Mitte Dezember besteigen wir in Zürich den Flieger von Thai Airways, der uns über Bangkok weiter nach Chiang Mai in den Norden Thailands bringt. Diese Region des südostasiatischen Landes haben Tanja und ich noch nie besucht, entsprechend groß ist die Vorfreude. Der Norden gilt trotz der quirligen Metropole Chiang Mai noch als deutlich weniger touristisch erschlossen als der Süden. Mit einem Motorroller geht es dann von Chiang Mai auf den Mae Hong Son Loop. Die kurvigen Bergstraßen Nordthailands laden wirklich ein, diese mit dem Motorrad zu befahren. Wir sind 5 Tage auf der Rundstrecke unterwegs und legen dabei 750 km auf zwei Rädern zurück. Entlang des Mae Hong Son Loops besuchen wir die Städte Pai, Ban Rak Thai und Mae Hong Son und fahren dann über Khun Yuam und Mae Chaem auf den höchsten Berg Thailands, den Doi Inthanon. Von dort geht es wieder hinab in die Ebene um Chiang Mai.
Inhalt
Orte von Interesse / Route
Mit dem Roller sind wir folgende Route auf dem Mae Hong Song Loop gefahren:
Sehenswertes & Sehenswürdigkeiten, Erlebnisse und Begegnungen
Wir kommen morgens in Chiang Mai an und haben den ganzen Tag vor uns. Das ist schön, aber auch eine Herausforderung, wenn man im Flieger nicht viel schlafen konnte. Die nördliche Metropole Thailands macht es uns aber sehr einfach, sich wohlzufühlen. Die Menschen sind freundlich und alles ist fußläufig erreichbar. Wir lassen uns treiben, schauen uns die wunderschönen Tempel und den Nachtmarkt an und brechen nach zwei Tagen dann mit dem Motorrad auf in Richtung Norden. Die Fahrt auf dem Mae Hong Son Loop ist ein tolles Erlebnis für alle, die etwas Erfahrung auf einem motorisierten Zweirad haben und kurvige Bergstraßen lieben. Wir legen uns in die vielen Kurven, lassen uns den Wind um die Nase wehen und genießen die wunderschöne Natur und die quirligen Städtchen im Norden Thailands. Eine absolute Empfehlung und eine der schönsten Reiseerfahrungen für uns!
Chiang Mai – Das nördliche Zentrum Thailands
Die Stadt Chiang Mai liegt ca. 700 km nördlich von Bangkok und hat im Zentrum ungefähr 130.000 Einwohner. Die Metropolregion ist mit ihren 1,2 Mio Einwohnern die zweitgrößte Thailands. Wir hatten unseren Flug von Zürich über Bangkok bis Chiang Mai durchgebucht, was für uns sehr komfortabel war. Vom Flughafen gelangt man mit Taxi oder Grab innerhalb von ca. 15 Minuten in die Stadt. Wir hatten zwei Nächte im Hoh Guesthouse gebucht, einem einfachen aber sehr schönes Gästehaus mit einem sehr liebenswürdigem Besitzer.
Die Innenstadt besteht aus einem Quadrat mit ca. zwei mal zwei Kilometern Kantenlänge und innerhalb dieser Fläche liegen die meisten Sehenswürdigkeiten. Aufgrund der geringen Größe kann man eigentlich alles zu Fuß erreichen oder man nimmt sich ein Tuk Tuk. Unser Guesthouse war direkt an der oberen Kante des inneren Quadrats platziert, lag somit quasi „oben links“. Für uns eine sehr gute Ausgangsposition.
Tempel und kulturelle Sehenswürdigkeiten
Chiang Mai bietet unendlich viele wunderschöne buddhistische Tempelanlagen und es ist kaum machbar, in ein paar Tagen alle anzusehen. Das muss aber auch gar nicht sein. Kleiner Reminder an dieser Stelle: Beim Besuch der Tempelanlagen bitte auf anständige Kleidung achten, mit langen Hosen und bedeckten Schultern. Bei Männern in Shorts wird in der Regel nichts gesagt, respektvoll ist es jedoch nicht. Man kann sich auch mal ein Badetuch umbinden, was auch gar kein Problem ist.
Wir haben uns folgende Anlagen angesehen, die wir empfehlen können:
Wat Lok Mo Li
Diese schöne Tempelanlage liegt im Norden der Stadt und die Ursprünge gehen bis auf das 14. Jahrhundert zurück.
Wat Phra Singh
Wat Phra Singh liegt westlich des Zentrums in der Altstadt von Chiang Mai. Sein von steinernen Löwen bewachtes Hauptportal liegt am Ende der Hauptstrasse von Chiang Mai, der Ratcha Damnoen Road, die von hier genau nach Osten durch das zentrale Tha-Phae-Stadttor bis hinunter zum Mae Nam Ping (Ping-Fluss) führt.
Wat Chiang Man
Wat Chiang Man wurde 1297 als erster Tempel von Chiang Mai an der Stelle erbaut, an der König Mangrai sein Lager aufgeschlagen hatte, um den Bau seiner neuen Hauptstadt zu überwachen. Eindrucksvoll sind der goldene Chedi und die Elefantenstatuen.
Wat Phantao
Kunstvoller buddhistischer Teakholz Tempel aus dem 14. Jh. mit vergoldeten Details und farbenfrohen Mosaiken. Er liegt in direkter Nachbarschaft zum Wat Chedi Luang.
Wat Chedi Luang
Tempelanlage mit teilweise zerfallenem Chedi aus dem 15. Jh. und sagenumwobener Säule zum Schutz der Stadt. Wir waren hier zum Sonnenuntergang und für uns ist dieser Tempel der eindrucksvollste innerhalb der Stadt. Hier kann man sitzen und wenn man möchte, auch mit buddhistischen Mönchen plaudern.
Tempel außerhalb der Stadt
Wer mobil ist, z.B. mit einem Roller, der kann auch die Tempelanlagen außerhalb der Stadt besuchen:
Wat Phra That Doi Suthep
Die große Tempelanlage liegt auf einem Berg oberhalb von Chiang Mai. Man hat von hier auch einen guten Blick auf die Stadt. Uns war diese Anlage etwas zu überlaufen, weshalb uns der im Urwald gelegene Wat Pha Lat besser gefallen hat.
Wat Pha Lat
Diese Anlage liegt wunderschön im Urwald oberhalb von Chiang Mai. Viele der Gebäude sind mit der Natur verwachsen und unterschiedliche Wanderpfade erlauben es, die Gegend zu erkunden. Für uns ist der Wat Pha Lat der schönste Tempel in der Gegend von Chiang Mai.
Unterkunft in Chiang Mai
Wir übernachten im Hoh Guesthouse, einem schönen Gästehaus mit einfachen, aber gepflegten Zimmern. Die Lage ist sehr gut an der oberen Kante des quadratischen Innenstadtbereichs von Chiang Mai. Roller und Motorräder können im Innenhof des Gästehauses sicher abgestellt werden.
Die Gastgeber sind sehr freundlich und hilfsbereit. Wir konnten hier unseren Rucksack für die Zeit auf dem Mae Hong Son Loop kostenlos einlagern.
Essen und Trinken
In Chiang Mai kann man überall hervorragend essen und trinken. Uns hat es ganz besonders im Goodsouls Kitchen und im Reform Kafé geschmeckt. Die Restaurants gehören zusammen und die Khao Soi Suppe ist wirklich genial. Einfach und günstig ist es im Baan Lanna Thai Cuisine am Rande der Walking Street. Zum Frühstück hat es uns im Fern Forest Café wirklich gut gefallen: Man sitzt unter herrlichen alten Bäumen im Grünen und kann ein tolles Frühstück genießen. Die Pancakes sind klasse!
Wenn man an einem Sonntag in der Stadt ist, lohnt sich der Besuch der Tha Phae Walking Street.
Nachtmarkt auf der Tha Phae Walking Street
Dieser Nachtmarkt beginnt, bzw. endet am Tha Phae Gate im Osten und hat eine Länge von einem guten Kilometer. Hier kann man Kleidung und Kunsthandwerk kaufen oder eben an einem der unzähligen Streetfood-Stände was leckeres essen. Für uns gab es erstmal die Thai Klassiker Pad Thai und Mango-Sticky-Rice. Wieder eine Besonderheit Thailands: Wenn um 18 Uhr die Nationalhymne gespielt wird, steht der Markt still und man schweigt, bis die Musik verklungen ist.
Der Mae Hong Son Loop – Mit dem Motorrad durch Thailands Norden
Wir wollen auf dem Mae Hong Son Loop durch den Norden Thailands fahren – dieser Wunsch ist schon lange bei uns gereift. Außerdem sind wir “Overlander by Heart”. Was liegt also näher, als diese schöne Region mit einem Fahrzeug zu erkunden? Da ich (Armin) auch leidenschaftlicher Motorradfahrer bin und zuhause aktuell kein motorisiertes Zweirad habe, nutze ich auf Reisen gerne die Möglichkeit, mich mit einem solchen Fortbewegungsmittel in das Abenteuer zu stürzen. Damit letzteres nicht wörtlich zu nehmen ist, braucht es für die Rundtour in Nordthailand ein gut gewartetes Motorrad oder einen voll funktionsfähigen Motorroller.
Da wir zu zweit auf einer Maschine reisen und entsprechend auch etwas Platz für das Gepäck brauchen, entscheiden wir uns für einen etwas größeren Motorroller vom Typ Honda PCX160.
Motorrad mieten in Chiang Mai
Da wir in der Hauptsaison reisen, haben wir den Roller bereits im Vorfeld der Reise reserviert. Dies haben wir bei Mr. Mechanic getan. Hier konnten wir auf der Website das gewünschte Fahrzeug aussuchen und eine Anzahlung per Wise leisten. Die ganze Abwicklung haben wir mit WhatsApp gemacht – in weiten Teilen der Welt einfach das Kommunikationsmittel der Wahl. Ob eine Reservierung wirklich nötig gewesen ist, lässt sich schwer einschätzen. Wir gehen davon aus, dass wir auch in der Hauptsaison spontan ein Fahrzeug bekommen hätten. Es gibt unheimlich viele Motorrad-Verleiher in Chiang Mai. Generell lässt sich sagen, dass auch ein gut gewarteter Roller oder ein Kleinmotorrad wie die Honda Wave den Mae Hong Son Loop bewältigen kann, dann muss es aber in gutem Zustand und bestenfalls nur mit einer Person beladen sein. Diese Fahrzeuge gehen bei ca. 250 Baht pro Tag los, größere Motorräder kosten schnell ein Vielfaches.
Wir waren mit unserem Honda PCX160 sehr zufrieden: Genug Platz für zwei Personen, Handy / Navihalter am Lenker, Stauraum unter dem Sitz und 15 muntere Pferdchen, die für das nicht sehr hohe Geschwindigkeitsniveau auf den Bergstraßen Thailands vollkommen ausreichen.
Tag 1: Von Chiang Mai nach Pai
Bevor wir am Hoh Guesthouse losfahren, bitten wir den freundlichen Besitzer, unseren zweiten Rucksack am Guesthouse einlagern zu dürfen, bis wir in fünf Tagen wieder zurück sind. Dieser stimmt zu und wir können mit leichtem Gepäck aufbrechen. Neben der Kleidung für fünf Tage haben wir noch die Drohne und die Kamera im Gepäck, ein ordentlicher Teil davon passt zum Glück unter den Sitz. Tanja muss nur einen leichten Rucksack auf dem Rücken tragen. So wie man aus der Ebene von Chiang Mai in die Berge Richtung Pai aufbricht, wird es frischer und wir sind froh, dass wir hier mit langer Hose, geschlossenen Schuhen und Sweatshirt unterwegs sind. Zusammen mit dem Halbschalenhelm, den wir vom Verleiher bekommen haben, ist dies auch unsere Schutzausrüstung. Auf die mitgebrachten Motorradhandschuhe verzichten wir. So kalt ist es dann doch nicht.
Die Route führt uns Richtung Norden aus der Stadt heraus und wir fahren zunächst einige Zeit im dichten Morgenverkehr. Erst als die Stadt etliche Kilometer hinter uns liegt, wird es ruhiger. Man muss sich erstmal an den Linksverkehr gewöhnen und diese ersten Kilometer in und um Chiang Mai sind für uns die stressigsten. Was man auch bedenken sollte: An der Stadtgrenze von Chiang Mai steht gerne mal die Polizei und kontrolliert die Führerscheine der Touristen. Man muss einen internationalen Führerschein vorweisen können, in dem die Motorrad-Klassen gestempelt sind. Da man mit dem europäischen Autoführerschein in der Regel nur Mopeds und Roller bis 50 ccm fahren darf, fährt man die ausnahmslos größeren lokalen Roller und Motorräder ohne gültige Fahrerlaubnis, wenn man keinen zusätzlichen Motorradführerschein hat. Wir wurden tatsächlich kontrolliert, was aber in unserem Fall kein Problem war. Wir haben gehört, dass man ohne gültigen Führerschein eine Strafe zahlen muss, aber die Fahrt fortsetzen darf. Eigene Erfahrungen haben wir damit aber nicht gesammelt. Die Kontrolle in Chiang Mai war übrigens auch die einzige, die wir in ganz Thailand erlebt haben. Die Polizisten waren freundlich und korrekt.
Knapp 20 km nördlich von Chiang Mai biegen wir links von der 107 auf die 3009 ab, welche deutlich weniger befahren ist. Nach weiteren 20 km stoßen wir auf die 1095, die uns auf kurvigen Bergstraßen immer weiter nach Norden führt. Auf unserer Route nach Pai besuchen wir den Mok Fa Wasserfall, der einen willkommenen Stop nach den ersten 1,5 Stunden Fahrzeit bietet. Der Wasserfall liegt etwas abseits der Route und wird über eine zum Teil steile Asphaltstraße erreicht. Wir sind alleine hier im Dschungel und genießen die Stille. Der Wasserfall führt auch jetzt in der Trockenzeit noch einiges an Wasser.
Über den Rak Chang Viewpoint führt uns die kurvige Straße immer weiter nach Pai. Dieser komplette Abschnitt von Chiang Mai bis Pai ist wirklich atemberaubend und neben einigen Aussichtspunkten laden auch verschiedene Cafés zum Stopp ein. Nach 762 Kurven kommen wir gegen zwei Uhr nachmittags in dem quirligen Ort an. Man merkt schnell, dass Pai eine beliebte Destination für Backpacker und Individualtouristen ist. Der Ort ist jetzt in der Hauptsaison voll von Touristen und es gibt vieles zu unternehmen. Wir sind etwas Kultur geschockt: Wer Lust hat, kann sogar “Tipsy Tubing” machen. Dabei lässt man sich mit ordentlich Schnaps abgefüllt in LKW-Schläuchen (Für die Jüngeren: Der “Inner Tube”, daher das Wort Tubing) den Fluss runtertreiben. Klingt irgendwie lustig, wir lehnen aber dankend ab und fahren erstmal in unsere Unterkunft, die etwas nordöstlich von Pai liegt.
Vor Sonnenuntergang geht es zunächst auf einen Kaffee und eine leckere Zimtschnecke ins “I love U Pai Cafe” mit schönem Blick auf die Hügel und einer gemütlichen Dachterrasse. Ein wirklich schöner Ort, der aber schon um 17 Uhr schließt, was für uns aber kein Problem ist, denn wir wollen uns noch den Pai Canyon anschauen.
Pai Canyon
Der Pai Canyon, auch Kong Lan genannt, liegt ca. 8 km südlich der Ortschaft Pai. Er ist ein beliebter Ort für den späten Nachmittag und wir kommen ca. eine Stunde vor Sonnenuntergang an. Der Parkplatz ist schon voll mit Motorrädern und Rollern und wir machen uns auf den Fußweg zum Canyon. Das Wetter hat tiefe Kerben in den gelblich-rötlichen Sandstein geschnitten und man kann auf schmalen Pfaden ganz ohne Absperrungen die Gesteinsformationen erkunden. Zum Teil geht es ganz schön schmal und steil zu, man sollte also auf jeden Fall Trittsicherheit und bestenfalls auch festes Schuhwerk mitbringen. In Richtung der untergehenden Sonne trübt keine menschliche Siedlung den Ausblick und es ist wirklich sehr schön, den Sonnenuntergang über den Hügeln zu beobachten, während der Canyon in rötliches Licht getaucht wird.
Den Abend verbringen wir auf dem Nachtmarkt der Pai Walking Street. Ab 17 Uhr verwandelt sich der Innenstadtbereich in einen großen Straßenmarkt, auf dem man Kleidung, Souvenirs und natürlich allerlei Leckereien kaufen kann. Wir probieren viel, genießen natürlich wieder Mango-Sticky-Rice mit frischem Cocos-Eis und werden Fans des einfachen Pad Thai Stands vor dem 7-Eleven in der Chai Songkhram Rd.
Tag 2: Rund um Pai
In Pai bleiben wir zwei Nächte und haben so die Zeit, einen kompletten Tag in der Umgebung um Pai zu verbringen.
Yun Lai Viewpoint
Wir wollen unbedingt zum Sonnenaufgang an den Yun Lai Viewpoint fahren, der östlich des Ortes auf einem Hügel liegt. Noch vor Sonnenaufgang sitzen wir auf unserem Roller und fahren eine knappe halbe Stunde durch die Nacht. Auch hier, in den ländlichen Regionen Thailands, muss man nach Einbruch der Dunkelheit wirklich vorsichtig fahren. Es sind viele Hunde und andere Tiere auf der Straße, die einem gerne mal vor die Räder springen. Jetzt um 6 Uhr ist es auch noch ziemlich kalt und wir sind froh um unsere Regenjacken, die wir über die Hoodies ziehen können.
Um den View Point erreichen zu können, fahren wir durch das Santichon Village, einem kleinen chinesischen Dorf und dann steil den Berg hinauf. Rote Lampions weisen uns den Weg hinauf zur Plattform, von wo aus wir den Sonnenaufgang über Pai und den umliegenden Hügeln beobachten wollen. Wir hätten den Ort aber auch nicht verfehlen können, denn es wimmelt hier nur so von (chinesischen) Touristen. Dieser Ort ist für diese wohl ein absolutes “must see”. Uns macht der Trubel allerdings gar nichts aus, zu schön ist die Stimmung hier oben und es entwickelt sich sogar das eine oder andere nette Gespräch mit den anderen Touristen.
Die Szenerie bei Sonnenaufgang ist wirklich mystisch, als die Sonne über den grünen Hügeln aufgeht und sich der Morgendunst aus den Wäldern erhebt. Wir kaufen ein Kännchen Jasmintee und wärmen unsere Hände, bevor wir diesen interessanten Ort wieder verlassen. Man kann hier oben übrigens auch mit toller Aussicht zelten.
Big Buddha Pai
Bevor wir zum Frühstück wieder zu unserer Unterkunft zurückkehren, machen wir einen Stopp am “Big Buddha”. Die große weiße Buddha-Statue liegt westlich des Ortes und ist über einige steile Treppen zu erreichen. Für einige Leute ist es offensichtlich auch der Höhepunkt der morgendlichen Jogging-Runde, wenn man die steilen Stufen hier hinauf bezwungen hat. Ein schöner Ort, wenn auch die Statue selbst aktuell etwas baufällig ist.
Kho Ku So Bamboo Bridge
Südwestlich von Pai liegt etwas abgelegen die Kho Ku So Bamboo Bridge. Hier kann man auf Bambusbrücken über Reisfelder laufen, was sicher etwas früher im Jahr noch deutlich eindrucksvoller ist. Jetzt, Ende Dezember, wächst der Reis nur noch an wenigen Stellen, der Rest ist bereits abgeerntet. Wir konnten beobachten, wie das Getreide manuell gedroschen wird – noch immer ein vollständig manueller Prozess hier in Thailand. Uns macht der Spaziergang Spaß, außerdem ist die Landschaft hier wirklich schön.
Von Februar bis April ist hier im Norden Thailands die “burning season”, dann werden die abgeernteten Felder abgebrannt, bevor sie wieder neu bestellt werden können. Dies ist keine ideale Reisezeit, da viel Qualm in der Luft liegt und die Sicht schlechter ist.
Two Huts Pai
Nach einem schönen Tag um Pai fahren wir zum Sonnenuntergang ins “Two Huts Pai”. Diese südöstlich von Pai gelegene Open Air Bar bietet von einem Hügel hinab einen schönen Ausblick auf die Umgebung und die tolle Natur hier im Norden Thailands. Der Ort ist bei jungen Backpackern sehr beliebt, der Roller-Parkplatz ist brechend voll und wir ergattern noch mit Glück einen freien Platz. Eine junge Frau singt live, es riecht nach Gras und wir genehmigen uns ein kaltes Chang-Bier zum Sonnenuntergang. Ein entspannter Ort für den Ausklang eines schönen Tages.
Unterkunft in Pai
Wir übernachten im Pura Vida Pai Resort, einer wirklich schönen Bungalow-Anlage mit der herzlichen Gastgeberin Vanda.
Essen und Trinken in Pai
Ein schönes Erlebnis, bei dem man kulinarisch voll auf seine Kosten kommt, ist der Besuch des Pai Night Markets in der Pai Walking Street. Jeden Tag ab 17 Uhr werden die Straßen in dieser Gegend von Pai zur Fußgängerzone, in der man an vielen Ständen toll essen kann. Wir probieren viel, genießen natürlich wieder Mango-Sticky-Rice mit frischem Cocos-Eis und werden Fans des einfachen Pad Thai Stands vor dem 7-Eleven in der Chai Songkhram Rd
Mittags essen wir im einfachen Two Sisters Restaurant, auf der Ostseite des Pai Rivers. Dieses kleine Restaurant ist freundlich geführt und bietet frische Gerichte zu guten Preisen an.
Tag 3: Von Pai nach Mae Hong Son
Bevor wir auf dem Mae Hong Son Loop weiterfahren können, hat unsere Vermieterin Vanda noch etwas mit uns vor. Sie ist total aufgeregt, weil sie eine Gruppe buddhistischer Mönche bewirten darf. Die Gruppe ist innerhalb von vier Tagen zu Fuss von Chiang Mai nach Pai gepilgert und wird nun von Vanda zum Essen eingeladen. Oberhalb unseres Gästehauses ist ein kleiner Pavillon mit Speisen aufgebaut und wir stellen uns entlang der Straße auf, um jedem der Mönche etwas in sein Bettelgefäß (runde Metallschale) zu spenden. Gesunde Ernährung ist dabei nicht wirklich ein Thema, es gibt Softdrinks und Schokoriegel. Eine wirklich spannende Erfahrung.
In Thailand sind viele Männer einmal in ihrem Leben “Mönch auf Zeit”. Hierbei verbringen diese oft schon im Jugendalter mindestens drei Monate als Mönch in einem Tempel
Der Roller ist bepackt und es kann losgehen. Wir fahren nordwestlich aus Pai hinaus und auf kurvigen Straßen durch die Bergwelt. Der erste Stopp ist der Doi Kiew Lom Viewpoint, ca. 25 km von Pai entfernt. Hier hat man wieder eine sehr schöne Aussicht. Die Höhlen in dieser Region Thailands lassen wir aus. Die wohl berühmteste Höhle ist die Nam Lod Cave, etwas abseits der Hauptroute. Diese kann man mit dem Floß und zu Fuß erkunden und wir haben gehört, dass dies sehr eindrucksvoll sein soll.
Ban Jabo
Wir fahren weiter, bis ca. 50 km von Pai entfernt die 1226 von unserer Hauptroute 1095 rechts abbiegt. Wir folgen dieser bis in das kleine Bergdorf Ban Jabo. Hier kann man an einem der kleinen Tee- und Nudelsuppenhäuser einen Stopp mit herrlichem Ausblick machen. Man lässt in diesen urigen kleinen Wirtschaften die Beine über dem Abgrund baumeln und genießt die entspannte Atmosphäre.
Ban Rak Thai
Nach dieser Pause fahren wir wieder zurück auf die kurvige 1095 und folgen ihr bis nach Ban Huai Pha, wo ca. 20 km vor Mae Hong Son die Straße 4001 nach Ban Rak Thai abzweigt. Knapp 30 km lang führt uns die schöne Route hinauf auf knapp 1500 Meter und weiter an die Grenze zu Myanmar. Ban Rak Thai ist ein chinesisches Dorf und auch auf chinesische Touristen zugeschnitten. Mit Blick auf den See kann man hier Tee trinken oder auch eine Bootsfahrt auf dem kleinen Gewässer machen. Uns hat die Route hier hoch sehr gut gefallen, deshalb halten wir den Abstecher auch wirklich für empfehlenswert. Von Ban Rak Thai selber sollte man nicht zu viel erwarten, da es voll und ganz auf den chinesischen (Massen-) Tourismus ausgelegt ist. Einen offiziellen Grenzübergang zu Myanmar gibt es hier nicht.
Zu Tong Tae Bridge
Nur 12 km von Mae Hong Son entfernt befindet sich diese interessante Bamboo Bridge, die über ein Reisfeld zu einer Tempelanlage führt. Auch hier ist jetzt im Dezember alles abgeerntet und man kann nur erahnen, wie herrlich grün es hier in den feuchteren Jahreszeiten sein muss. Der Tempel ist groß, allerdings sind viele Gebäude momentan noch im Bau, weshalb das ganze einen leichten Baustellen Flair verströmt. Auf der dem Tempel gegenüberliegenden Seite gibt es ein paar Marktstände, wo wir frisch gepressten Orangensaft trinken.
Mae Hong Son
Wenn man sich die Provinzhauptstadt Mae Hong Son auf der Karte anschaut, könnte man meinen, diese sei um den übergroß wirkenden Flughafen herum gebaut. Dieser Eindruck bleibt auch erhalten, wenn man in der Stadt ankommt. Wir übernachten im Jeerang Country Hotel (nur bedingt eine Empfehlung) und besuchen zuerst den oberhalb der Stadt gelegenen Wat Phra That Doi Kongmu.
Wat Phra That Doi Kongmu
Dieser Tempel liegt westlich des Stadtzentrums auf einem Berg und ist bekannt für seine burmesischen Einflüsse bei der Gestaltung. Von hier oben hat man auch einen sehr schönen Blick auf die gesamte Stadt, den See und die dort liegenden Tempel Wat Chong Kham und Wat Chong Klang.
Hinter dem Tempel liegt auf der stadtabgewandten Seite das GT Rider Memorial, welches verstorbenen motorisierten Zweiradfahrern gewidmet ist. Da zollen wir natürlich Respekt.
Mae Hong Son Nightmarket am See Chong Kham
Wir fahren abends mit dem Roller zum Nachtmarkt am zentralen See in Mae Hong Son. Generell ist Mae Hong Son bei weitem nicht so touristisch wie z.B. Pai. Hier auf dem Nachtmarkt gibt es authentisches Thai-Essen und wir probieren vieles aus. Es schmeckt sehr lecker und die Marktleute sind auch wirklich sehr freundlich. Eine tolle authentische Erfahrung.
Unterkunft in Mae Hong Son
Wir übernachten im Jeerang Countryside Resort. Das Hotel mit seinen Bungalows ist prinzipiell ok, die Zimmer sind aber recht unpersönlich und die ganze Anlage nicht sehr einladend. Als Alternative gelten das Fern Resort etwas außerhalb der Stadt oder das Boondee House.
Essen und Trinken in Mae Hong Son
In Mae Hong Son isst man gut und sehr günstig auf dem Nachtmarkt.
Tag 4: Von Mae Hong Son über Khun Yuam nach Mae Chaem
Wir verlassen Mae Hong Son Richtung Süden und bleiben ungefähr 65 km auf der Hauptstraße 108. In Khun Yuam biegen wir dann nach links (Osten) ab auf die 1263. Kurz hinter dem Ort trinken wir einen guten Kaffee mit Gartenblick im “Mountain High Coffee”. Die Straße schlängelt sich durch die Berge und das Fahren macht uns Spaß. Insgesamt fahren wir 100 km auf der 1263, die später zur 1088 wird, bis wir in Chang Khoeng zu Mittag essen. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zu unserer Unterkunft für die Nacht, dem “Mon Sonkeang Camping View”.
Diese Unterkunft ist wirklich ein Geheimtipp in den Bergen (siehe Route). Wir haben eines von nur drei Zimmern gebucht mit eigenem Bad und schöner großer Holzterrasse. Die Gastgeber sind sehr nett und wir essen hier auch zu Abend. In der Ferne sehen wir schon den Doi Inthanon, den höchsten Berg Thailands. Diese schönen Orte machen für uns immer wieder den Reiz des Reisens aus.
Unterkunft zwischen Mae Hong Son und dem Doi Inthanon
Wir übernachten im Mon Sonkeang Camping View Gästehaus. Ein absoluter Geheimtipp, der uns super gefallen hat. Das Gästehaus liegt etwas außerhalb von Chang Khoeng auf dem Weg zum Doi Inthanon.
Tag 5: Über den Doi Inthanon zurück nach Chiang Mai
Nach einem guten Frühstück mit viel frischem Obst fahren wir mit unserem guten Honda PCX 160 los in Richtung Doi Inthanon, dem höchsten Berg Thailands. Wir folgen der 1192 für 15 km, bis links die Straße 1009 in Richtung Doi Inthanon abzweigt. An dieser Kreuzung muss man aber zuvor kurz rechts abbiegen (200 m), um den Eintritt für den Nationalpark zu entrichten. Dieser ist mit 300 Baht für Thai-Verhältnisse recht teuer.
Jetzt folgt der Aufstieg den Berg hinauf. Die Asphaltstraße ist gut, aber es ist frisch und neblig, so dass wieder unsere Regenjacken als Windschutz zum Einsatz kommen. Gut, dass wir diese dabei haben. Es geht steil nach oben und außerdem wird die Luft immer dünner, denn man kann bis fast 2500 m hinauffahren! Von den 15 munteren Pferdchen ist nicht mehr viel übrig und wir tuckern mit zuletzt ca. 30 km/h Topspeed dem Gipfel entgegen. Kurz vor dem Ziel durchbrechen wir die Wolken und es wird herrlich sonnig. Wir parken und schauen uns rechter Hand den Aussichtspunkt unterhalb der Radaranlage an. Danach laufen wir auf den tatsächlichen Gipfel im Wald, wo es deutlich ruhiger zugeht. Wirklich schön hier oben! So ganz anders als auf 2500 m in den Alpen.
Etwas unterhalb des Gipfels geht es zum “Kew Mae Pan Nature Trail”, wo man eine kleinere Rundwanderung mit schönen Aussichten machen kann. Diesen haben wir ausgelassen.
Sehenswert sind auch die beiden großen Pagoden ein paar Meter weiter unten. Um diese zu besuchen, parkt man kostenlos auf einem der großen Parkplätze und benutzt den ebenfalls kostenlosen Shuttleservice zu den Pagoden, die allerdings ein wenig Eintritt kosten. Die Chedis sind entsprechend den Witterungsverhältnissen massiv gebaut und schön gestaltet. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
Zurück nach Chiang Mai
Da wir heute noch unseren Nachtzug nach Bangkok erwischen müssen (dieser fährt gegen 17 Uhr ab), machen wir uns den Berg hinab auf den Rückweg nach Chiang Mai. Die Strecke vom Gipfel des Berges bis zurück in die Stadt ist gut 100 km lang und nach ca. 40 km, als wir links auf die gut ausgebaute 108 in Richtung Chiang Mai abbiegen, ist es mit der Bergstrassen-Romantik vorbei. Hier in der Ebene gibt es viel Verkehr und wir teilen uns den Highway zum ersten Mal seit Tagen auch wieder mit schweren LKW. Wir folgen der 108 bis zurück in die Stadt und nehmen nicht, wie vom Navi vorgeschlagen, die größere 119 mit noch mehr Schwerverkehr.
Gegen 14 Uhr geben wir unseren Roller bei Mr. Mechanik ab, nachdem wir unseren zweiten Rucksack bei Hoh’s Guesthouse abgeholt hatten und nochmal lecker Essen waren. Alles hat reibungslos funktioniert. Wir können diesen Verleih wirklich empfehlen.
Unser Fazit zum Mae Hong Son Loop
Die Motorradrundfahrt auf dem Mae Hong Son Loop ist wirklich ein ganz besonderes Erlebnis. Wir haben wirklich jeden Kilometer auf den Bergstraßen Nordthailands genossen und können nur jedem, der etwas Motorrad- oder Rollererfahrung hat, empfehlen, einmal diese Runde zu fahren.
Was würden wir im Nachhinein anders machen? Die Richtung der Runde ist eigentlich nicht entscheidend. Wenn man aber eine Steigerung bei der Schönheit der Landschaft und den Bergstraßen haben will, sollte man wahrscheinlich anders herum fahren: Zuerst über den Doi Inthanton, dann nach Mae Hong Son und von dort mit allen Abstechern nach Pai. Zwischen Mae Hong Son bietet sich eine zusätzliche Übernachtung an, vor allem, wenn man Ban Rak Thai und die Nam Lod Cave besuchen möchte.
Mit dem Nachtzug nach Bangkok
Vom Motorradverleih lassen wir uns mit dem Tuk-Tuk zur Chiang Mai Railway Station bringen, die etwas östlich der Innenstadt liegt. Die über 12go.asia gebuchten Tickets können wir im nahegelegenen Bossotel Hotel abholen, was ebenfalls reibungslos funktioniert. Laut Ticket heißen wir beide “Ronny”, aber das interessiert niemanden. Um etwas Proviant für die Nacht aufzufüllen, lohnt sich ein Besuch im direkt beim Bossotel gelegenen 7-Eleven. Aber Vorsicht: Man sollte hierbei immer an das Alkoholverkaufsverbot in Thailand denken: Alkoholische Getränke (ja, auch Bier), kann man nur zwischen 10 und 14 Uhr und dann wieder von 17 bis 24 Uhr kaufen. In unserem Fall gab es somit kein Feierabendbier im Zug. Das Alkoholverkaufsverbot dient dem Jugendschutz und ist durchaus nachvollziehbar: In der Zeit zwischen 10 und 14 Uhr sind die jungen Leute in der Schule und nach 17 Uhr (mit etwas Glück) unter der Kontrolle der Eltern. Generell darf Alkohol in Thailand erst ab 20 Jahren konsumiert werden.
Der Nachtzug ist wirklich ein Erlebnis! Wir reisen in einem der alten Wagen der klimatisierten zweiten Sleeper-Klasse, was aber trotzdem Spaß macht und durchaus komfortabel vonstatten geht. Abfahrt ist um 17 Uhr und die ersten Stunden sitzen wir uns auf breiten Sesseln gegenüber, bis dann gegen 19 Uhr der Kabinensteward mit roboterhafter Effizienz das obere Klappbett aufklappt und die unteren Sessel zur Schlaffläche umbaut. Entgegen mancher Berichte war es in unserem Wagen nicht sehr kalt, sondern recht angenehm temperiert. Es lässt sich ein Vorhang zuziehen, so dass man Privatsphäre hat und es auch etwas dunkler wird. Da der Zug nicht sehr schnell fährt und auch nicht allzu oft hält, können wir sogar recht gut schlafen. Die Toiletten und Waschbecken sind am Anfang eines jeden Wagens untergebracht und – sagen wir es diplomatisch – erfüllen ihren Zweck.
In der Morgendämmerung kommen wir gegen 6:30 Uhr an der Krung Thep Aphiwat Central Railway Station in Bangkok an. Was für ein spannendes Erlebnis.