Möglichkeiten bei der Suche nach POIs (Point-of-Interest) und hat ein starkes Routing, um automatisch eine Route zwischen mehreren Wegpunkten zu berechnen. Im Screenshot seht Ihr unsere persönlichen Wegpunkte und Routen für den Sudan.
Übertragen der Karten auf das Navi mit Garmin MapInstall
Die Karten werden mit dem gesonderten Garmin Programm MapInstall auf das Navi übertragen. Dieses muss dazu per USB an den PC/Mac angeschlossen werden und steht dann als Ziel für die Kartenübertragung zur Auswahl. Die Karten können dann ausgewählt und auf das Gerät übertragen werden.
Routen und Wegpunkte auf das Gerät übertragen
Bei per USB angeschlossenem Navigationsgerät werden die am PC/Mac geplanten Routen und gespeicherten Wegpunkte einfach per Drag and Drop auf das Navi kopiert. Fertig! Damit stehen auf dem Navi die gleichen Wegpunkte und Karten zur Verfügung, wie auf dem PC/Mac.
Vergleich der Darstellung am PC/Mac in Basecamp mit Garmin GPSmap 276cx
Darstellung auf dem PC/Mac in Basecamp
So sieht die Stadt Khartum in Basecamp aus. Man sieht die Routen und die Wegpunkte, zum Beispiel das aktuell (März 2019) leider geschlossene German Guesthouse.
Darstellung auf dem GPSmap 276cx
Hier der fast gleiche Kartenausschnitt auf dem Navi. Das Guest House ist als Wegpunkt markiert:
Hier eine der übertragenen Routen:
Offline Navigation mit Maps.me auf dem Smartphone
Sehr beliebt ist die offline Navigation mittels der App Maps.me auf dem Android- oder iOS-Smartphone. Wir finden diese App auch sehr gut, vor allem die Darstellung der Karten ist sehr angenehm und die Details sind perfekt an das jeweiligen Zoom-Level angepasst. Maps.me arbeitet auch mit OSM Karten, welche für jedes Land der Erde in die App geladen werden können, so dass sie offline zur Verfügung stehen. Prinzipiell hat also das Smartphone-Navi auch die gleiche Datenbasis wie Basecamp und das Garmin GPSmap 276cx. Tracks4Africa Kartenmaterial steht in Maps.me aber nicht zur Verfügung.
Routen und Wegpunkte auf das Smartphone und in Maps.me übertragen
Maps.me akzeptiert nur Routen und Wegpunktinformationen, die im KML / KMZ Format zur Verfügung stehen. Dazu müssen die Wegpunkte und Routen aus Basecamp im entsprechenden Format exportiert werden:
Im konkreten Fall habe ich die Datei in Google Drive gespeichert und danach auf dem Smartphone in der Google Drive App geöffnet. Automatisch werden die Routen und Wegpunkte dann in Maps.me importiert und angezeigt. Hier nochmal der Ausschnitt in Khartum:
Damit haben wir tolle Möglichkeiten der offline Routenplanung am PC/Mac und können unterschiedliches Kartenmaterial nutzen: OSM, Tracks4Africa und in Europa auch noch die originalen Garmin Straßenkarten. Sollte die ganze Elektronik mal ausfallen oder braucht man einfach mal den Überblick, sind Papierkarten das Mittel der Wahl.
Eurer Armin
Versucht das LocusPro ist für uns das Top App. Auf diesem haben wir auch T4A zum laufen bekommen und mit der OSM Karte mit Höhenlinien einfach eine super Kombination. OSM karten direkt von https://www.openandromaps.org/ importieren fertig.
MapsMe mögen wir gar nicht und verwenden es kaum da eben die Ansicht in diversen Zoomstufen einfach übel sind.
Viel Spass
Dani
http://Www.break-a-way.net
Danke Dani für den Tipp! Werde ich mir anschauen. Grüße Armin